Nur Oasis und die Pet Shop Boys sagen ihren Auftritt in Roskilde ab, unterdessen ist die Suche nach Ursachen des Unglücks in vollem Gange.
Roskilde (joga) - Drei Tage danach ist noch immer unklar, wie es zu der Katastrophe beim größten Rockfestival Europas in Roskilde kommen konnte. Während des Auftritts von Pearl Jam waren am Freitag Abend ein 26 Jahre alter Polizist aus Hamburg, drei Dänen, drei Schweden und ein Niederländer von der Menschenmasse erdrückt worden. Augenzeugen warfen am Montag in dänischen Medien dem Veranstalter vor, zu spät reagiert zu haben. Ein Mitglied der Sicherheitskräfte soll 15 Minuten lang vergeblich versucht haben, den Abbruch des Pearl Jam-Konzertes zu erreichen. Die Kommandowege seien aber zu lang und zu umständlich gewesen.
Kritisiert wird die Festivalleitung unter Direktor Leif Skov auch, weil sie sich nicht entschließen konnte, das Open Air abzubrechen. "Der Tod darf nicht über Leben siegen - the Show must go on", begründete Skov seine Entscheidung. Außerdem habe man Ausschreitungen wütender Fans und somit weiterem Chaos vorbeugen wollen: "Für die Entscheidung weiterzumachen, werden wir kritisiert werden, für den gegenteiligen Beschluss hätte man uns auch kritisiert''.
Immerhin wird den Organisatoren von Augenzeugen ein ausgezeichnetes Krisenmanagement bescheinigt. Manfred Tari, Herausgeber des Branchendienstes Pop100 berichtet: "Bereits drei Minuten nach dem Unglück war der erste Krankenwagen vor Ort und kurze Zeit später hat ein aus Psychologen gebildetes Krisenteam begonnen, die verunsicherten Fans zu betreuen."
Während sich am Sonntag bereits wieder Feststimmung auf dem Gelände ausbreitete, sagten mit Oasis und den Pet Shop Boys lediglich zwei britische Bands ihre Auftritte ab. Das sei mangelnder Respekt vor den Fans, erklärte daraufhin Leif Skov. "Es wäre respektlos gegenüber den Toten und ihren Familien, genau da zu spielen, wo diese Menschen gestorben sind", gaben die Bands zur Antwort und warfen der Festivalleitung vor, nach dem Unglück die Sicherheitsvorkehrungen nicht verbessert zu haben. Die Fortsetzung des Festivals habe außerdem eine genaue Klärung der Unglücksursache unmöglich gemacht: Der Platz vor der Hauptbühne hätte abgesperrt werden müssen, um nach einer genauen Untersuchung weitere derartige Katastrophen zu verhindern, heißt es auf der offiziellen Webseite von Oasis.
Leif Skov muss sich jetzt den Vorwurf gefallen lassen, er habe aus Angst vor Schadensersatzforderungen und um die Zukunft seines Festivals gehandelt. Auch mit seiner Meinung, das Festival sei "sehr, sehr traurig und sehr ungewöhnlich, wegen der würdigen Reaktion des Publikums auf das Unglück aber auch sehr schön gewesen", dürfte Skov ziemlich allein stehen.
Doch es gab auch Stimmen, die die Fortsetzung des Open Airs begrüßten. Nur so hätten die Konzertbesucher ihre Trauer gemeinsam bewältigen können. Die Leute hätten sich gegenseitig getröstet und wieder aufgerichtet, berichtet Manfred Tari. Schlimm sei vor allem die unverzüglich angerückte Sensationspresse gewesen, die keinerlei Rücksicht auf die Gefühle der Fans genommen habe: "Die haben sich wie Furien benommen!"
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