Regenbogen-Symbolik unerwünscht: In Basel sind nur noch Nationalflaggen erlaubt. Umstritten bleibt weiterhin die Teilnahme Israels.

Basel (drö) - Für den diesjährigen Eurovision Song Contest in Basel gilt erstmals ein verpflichtender Verhaltenskodex für alle Beteiligten. Der Schritt erfolgt offen in Konsequenz auf die Kritik am letztjährigen ESC in Malmö. Die Veranstaltung war "überschattet von Demonstrationen und nicht enden wollenden Boykottaufrufen gegen die Teilnahme Israels am Wettbewerb", heißt es auf der offiziellen ESC-Website.

Die Maßnahme, die nun am meisten Kritik erntet: Die Teilnehmenden dürfen in diesem Jahr nur noch die eigene Nationalflagge auf der Bühne zeigen. Damit sind beispielsweise die Regenbogen- und Nonbinary-Flagge nicht mehr erlaubt. Dieses Verbot gilt nicht für das Publikum, hier bleiben allerlei Flaggen erlaubt, "solange sie keine politischen Botschaften oder Hasssymbole enthalten". Auch die palästinensische Flagge darf in diesem Jahr gezeigt werden. Das neue Flaggenverbot soll die "politische Instrumentalisierung des Wettbewerbs" verhindern.

Im vergangenen Jahr hatte der nichtbinäre Künstler Nemo aus der Schweiz den Wettbewerb gewonnen, mit auf der Bühne war die Nonbinary-Flagge. In diesem Jahr könnte das Zeigen ebendieser Flagge zu einem Wettbewerbsausschluss führen.

Der neue Verhaltenskodex beinhaltet auch Schutzmaßnahmen wie "weniger öffentliche Proben" und "klar geregelte Drehverbote in sensiblen Künstlerbereichen". Die Neuerungen gehen aus Bestimmungen der European Broadcasting Union (EBU) und dem Kanton Basel-Stadt hervor.

Streitpunkt Israel

Die Teilnahme Israels am ESC ist auch in diesem Jahr wieder umstritten. Dem britischen Independent soll ein offener Brief an die EBU vorliegen, in dem 72 ehemalige ESC-Teilnehmer den Ausschluss Israels aus dem Wettbewerb fordern. Das öffentlich rechtliche Rundfunkprogramm KAN wird darin beschuldigt, "am israelischen Völkermord an den Palästinensern in Gaza und am jahrzehntelangen Apartheidregime und der militärischen Besetzung des gesamten palästinensischen Volkes mitschuldig zu sein."

Auch die öffentlich-rechtliche Rundfunkgesellschaft in Irland, RTÉ, hat Kritik an der Teilnahme Israels ausgeübt und fordert eine Diskussion "ungeachtet der Tatsache, dass das Kriterium für die Teilnahme" die Mitgliedschaft in der EBU ist, berichten britische Medien. Die EBU erklärte, dass Israel zum Wettbewerb zugelassen wurde, weil das Land durch die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt KAN und nicht durch seine Regierung vertreten wird.

"Das Flaggenverbot ist ein Schlag ins Gesicht"

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, äußerte sich auch Geri Müller, Präsident der Vereinigung Swiss Palestine, kritisch zur Teilnahme Israels: "Russland wurde nach seiner Invasion in der Ukraine von der Eurovision ausgeschlossen, aber Israel darf weiterhin teilnehmen, obwohl es im Gazastreifen einen Völkermord begeht."

Bezüglich des Flaggenverbots äußerten sich Organisationen wie Pink Cross, eine Schweizer Gruppe für die Rechte von Schwulen und Bisexuellen. "Die Eurovision ist ein Fest der Solidarität und Toleranz und hat eine lange Geschichte der Unterstützung von LGBTQ+-Rechten", sagt Geschäftsleiter Roman Heggli. "Das Flaggenverbot ist ein Schlag ins Gesicht". Gegenüber Reuters verteidigt EBU-Direktor Martin Green die Einschränkung, die dazu gedacht sei, Klarheit und Ausgewogenheit zu schaffen: "Die Eurovision braucht keine Flagge, um ihre Verbundenheit mit der LGBTQ+-Gemeinschaft zu demonstrieren", sagt er. "Man muss nur die Show sehen, die Leute sehen, die teilnehmen und hören, worüber sie singen."

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1 Kommentar mit 2 Antworten

  • Vor 3 Stunden

    Als Kind hatte ich mal so ein Sticker-Sammelbuch für Flaggen. Das war ne Gaudi. Schöne Abwechslung vom schnöden Lego-Alltag. Später dann zwar durch Panini-Sticker abgelöst, welche ja auch mehr oder weniger Flaggen-Inspiriert sind - im weitesten Sinne -, aber die Faszination ist geblieben und vor allem die Frage: warum schwenken Menschen ihre eigene Landesflagge und nicht diejenige, die sie am schönsten finden? Kennt ihr diesen typischen alle-zwei-Jahres-vorbei-guck-Onkel, der immer so pseudo-rhetorisch frägt, welche Flagge denn am schönsten sei und man auf die Antwort "Äquatorialguinea" dann die Gegenrede erhält, "Nene, Deutschland wäre die richtige Antwort gewesen (lachen)". Für mich war das damals völlig unverständlich. Da sieht man mal, wie man durch Erziehung und Schulsystem komplett versaut wird. Übrigens hoffe ich für die obige Veranstaltung, dass nicht so viele aus Kenia anwesend sind bzw. ob die dann überhaupt reindürfen?

    • Vor 3 Stunden

      ... übrigens sehe ich gerade in einem vorherigen Artikel, dass Malta seinen "Kant-Beitrag" umschreiben musste.
      Bin maximal verwirrt. Sind Kategorien jetzt gut oder doof? Ich lege mich besser schlafen und hoffe abermals, dass die Aliens mich abholen. Schönes Wochenende!

    • Vor 3 Stunden

      ... oh, nein. Die hessische NABU ruft dieses Wochenende zum Vögel-Zählen auf um Haus & Garten, per Zuhören in eine App eintragen. Ich mach mal lieber die Rollladen zu. Das ist alles so ein Albtraum hier nur noch.