Weil Israel 2026 zum ESC nach Wien fahren kann, kündigen vier Länder ihren Rückzug an.
Genf/Wien (ebi) - Israel nimmt an der 70. ESC-Ausgabe in Wien teil, Spanien, Irland, die Niederlande und Slowenien dagegen nicht. Diese Länder hatten bereits in den vergangenen Monaten mit einem Boykott des Wettbewerbs gedroht, sollte Israel nicht ausgeschlossen werden. Damit steht der ESC erneut vor einer großen Zerreißprobe, und das ESC-Motto der Wiener Ausgabe, "United by Music", ist bereits jetzt ad absurdum geführt.
Regeländerungen statt Ausschluss
Die Europäischen Rundfunkunion (EBU) umging gestern Abend auf ihrer Generalsversammlung in Genf eine mögliche Abstimmung über den Ausschluss Israels, indem die große Mehrheit der teilnehmenden öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten stattdessen für eine Anpassung des Regelwerks stimmte: So wird u.a. beim Voting das Verhältnis zwischen Jury‑ und Publikumswertung zugunsten der Jury verschoben.
Zudem werden Kampagnen eingeschränkt, die von Regierungen oder Dritten unterstützt oder initiiert werden. Die EBU will so politische Einflussnahme im Vorfeld verhindern und die Neutralität des Wettbewerbs stärken. Alle Länder, die das neue Regelwerk akzeptieren, dürfen an dem weltweit größten Musikwettbewerb teilnehmen.
Geteiltes Echo
Die Antworten folgten prompt. Während sich ARD und ORF freuten und Israels Präsident Izchak Herzog die Entscheidung in den Sozialen Medien lobte, erklärten die Sender von traditionsreichen Teilnehmerländern wie Spanien und Irland sowie die Niederlande und Slowenien noch in Genf, den ESC 2026 boykottieren zu wollen. Sie schicken weder Künstler:innen nach Wien noch übertragen sie den Wettbewerb oder geben Geld, berichtet die Tagesschau.
Spanien, Irland, die Niederlande und Slowenien begründen ihren Boykott mit dem Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen und dem Leid der Zivilbevölkerung. Sie werfen der israelischen Regierung zudem vor, diese habe das Voting beim diesjährigen Songcontest aus politischen Gründen manipulieren wollen.
Weitere Länder wie Island, Belgien und Finnland hatten bei einer Teilnahme Israels ebenfalls mit einem Boykott gedroht und werden sich nun zunächst über ihr weiteres Vorgehen beraten. Umgekehrt hatten Länder wie Deutschland ihre Teilnahme am ESC in Frage gestellt, sollte Israel ausgeschlossen werden.
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig ist enttäuscht
Spanien gehört zu den fünf wichtigsten Geldgebern des Contests, Irland und Niederlande sind mit sieben bzw. fünf Siegen traditionell sehr erfolgreiche Teilnehmer beim ESC. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig zeigte sich dementsprechend enttäuscht: "Ich bin generell skeptisch, was den Boykott von Künstlerinnen und Künstlern angeht – insbesondere, wenn es ihre Herkunft betrifft", zitiert ihn die Zeit. Auch ORF-Intendant Roland Weissmann bedauerte die Absagen.
Israel hatte den ESC 2024 in Basel nur knapp verloren: Beim Publikums-Voting lag Sängerin Yuval Raphael ganz vorne, in der Gesamtwertung reüssierte am Ende aber JJ für Österreich. Die Halbfinals des ESC 2026 finden am 12. Mai und 14. Mai in der Wiener Stadthalle statt. Das große Finale steigt dann am 16. Mai.

2 Kommentare mit 18 Antworten
Mist, da muss ich ja langsam Angst bekommen, dass das ganze Ding zu kurz wird, um noch ordentlich betrunken zu werden.
Kann Deutschland evtl. mit zwei Songs antreten?
Keine Sorge.
Barbara „ich moderiere alles“ Schöneberger labert einfach 20
Minuten länger
vorglühen bruder keine party ohne vorglühen
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Iren haben vor allem Erfahrungen mit Briten gemacht, und sie wurden seit Jahrhunderten von denen ausgebeutet, erniedrigt, ermordert. Dass von den Iren eine Solidarität mit Menschen ausgeht, die sich Souveränität wünschen, ist nachvollziehbar.
Die Iren sind generell einfach spiritueller unterwegs, denke ich. Die machen sowas nicht einfach mal so.
der vergleich irland - palästina ist windschief und hakt. erspare mir, dies weiter auszuführen, da man dieses thema innerhalb weniger sekunden selber googlen kann. sich mit leuten zu solidarisieren die im eigenen land für innenpolitische herausforderungen sorgen ist nach meinem gusto ziemlich dümmlich.
Ich glaube, die Iren können halt besser zwischen Support für Menschen und Globalpolitik auf der einen Seite und Idioten, wie es sie in jedem Land, jeder Nation, jeder Ethnie etc. gibt, auf der anderen Seite, differenzieren. Für deutsche AfD-Pimmel ist der "Von Außen"-Kommende per se ein Verbrecher, Querulant, Staatsschädling, Nutznießer, Unruhestifter, Herausforderung ... Usw.
differenzieren oder eben doch nur augen verschliessen und nebenbei fleissig kneecap hören
Kannst du nicht einfach in irgendeiner Kommentarspalte von Welt oder einem anderen Springer-Medium gegen Immigranten hetzen? Da musst du dich auch nicht verstellen.
Auf welchen Zeitraum unser Historie bezieht sich eigentlich dein Username, den wo ich gerade gelesen habe?
Auf die Kritik an Kriegsverbrechen mit "ja aber die kriminellen Ausländer" antworten ist schon ein stabiles Stück Menschenfeindlichkeit.
Ja, dieser Reflex ist widerlich. Kollektivbestrafung von Künstler*innen wg. "ihrer" Regierung ist aber ebenfalls Übelkeit verursachend. Nicht alle Israelis sind Bibi-Fans, nicht alle Israelis sind Juden, nicht mal alle Künstler*innen sind stramme Nationalisten und werden direkt aus der Knesset zum ECS geschickt.
@bowbow: Alte Werte halt. Ich schätze das Alter dieser Werte spontan auf gut 80-100 Jahre.
Die Erfahrungen der eigene Kolonialgeschichte sind ganz explizit der Grund, weswegen Irland sich zum absoluten Großteil gegen Israel positioniert. Gerne sei auch mal an die Black & Tans erinnert - britische Terrormilizen, die u.A. wegen ihrer Foltermethoden gefürchtet waren, und nach ihren Einsätzen in Irland sofort nach Israel geschickt wurden, um das israelische Militär auszubilden. All das ist nach wie vor sehr stark im Bewusstsein der meisten Iren, mal sagen.
Alte Werte ist nur ein Agent Provocateur
Ragi spricht wahr.
in (Nord)Irland gibt es seit einem dreiviertel jahr (starke) gewalttätige, pogromähnliche ausschreitungen, die sich auch gegen geflüchteteneinrichtungen richtet, weil im frühjahr 2 flüchtlinge ein irisches mädchen vergewaltigt haben sollen.
Im oktober haben irische Politiker angekündigt, dass sie keine gesetze gegen hatespeech erlassen werden, sollte die EU das beschließen
man kann davon ausgehen, dass viele iren gleichzeitig gegen israel und gegen geflüchtete sein können