laut.de-Biographie
Patrick Wind
Die Presse feiert ihn als "Alan Parsons des 21. Jahrhunderts" und seine Werke als "Musik für die Bilder im Kopf". Sänger, Songwriter, Komponist, Produzent und Toningenieur Patrick Wind geht die Sache gelassen an. Sein simpler Rat: "Hinsetzen. Augen zumachen. Musik hören."
Geboren am 23. April des bewegten Jahres 1968 in Lindau steckt sich Patrick Wind schon früh hehre Ziele. Nachdem sein erster Berufswunsch, Feuerwehrmann, bei der Mutter auf wenig Gegenliebe stieß, fasst er eine nahe liegende andere Karriere ins Auge: "Ich will Beatle werden." Einwände des Sandkastenkumpels, dazu müsse man aber erstens ein Instrument beherrschen, und zweitens hätten sich die Beatles aufgelöst, föhnt der Siebenjährige unbeeindruckt mit Hilfe eines lautstark abgespielten "Help!" vom Tisch und startet in ein Leben voller Musik.
Erste Live-Erfahrungen verschafft er sich ab 1984 als Songwriter und Gitarrist der Rock-Combo The Message, mit deren Sänger Homayoun Motamed Afshari ihn ein langer gemeinsamer Weg bevor steht. Auf der Suche nach neuen Klängen beginnt er im Jahr darauf, mit Schlagzeuger Thomas Joeckel an Synthesizern zu basteln, elektronische Sounds und ihre Kombination mit traditionellen Klängen zu erproben. Für die Umsetzung ihrer Ideen heben die beiden das Projekt Human Touch aus der Taufe.
Mit 18 wird Ernst aus dem Spaß: Patrick schmeißt 1986 die Schule und zieht nach München, um dort ein halbes Jahr lang die School of Audio Engineering zu besuchen. Obwohl er die Entscheidung als wichtigen Schritt empfindet, hält es ihn nicht lange in der Bayernmetropole: Bald schon hat ihn die Bodenseeregion wieder.
1988 trägt die Arbeit mit Human Touch Früchte: Zusammen mit dem türkischen Disco-Pop-Projekt Microp MA entsteht die Single "Seninle". Die Nummer, die als eine der ersten überhaupt türkische Lyrics mit Pop-Musik verbindet, gerät in den Clubs von Istanbul zum Hit. Aufbauend auf diesem Erfolg gründen Patrick Wind und Thomas Joeckel 1990 in Konstanz, ebenfalls unter dem Namen Human Touch, das erste eigene Tonstudio.
Bei Aufnahmen mit Dr. Otto Heinrich Silber, zugleich Mediziner, Jazzgitarrist und führender Experte auf dem Gebiet der Klangtherapie, kommt Patrick Wind mit neuen Einflüssen in Kontakt. Silber führt ihn an zahlreiche Ethno- und Weltmusik-Instrumente, darunter tibetanische Klangschalen und Didgeridoos, heran. Nebenbei entsteht mit dem "Klavierkonzert Nr. 1, e-Moll" Winds erstes Werk für Orchester. Zudem komponiert er für Radio und fürs Werbefernsehen in Deutschland und der Schweiz.
Mit Petgrooves Michael Fetscher und wieder einmal Homayoun Motamed Afshari unternimmt Patrick Wind den Versuch, alle ihn umtreibenden musikalischen Einflüsse unter einen Hut zu bringen. Infolge mangelnden Interesses von Labelseite und fehlender Vertriebsmöglichkeiten landet das Weltmusik-Projekt jedoch bald wieder im Eisschrank. Immerhin: Wind verzeichnet mit der Single "Men Don't Cry" gemeinsam mit Alvaro und Toshiyuki Hiraoka einen Erfolg - in den japanischen Billboard-Charts.
1996 beginnt Patrick Wind mit seiner Tätigkeit als Toningenieur beim SWR. Parallel dazu kümmert er sich um etliche Produktionen, hauptsächlich aus dem Jazz- und Electronica-Bereich. Als besonders bedeutsam stellt sich für ihn ein Album heraus: Hubl Greiners Hulu Project-Debüt "Chat". Der Ex-The Blech-Drummer, der an zahllosen Fronten, darunter auch gemeinsam mit Franz Dobler bei The DJ Hoerspiel Ensemble, aktiv ist, verpasst Wind den nötigen Tritt in den Hintern und inspiriert ihm zu seinem "Elements"-Vorhaben.
Als Trilogie geplant, soll "Elements" alle Arten von Musik, an denen sein Herz hängt, sowie Musiker, mit denen Patrick Wind bereits gute Erfahrungen gemacht hat, zusammen führen. Schon die eine erste Demo-Version schindet 1998 Eindruck und verschafft Wind den Auftrag für die Filmmusik zur RTL-Produktion "Tödliche Wildnis". Die Serie wird neben Deutschland auch in Österreich, der Schweiz und in Frankreich ausgestrahlt.
Für "Elements" holt sich Patrick Wind zahlreiche Mitstreiter ins Boot. Zu hören sind unter anderem Improvisationen des Basler Trompeters Lukas Merki, Soulsängerin Renée Rousseau aus Los Angeles, Pianist Paul Amrod sowie Schriftsteller Martin Walser, dessen "wunderschönes R" den Gastgeber schier zu Begeisterungsstürmen hinreißt. York aus den Reihen der Jazzkantine steuert einen Saxophon-Part bei, nachdem ihn eine bei einer Mitfahrgelegenheit aufgeschnappte Vorab-Fassung entzückte: "Cooler Track, machen wir's morgen früh." So schnell kann's manchmal gehen.
Der erste Teil von "Elements" erscheint 2001 und wird in einem Feature beim Deutschlandfunk abgefeiert. BR, SWR und Radio Bremen wollen dem nicht nachstehen und bringen ebenfalls Beiträge über den von seinem Urheber mit der Bezeichnung "cinemaskopisch" bedachten Sound. Bis zur Veröffentlichung von "Elements 2" ist allerdings Geduld die gefordertste Tugend.
Jahre gehen ins Land, in denen bei Human Touch keine Langeweile aufkommt. Patrick Wind musiziert auf und produziert zahlreiche CDs, darunter Hip Hop, Rock, Indie, und Ethno genauso wie Schlager, Kinderlieder und etliche Hörbücher. Er sorgt für die Nachsynchronisation von Film- und Fernsehproduktionen und arbeitet beim Radio sowie als Live-Tontechniker, unter anderem bei Shows von Udo Jürgens und Georgette Dee. 2004 liefert er die Musik zum bei den New Yorker Filmfestspielen als bestes Action-Commercial preisgekrönten Streifen "Torture Extreme".
Doch wo bleibt eigentlich "Elements 2"? Diese Frage stellen sich Fans von Patrick Winds "Fascination Sound" Jahr um Jahr. Erst im November 2007 hat das Warten ein Ende. Dann nämlich manifestieren sich die Spuren, die Edvard Grieg, Miles Davis und Massive Attack, die Beatles, Prince, Faithless und Emerson, Lake & Palmer, Rupert Hine, Pink Floyd und Kruder & Dorfmeister im musikalischen Verständnis Patrick Winds hinterließen, im zweiten Teil seiner Trilogie.
Auch "Elements 2" wartet wieder mit einer üppigen Gästeliste auf. Neben Anne Clark, Jazz-Schlagzeuger Patrick Manzecchi, dem Saxophonisten Bernd Konrad sowie Jude Abbott und Neil Ferguson von Chumbawamba findet sich hier neben zahlreichen anderen das Orchester der Südwestdeutsche Philharmonie. Wohl dem, der Beziehungen hat: Seiner Vorstellung, "Dynamik zu entwickeln, wie man sie sonst nur aus der Klassik kennt", kommt Patrick Wind so jedenfalls einen großen Schritt näher. Abgesehen davon vereint er, wie schon auf dem ersten Teil, aus dem wiederholt zitiert wird, Geschichten erzählende Alltags- und Naturgeräusche mit Grooves, Bässen, Harmonien, Melodien, Stimmen und Elementen (!) aus Hip Hop, Jazz, Klassik, Soul, Trip Hop und Weltmusik.
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