Beinahe sieben Wochen nach seinem Tod liegt James Brown immer noch im Kühlhaus.
South Carolina (joga) - Amerika, seltsames, unbegreifliches Land! Was ist das nur für ein Rechtssystem, in dem entsetzlich dicke Kreaturen gegen McDonalds klagen können, das aber gegen die Folterkammern von Guantanamo versagt? Was sind das nur für Anwälte, die dem verstorbenen James Brown seit Wochen die letzte Ruhe verweigern? Und was sind das nur für Menschen, diese Angehörigen, die die Anwälte bezahlen?
Am ersten Weihnachtsfeiertag ist James Brown gestorben. Seitdem streiten seine letzte Lebensgefährtin, sieben Kinder und drei Nachlassverwalter um das Erbe. Den Nachlassverwaltern, seinen ehemaligen Managern, vermachte Brown die millionenschweren Copyrights. Sie sollen mit dem Geld laut Testament eine Stiftung betreiben, die bedürftigen Kindern ein Musikstudium ermöglicht.
Die sechs erwachsenen Kinder Browns sollen nur die persönlichen Habseligkeiten des Sängers erhalten, Autos, Schmuck und dergleichen. Browns letzte Lebensgefährtin Tomi Rae Hynie und der fünfjährige gemeinsame Sohn James Brown II gehen ganz leer aus. Ob Brown und Tomi Rae Hynie durch eine rechtsgültige Ehe miteinander verbunden waren, ist ebenfalls umstritten.
Dass die Kinder von James Brown und seine letzte Lebensgefährtin an den Einnahmen von Hits wie "Sex Machine" teilhaben wollen, ist vielleicht noch nachvollziehbar. Begraben ist Brown aber deshalb noch nicht, weil es in dem Streit auch um die letzte Ruhestätte des Ausnahmekünstlers geht.
Die Kinder Tomi Rae Hynie wollen Browns Anwesen in Beech Island angeblich zu einem Mausoleum ausbauen, zu einer Wallfahrtsstätte, die wie Elvis Presleys Graceland in Memphis, Tennessee, viel Geld einspielen könnte. Das Anwesen, das James Brown im Testament der Stiftung zuschlug, ist aber ebenfalls Gegenstand der gerichtlichen Auseinandersetzung.
Was sind das nur für Wichtigtuer, die sich anmaßen, die letzte Reise der Legende lenken zu wollen? Bald sieben Wochen ist James Brown nun tot, und noch hat kein Mensch auch nur eine Träne an seinem Grab weinen können. Wer schon einmal Angehörige verloren hat, weiß um die Bedeutung des Begräbnisses als Abschluss der ersten Trauerphase.
Die Trauer aber scheint in diesem Fall allenfalls eine Nebenrolle zu spielen. Wirft dieser Missstand auch einen Schatten auf das Ansehen von James Brown? Mit was für Erbschleichern hat die Legende sich umgeben?
Offenbar hat auch Brown für seine Kinder nicht viel übrig gehabt - außer eben ein paar Autos und etwas Schmuck. Immerhin hatten zwei seiner Kinder ihn schon vor Jahren mit einer fadenscheinigen Begründung verklagt. Sie verlangten Tantiemen, weil die Familie sich gewisse Liedtexte in ihren Kindertagen gemeinsam ausgedacht habe.
Mag sein, dass Brown es versäumt hat, seinen Nachlass so gründlich zu ordnen, dass er auch vor den spitzfindigen und skrupellosen US-Anwälten gut geschützt ist. Die traurige Schlussfolgerung aus dieser desaströsen letzten Reise aber ist eine andere: Erfolg macht einsam. Nicht nur in Amerika.
Noch keine Kommentare