Mit "Tanz auf dem Vulkan" blickt das Duo auf dunkle Stunden der deutschen Geschichte zurück und beschwört eine ähnlich düstere Zukunft.
Berlin (dük) - Zugezogen Maskulin veröffentlichen die zweite Single ihres kommenden Albums "10 Jahre Abfuck" und liefern damit neuen Rap, bei dem es sich lohnt, auf den Text zu hören und auf den Inhalt einzugehen: "Tanz Auf Dem Vulkan" ist politisch geladener Hip Hop mit Anspielungen auf düstere Stunden der deutschen Geschichte und einem pessimistischen Blick auf die Zukunft.
Der neue Song des Berliner Duos besteht aus zwei hektischen Strophen und einer sich musikalisch davon stark abhebenden Hook. Der von Ahzumjot und Silkersoft produzierte Beat schmeißt den Hörer ins kalte Wasser und verlangt die volle Aufmerksamkeit.
Finstere Vergangenheit
Die sollte man jedoch auch dem ersten Part schenken, möchte man wissen, was aktuell so in den Köpfen der Zugezogen Maskulin-Rapper vor sich geht:
"Ich wurde geboren im Vulkan meiner Ahnen / Zuletzt ausgebrochen vor fünfzig Jahren", steigt Testo ein. Ein Blick auf sein Geburtsdatum macht deutlich, dass mit diesem Vulkanausbruch der Nationalsozialismus und Zweite Weltkrieg gemeint sind.
Nur wenige Sekunden später springt der Rapper einige Dekaden nach vorne, zu folgenden Ereignissen: der Angriff von rechtsradikalen Skinheads auf Besucher eines Konzerts in der Zionskirche 1987 und die Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen 1992: "Die Nachfahren blieben beim Schießen und Marschieren / Und lernten sich an Störenfrieden abzureagieren / Stürmten die Zionskirche, brüllten 'Juden raus!' und warfen dann die Mollis in das Sonnenblumenhaus."
Finstere Gegenwart
Am Ende seines Verses kommt Testo wieder in der Gegenwart an: "Plötzlich fallen Schüsse vor Synagogen / Und Rechtsradikale gewinnen an den Urnen / Das sind Traditionen von Schweigen und Gewalt / Wann ziehen wir uns endlich den Stachel aus dem Fleisch?" "Schüsse vor Synagogen" fielen in Deutschland zuletzt vor nur wenigen Monaten beim Anschlag in Halle (Saale) am 9. Oktober.
Im Refrain nehmen Zugezogen Maskulin dann auch Bezug auf ein weiteres aktuelles Problem, die Corona-Krise: "Wenn die Schlagzeilen uns ins Mittelalter schreien / Armeen der Einzeltäter um die Wette knallen / Und keine Atemmaske mehr in den Regalen / Dann lass' dich Fallen, tanz' auf dem Vulkan". Das ist also die Lösung, die das Duo dem Hörer anbietet: der Tanz auf dem Vulkan.
Finstere Zukunftsaussichten
Grim104 zeichnet in seinem Part ein düsteres Bild für den weiteren Verlauf der 2020er Jahre. Er rappt von Armut, aussterbenden Tieren, Überwachungs-Drohnen und vom Verbarrikadieren.
Noch eine Anmerkung zum Instrumental: Sollte das kleine Intro, womöglich ein Sample der "Insel mit zwei Bergen", auf Jim Knopf und dessen Abenteuer im Land der tausend Vulkane hinzeigen, dann ist Ahzumjot diese Anspielung gelungen.
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