Nach dem Mordanschlag auf den Ex-Beatle George Harrison steht seit gestern der Brite Michael Abram in Oxford vor Gericht. Harrison, der seit John Lennons Ermordung in ständiger Angst vor einem Attentat lebt, wird der Verhandlung wohl nicht beiwohnen.
Oxford (ebi) - Dem 34-jährigen Liverpooler wird vorgeworfen, am 30. Dezember 1999 früh morgens in Harrisons Schloss in Henley-On-Thames, Oxfordshire eingebrochen zu sein und den Ex-Beatle niedergestochen zu haben. In dem Prozess, der drei oder vier Tage dauern soll, geht es im Wesentlichen um die Frage, ob Michael Abram zurechnungsfähig ist. Am Tatbestand des versuchten Mordes hat Staatsanwalt Simon Mayo keinen Zweifel.
Nach Polizei-Berichten war George Harrison in der Nacht vom Geräusch splitternder Glasscheiben aufgewacht. Als er nachsehen ging, traf er auf den bewaffneten Einbrecher, der ihn anschrie. Ein "Hare Krishna", das der Ex-Beatle zurückrief, wohl um den Angreifer zu verwirren, half nicht viel, Abram stach ihm mit einem Messer in die Brust. "Ich erinnere mich lebhaft an einen heftigen Stich und daran, wie Luft aus meiner Lunge entwich und sich Blut in meinem Mund sammelte" schrieb der 57-Jährige in einem Statement. Durch die Schreie alarmiert, eilte ihm seine Frau Olivia, die den Täter mit einer schweren Tischlampe überwältigen konnte, zu Hilfe. Die 52-Jährige kam mit leichteren Verletzungen davon.
Nach Angaben seiner Familie ist der Attentäter psychisch krank und drogenabhängig. "Er war besessen von den Beatles und hat sie für Hexen gehalten", wird Abrams Mutter zitiert. Der arbeitslose Familienvater war bereits 1998 in psychischer Behandlung. "Ich habe versucht, Hilfe zu bekommen, aber man läuft gegen eine Wand", so die Mutter. Abrams plädiert in allen Anklagepunkten auf nicht schuldig. Olivia Harrison und ihr Sohn Dhanni wohnten der Eröffnung der Gerichtsverhandlung unter starken Sicherheitsvorkehrungen bei.
Seit John Lennon am 8. Dezember 1980 von dem geistesgestörten Fan Mark David Chapman erschossen wurde, lebt Harrison in ständiger Angst vor einem Anschlag. Sein Schloss in der Nähe von London, das er 1970 gekauft hatte, lässt der öffentlichkeitsscheue Star deshalb mit Stacheldraht, Mauern, Kameras, Wächtern und Hunden sichern.
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