laut.de-Kritik
Eine Pop-Platte mit Dudelsack und Harfe.
Review von Sven KabelitzÜber ein Jahr hat "Bretonne" gebraucht, um die offenen Grenzen zwischen Frankreich und Deutschland zu überwinden. Während Merkel und Sarkozy zeitgleich aus dem Kuscheln kaum noch raus kommen, müssen wir 'normalen' Nachbarn musikalisch immer wieder erst miteinander warm werden.
"Bretonne" erzählt uns das Märchen von der Bretagne. Nolween Leroy ist in diesem einzigartigem Teil im Norden Frankreichs groß geworden, hier, wo einst die Kelten hausten und ihre Spuren hinterließen.
Doch Obacht ist geboten! Denn neben all dem Gerede von Hommage, Tradition und Folklore ist das Album vor allem eine Pop-Platte mit Dudelsack und Harfe. Am Ende klingt sie wie eine Mischung aus Clannad, der Kelly Family und Mylène Farmer.
Mit ihrem warmen Timbre singt Nolween Leroy Lieder über kleine Mädchen und Matrosen, macht nicht nur in der eigenen Heimat halt, sonder zieht los bis in die irischen Highlands. Unterstützung findet sie beim alten Haudegen Jon Kelly, der bereits Kate Bush, Chris Rea und Tori Amos produziert hat.
Neben dem Opener "Tri Martolod" finden sich noch weitere Traditionals wie "Siuil A Ruin" und das freudige "Dans Les Prisons De Nantes", die gemeinsam eine romatische Vorstellung der Bretagne aufleben lassen. Die alten Gassenhauer "Scarborough Fair" und "Greensleeves" kann Leroy auch fehlerfrei wiedergeben.
"La Jument De Michao" erleichtert dem geneigten Radio-Hörer die Einführung in das Album mit einem poppigen Synthesizerteppich. Entgegen des eigenen Anspruchs kommt "Suite Sudarmoricaine" nur knapp über den Status eines besseren Eurovision Song Contest-Beitrags voller Klischees hinaus.
Wie aus einem der Herr der Ringe Filme entkommen klingt "Mna Na H-Eireann", heimliches Highlight des Albums. "Brest" ist ein einfallsloser französischer Pop-Rocker.
In den Medien wird immer wieder der Vergleich zu einer anderen momentan populären Sängerin gezogen. Dabei eint die beiden Französinnen bis auf das Heimatland und die Haarfarbe sehr wenig. Der Intensität von Zaz humpelt "Bretone" doch etwas hinterher. Zu unterschiedlich gerät die Qualität, zu oberflächlich und brav die Interpretationen der alten Lieder.
Noch keine Kommentare