Die schwedische Band verwandelt die Jahrhunderthalle in ein lärmendes Karibik-Paralleluniversum.

Frankfurt (drö) - Dienstagabend, Jahrhunderthalle, Frankfurt. Zwei Vorbands später ist es 21:30 Uhr und die Stimmung irgendwo zwischen 'passt' und 'reicht jetzt aber auch'. Spiritual Cramp und Yard Act spielen jeweils rund 45 Minuten vor einer halb vollen Halle und einer halb konzentrierten Menge. Alles solide, aber eben auch alles ein bisschen wie Anlaufnehmen ohne Sprung.

Sie knallen auf die Bühne

Dann: Schwarz. Licht. Schlag. "Enough Is Enough". Die Hives knallen auf die Bühne. Leuchtende Drums, leuchtendes Logo, leuchtende Anzüge — und ein Publikum, das plötzlich wirkt, als sei es in den letzten drei Sekunden um 40 Prozent angewachsen. Ob wirklich mehr Leute reingekommen sind oder die Band alle optisch breiter macht, bleibt Interpretation.

Egal. Der Opener sitzt. Pelle Almqvist wirbelt sein Mikrofonkabel schon im ersten Song so oft durch die Luft, dass der Tontechniker wahrscheinlich heimlich schon Ersatz in der Hand hält. Und überhaupt: Die Lautstärke ist eine ganz andere Liga als noch bei den Vorbands — eher 'wir testen die Statik der Halle' als 'angenehmer Clubsound'.

Bei "Walk Idiot Walk" fliegen die ersten Becher, ein Drumstick verabschiedet sich unfreiwillig, und zwischen den Gitarrenriffs brüllt Almqvist sein bestes Bühnen-Deutsch in den Saal: "Spitzenklasse!". Das Publikum nimmts an, als handele es sich um einen Freundschaftsorden.

Der Saal brüllt zurück

Dann der Satz: "This Tuesday in Frankfurt is feeling like a Saturday in the Bahamas!" Da karibische Gefilde Hoheitsgebiet der Flippers sind, bleiben wir an diesem Abend lieber in der Frankfurter Jahrhunderthalle — die hat auch ihren Reiz. Ein Sound, der nichts zu wünschen übrig lässt, jedes Instrument klar definiert. Inzwischen ist es ohnehin laut genug, um jeden Strand zu übertönen.

Mit "Rigor Mortis Radio" zieht die Band den Sound dunkler. Almqvist testet die Stimmung pausenlos: "Meine Damen, meine Herren, meine Damen und Herren, meine Damen und Herrrren und alle anderen!" Der Saal brüllt zuverlässig zurück. Während "Born A Rebel" sprintet der Frontmann der Schweden über die Bühne, klettert hinunter zum Wellenbrecher, schleudert das Mikro durch die Luft: Die Crew hinter ihm hat nur einen Job: Das Kabel retten, immer wieder. Ein Sisyphos-Dienst in Schwarz-Weiß-Kulisse.

Schenkelklopfer im Sekundentakt

Mit "Hate To Say I Told You So" gibts den erwarteten Pflichtklassiker: Das Publikum singt die Bassline, weil es muss und das vor allem auch kann. Bei "O.C.D.O.D." erreichen die Dezibel dann endgültig Höchstniveau. "Stick Up", "I'm Alive", "Countdown To Shutdown" — alles kurz, alles fokussiert, keine Filler. Dazu springen die Frontrows ohne Pause, der Rest versucht mitzuhalten. Almqvist stellt noch die komplette Band übertrieben lang, übertrieben liebevoll und übertrieben The Hives-typisch vor, inklusive Schenkelklopfer im Sekundentakt.

So lässt er die Menge schon vor "Tick Tick Boom" die Zugaberufe einüben. Die Generalprobe funktioniert, der Ernstfall dann auch. "Legalize Living", "Bigger Hole To Fill", "The Hives Forever Forever The Hives" bilden das Encore-Trio — eine letzte Dreifachladung Energie, bevor die Hives den Saal verlassen, wie sie ihn betreten haben: mit einem lauten, absolut unmissverständlichen 'Genug ist genug'!

Text: Emil Dröll (Frankfurt), Fotos: Björn Buddenbohm (Hamburg).

Fotos

Hamburg, Sporthalle, 2025 Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!

Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Eine bessere Liveband als die fünf schwedischen Rocker muss man lange suchen!, Hamburg, Sporthalle, 2025 | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm)

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2 Kommentare

  • Vor 4 Stunden

    "lärmendes Karibik-Paralleluniversum"

    Gibt's doch nicht. Ich hab' tatsächlich "lähmendes Karibik-Paralleluniversum" gelesen. Ist das nicht ein schöner freudscher Verleser? :lol:

  • Vor 2 Stunden

    Ich war da, es war mindestens genauso gut, wie ich es mir vorgestellt hatte. Abgefahrene Energie, äußerst entertaining und schon fast zu viel Almqvist'sche Blödelei.

    Vorbands waren auch tip-top, Spiritual Cramp kannte ich noch nicht, werde ich mir aber ausführlicher reinziehen.