laut.de-Kritik
Puh! Heftig! Da jault die Schlaghose!
Review von Jasmin LützEs tut mit ja wirklich leid. Ich habe mich wirklich bemüht. Ich habe sehr oft den CD-Player angeschmissen und die neue Ocean Colour Scene Scheibe angehört. Aber "Mechanical Wonder" gefällt mir einfach nicht. Da hilft auch nicht, dass sie aus Great Britain kommen und ihr Produzent Jimmy Miller war, der auch schon die Stones zum Rollen brachte.
Auch wenn mich jetzt einige Endachtundsechziger am liebsten in ihre Pfeife stopfen würden, die mittlerweile fünfte Platte der englischen Truppe ist meiner Meinung nach schlicht und einfach ein Remake des Westcoast-Pop der 70 Jahre, ohne wirklich relevante Anbindung und Bezug zur Musik 2001! "Repetition in the music and we never gonna loose it" verhilft in diesem Fall zu einem faden Beigeschmack.
Bei "Up On The Downside" erleben wir lustige, langhaarschüttelnde Kiffer, mit bunten Tüchern im Haar, die armeschwingend gen Himmel jauchzen. Oder nehmen wir den vierten Song "Biggest Thing". Trief, Schluchz, Heul! Klingt wie eine Mischung aus Joe Cocker und Rod Steward. Puh! Heftig! Da jault die Schlaghose. Bei "Sail On My Boat", laut Aussage des beiliegenden Flyers eine "direkte, perfekte Kompositionen von lässiger Mühelosigkeit", erleben wir die eigentlichen Ausmasse des OCS-Dilemmas. Sehr gut gemachte Popmusik, höchstwahrscheinlich passend für den nächsten Spott der Becks-Werbung, oder?
"Give Me A Letter", yeah, Let's Rock! Ganz nettes Piano Solo, aber diese Gitarre stört. Und die Stimme raucht zu sehr. Rod Stewart trifft Chris de Burgh auf einer Jam-Session irgendwo auf einem kleinen Hügel in Pulheim.
Schon bei "One From The Modern" hatte man den Eindruck, dass OCS diese Platte doch eher in der 70ern aufgenommen haben. Aber weit gefehlt. Die Platte ist 1999 veröffentlicht worden. Das gibt mir zu denken. Schön, dass ihr drittes Album "Marchin' Already" Millionen Mal in ihrem Heimatland verkauft wurde. Die Briten sind ja manchmal nicht so wählerisch.
Bleiben wir aber beim aktuellen "Kassenschlager". Bei "If I Gave You My Heart" hat man es mit Streichern versucht, aber selbst das klingt nicht überzeugend. Immer wieder denke ich, "das kenne ich irgendwoher"? Alles schon mal gehört. OCS kleben an ihren Idolen und finden einfach nicht so richtig zu sich selbst. Mehr Mut, meine Herren. Talent ist ja vorhanden, aber vielleicht zu wenig Selbstvertrauen? Es gibt doch soviel gute neue Musik von der Insel. Tatsache ist, OCS haben keinen eigenen Stil. Das Lebendige fehlt. Der Wiedererkennungseffekt!
Vielleicht sollte ich es doch mal mit einem Joint probieren? Aber da habe ich jetzt eigentlich keine Lust drauf. Ich denke, das würde bei mir auch nichts nutzen. "Mechanical Wonder" im Rauschzustand lauschen oder absolut nüchtern. Das Ergebnis würde mich interessieren.... allerdings soll das hier keine Aufforderung zum Drogenkonsum sein. Oder doch: "Leute, nimmt mehr Drogen, dann ist diese Art von Musik auch zu ertragen"! "Let The Sunshine In"! Woodstock lebt leider immer noch! Schlimm ist das!
3 Kommentare
Jesus, was für eine unfaire Kritik. Ist der Hass auf die 60er wirklich so stark, Frau Lütz? Was bitte war an Woodstock schlimm?
Kenne es leider nicht. Aber wie gesagt: Marchin' Already und Moseley Shoals sind der Hammer. Soo schlecht kann es nicht sein.
Wir hatten uns ja kürzlich noch drüber unterhalten, da dachte ich, ich schieße mir mal eine bei Ebay. Nach ein paar Durchläufen würde ich sagen, "Mechanical Wonder" ist ganz nett, aber schon schwächer als die beiden älteren Scheiben. Aber kann ja noch wachsen.