Die dritte Folge drehte sich ganz um die Prinzen: "Sing Meinen Song" feiert auf Vox eine 90er Party und übertrumpft damit einen Bestwert.
Kapstadt (phi) - Wir haben uns alle lieb! Die dritte Folge von "Sing Meinen Song" auf Vox beginnt gewohnt schmalzig. "Wir wachsen zusammen" heißt es etwa nach einem Schnellbootausflug über den Atlantik, mit Prinz Tobias Künzel am Steuer. "Man lernt sich auf einer ganz anderen Ebene kennen" schwärmen die Teilnehmer der zweiten Staffel.
In Südafrika herrscht also weiterhin Friede, Freude, Eierkuchen. Nachdem die Ausgabe rund um Andreas Bourani bei den Quoten auf hohem Niveau etwas eingebüßt hatte, feiert Vox mit der Ausgabe über die Prinzen wieder einen vollen Erfolg: Mit 13,3% Marktanteil in der umworbenen Zielgruppe schlägt die dritte Folge sogar den Bestwert von Andreas Gabalier (12,2%) aus der ersten Staffel von 2014.
Das liegt wohl vor allem an den Protagonisten der Sendung: Im Gegensatz zu Bourani sind die Prinzen nun schon über 20 Jahre im Geschäft. Und besitzen scheinbar immer noch eine größere Anziehungskraft als so mancher Newcomer. In der letzten Woche mokierten wir uns noch über die zu große Ähnlichkeit der Künstler und die rar gesäten Hits von Kollegen wie Bourani, die das eigentlich spannende Konzept der Sendung verderben.
Hits, Hits, Hits
Das funktionierte gestern Abend besser: Von den Prinzen und ihrem aktuellen Album kann man halten, was man will: Sie prägten die Neunziger mit ihrem Chor-Sing-Sang und bunten Punk-Frisuren. Ihr musikalisches Werk sei "deutsches Liedgut", wie Gastgeber Naidoo immer wieder betonte.
Den Anfang machte Christina Stürmer mit ihrer rockigen Interpretation von "Alles Nur Geklaut". Der "Ganzkörpersänger" Hartmut Engler von Pur nahm sich "(Du Musst Ein) Schwein Sein" vor, inklusive Grunzer am Ende. Für einen Höhepunkt sorgte wie schon letzte Woche Wirtz mit seiner Version von "Millionär". Die E-Gitarre umgeschnallt, verpasste er dem Song mit neuer Melodie einen melancholischen Moll-Anstrich. Damit verfrachtete er die nun schon 24 Jahre alte Single mal eben ins 21. Jahrhundert.
Nachdem die Prinzen zusammen mit Bourani die Promo-Kurbel für ihr "Familienalbum" drehten und mit dem seichten "Er Steht Im Regen" die Stimmung wieder abkühlten, war Gastgeber Naidoo dran. Mit seinen zweifelhaften Aussagen und Auftritten auf Reichsbürger-Versammlungen hatte sich der Sänger zuletzt ins politische Abseits manövriert. Dass er sich ausgerechnet "Deutschland" aussuchte, überraschte da schon etwas. "Ich weiß, deine Einstellung ist völlig korrekt" solidarisierte sich Krumbiegel nach kurzer, peinlicher Diskussion mit Naidoo. Seine Soul-Version bot, bis auf den kurzen Beatboxpart am Anfang, aber nichts Spannendes.
Catterfeld macht auf sexy
"Es war hier 20 Grad heißer" schwärmte Bourani nach Catterfelds Medley aus "Küssen Verboten" und "Alles Mit'm Mund". Die sonst so brav und zurückhaltend wirkende Sängerin hatte sich für ihren Auftritt etwas einfallen lassen. Mit Hüftschwung und Akustik-Gitarre brachte sie die Couch zum Johlen. Eine "Sing Meinen Song"-Folge ohne Tränen? Nein, selbst bei Prinzen-Songs blieben die Augen nicht trocken. Tobias Künzel rührte Bouranis Fassung von "Schlaflied" so sehr, dass er den Titel zusammen mit Catterfelds Medley sogar zum "Song des Abends" auszeichnete.
Im Gegensatz zur langatmigen Bourani-Folge bot die dritte Ausgabe von "Sing Meinen Song" tatsächlich Unterhaltung. Das lag zum einen an den kreativen Versionen der alten Prinzen-Hits. Zum anderen spielt auch der Nostalgie-Faktor eine Rolle. Das funktioniert wie eine 90er-Party: Rein musikalisch äußerst fragwürdig, aber spätestens nach dem dritten Bier grölt auch der Letzte im Laden bei den Backstreet Boys mit.
2 Kommentare mit 2 Antworten
Warum ihr euch dass immer an tut versteh ich nich, aber gut zu meiner Unterhaltung trägts bei
Gut das meine Gebühren mir jetzt besseres finanzieren hier.
Man sollte an dieses Format vielleicht auch mal richtige Künstler ranlassen und nicht die versammelte Melange deutscher Musikbiedermeierei, denn die Grundidee ist ja durchaus interessant, scheitert aber grandios an der Umsetzung.
Ach, die Creme de la Shit ist für das Sendeformat genau richtig. Vollspackos unterhalten Vollspackos. Hier kommt zusammen, was zusammen gehört. nuff said
Man nehme Daniel Wirtz da bitte aus. Zumindest wenn er so abliefert wie auf "11 Zeugen" und "Erdling" (Akustik Voodoo war schwach).