Ein US-Gericht hat einen Antrag der Unterhaltungs-Industrie zur Schließung zweier MP3-Tauschbörsen abgelehnt. Derweil launchte der Computer-Hersteller Apple einen kostenpflichtigen Online-Musikvertrieb.
Los Angeles (ebi) - Nach Ansicht eines US-Bundesgerichts können Morpheus und Grokster nicht für Copyright-Verletzungen verantwortlich gemacht werden. Die MP3-Plattformen könnten das über ihre P2P-Netzwerke getauschte Material nicht kontrollieren, begründete Richter Stephen Wilson seinen Urteilsspruch. Die Verstöße gegen das Urheberrecht seien vielmehr den Usern und nicht der Software anzulasten. Außerdem würden die Systeme auch zu legitimen Zwecken genutzt und könnten deshalb nicht verboten werden, so der Richter weiter. Die Musik- und Filmindustrie hatte die Schließung beider File-Sharing-Plattformen beantragt.
Wilson verwies bei seiner Entscheidung auf das sogenannte Sony-Urteil von 1984. Damals hatte die Filmindustrie versucht, Videorekorder gerichtlich verbieten zu lassen. Die Industrie müsse nun mit den Börsen zusammenarbeiten, statt sie zu bekämpfen, freute sich Grokster-Chef Wayne Rosso. Morpheus-Vertreter Bill Kallmann begrüßte das Urteil gegenüber Reuters ebenfalls. Der Verband der US-Plattenindustrie, Recording Industry Association of America (RIAA), der auch gegen Kazaa klagt, kündigte bereits Berufung an. Die Musik-Tauschbörsen müssten Verantwortung für ihre Nutzer übernehmen. Im Prozess gegen Verizon erzielte die RIAA dagegen eine juristischen Erfolg. Richter John Bates verpflichtete den Internet-Provider, die persönlichen Daten zweier User zu enthüllen, die in großem Stil Songfiles illegal verbreitetet hatten. Verizon will ebenfalls in Berufung gehen.
Den Start des kostenpflichtigen 'iTunes Music Store' des Computer-Herstellers Apple, der auf über 200.000 Titel von fünf Major-Labels zurückgreifen kann, sieht die Plattenindustrie ebenfalls gern. Seit Montagnacht können zu einem einmaligen Preis von umgerechnet 0,90 Euro pro Song Musikstücke downgeloadet werden. Das Musikstück darf zur privaten Nutzung beliebig oft gebrannt und zudem auf drei Computer geladen werden. Nach Angaben des Unternehmens soll der Mac-Version im Herbst eine Windows-Variante folgen.
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