Elektronische Clubmucke, inszeniert mit klassischem Orchester? Funktioniert bestens. Die begleitende Dokumentation gestattet Blicke hinter die sexy aufgebrezelte Fassade.

Berlin / Leipzig (dani) - Um Berührungspunkte drehte es sich bei "Machiavelli" seit jeher, ob im (buchstäblich) ausgezeichneten Podcast-Format zwische Rap und Politik oder, im Rahmen der "Machiavelli-Sessions", zwischen zeitgenössischem Mainstream und klassischer Musik. Die neue Staffel "Machiavelli Sessions & Stories" bringt nun beides zusammen: Aktuelle Acts bekommen ausgewählte Songs mit Orchester dramatisch in Szene gesetzt. In begleitenden Dokumentationen erzählen sie von den Hintergründen und dem Entstehungsprozess. Neben Trettmann, $oho Bani und Apsilon bekommt hier Domiziana eine Bühne. Die wiederum hatte ihren Track "Victoria" mitgebracht:

Wir hörten: das MDR-Sinfonieorchester unter der Leitung von Gordon Hamilton. Er hat den ursprünglich von Alexis Troy produzierten, schwer elektro-lastigen Track für klassisches Orchester und die große Bühne adaptiert. Sehr zur Begeisterung Domizianas, wie die begleitende Doku-Episode offenbart: Sie freute sich besonders darüber, wie treffend der stotternde Beat auch in der neuen Version die Gefühlslage widerspiegelt, in der sie den Track schrieb.

Seit ihrem Erfolg mit "Ohne Benzin" wird sie gerne als Interpretin nicht besonders tiefschürfender Clubmucke wahrgenommen. Ihre "Machiavelli"-Story offenbart aber, dass hinter der lasziv-sexy aufgebrezelten Partymaus-Fassade wesentlich mehr steckt. "Victoria" sei der erste Track gewesen, den sie wirklich für sich selbst geschrieben hatte, so Domiziana. Sie verarbeitet darin eine traumatische Erfahrung und die unangebrachten, dennoch präsenten Schuldgefühle hinterher, falsche Entscheidungen getroffen, ergo quasi "selbst schuld" gewesen zu sein, dass es überhaupt soweit kommen konnte.

"Ich hab' keine Freundin, die nie sexuell belästigt wurde", bringt sie zur Sprache, was wahrscheinlich jede Frau weiß: dass es sich bei sexualisierter Gewalt tatsächlich um ein weit verbreitetes, strukturelles Problem handelt. "Übergriffe, Kommentare und Schlimmeres, alle meine Freundinnen haben so 'ne Story, es ist absolut kein Einzelfall. Es ist krass, dass es immer noch so ein großes Problem ist, und es wird viel zu wenig darüber geredet."

Außer über ihre belastende Erfahrung bei einer Weinprobe und die Herkunft des Songtitels - er referiert auf einen Spielfilm von Sebastian Schipper aus dem Jahr 2015 - erzählt Domiziana von ihrer katholischen Erziehung, ihrer italienischen Herkunft, den hochfliegenden Träumen, mit denen sie vor Jahren nach Berlin gekommen ist, und was daraus geworden ist, und von der Erkenntnis, dass sich Liebe und Familie nicht nur im Kontekt romantischer Beziehungen finden lassen.

Die Episode mit Domiziana findet ihr, wie auch die übrigen "Machiavelli Sessions & Storys"-Folgen, in der ARD-Mediathek. Hier entlang.

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