laut.de-Biographie
Faithless
Alles, was man braucht, um in den deutschen Charts auf Platz zwei zu kommen, ist Schlaflosigkeit. Dabei machen die vier englischen Trancer einen recht aufgeweckten Eindruck und ziemlich abwechslungsreiche Musik. Der Produzent Rollo arbeitet für Björk, lehnt aber Remixaufträge von Michael Jackson ab, Sister Bliss ist DJ-Königin der Londoner Club-Szene und auch Maxi Jazz und Jamie Catto können auf eine bewegte musikalische Vergangenheit zurückblicken.
Oft kommt es nicht gerade vor, dass die Deutschen eine Band früher "entdecken" als die Briten - zumal wenn sie von der Insel kommt. "Reverence" jedoch wurde hierzulande begeistert aufgenommen. "Insomnia" und "Salva Mea" erreichten die Top fünf und schließlich gleichzeitig die Plätze eins und zwei in den Dancecharts, so daß nun doch auch England und später viele andere Länder hellhörig wurden. Plötzlich hatte die bis dato recht unbekannte Formation namens Faithless einen Welterfolg.
Dabei ist Faithless ein ganz typisches Gewächs der Londoner Musikszene. Den Kern der Band bilden der erfolgreiche Produzent/Remixer Rollo, der erfahrene DJ/Rapper Maxi Jazz, der symphatische Dauerkiffer und Akustik-Gitarrist Jamie Catto und Sister Bliss. "1991 habe ich mein eigenes Label Cheeky Records gegründet und dann kamen plötzlich all diese talentierten Leute zu mir und ich habe ihnen prompt einen Plattenvertrag gegeben. Naja, zumindest zwei von ihnen und das waren Maxi Jazz und Jamie Catto. Dass wir eine Band wurden geschah eigentlich automatisch, es hat sich einfach so ergeben, weil wir ja eh zusammen arbeiteten" (Rollo). Zu Plattenaufnahmen und vor allem zu den sagenumwobenen Live-Auftritten kann dieser Kern beliebig erweitert werden. Und wie derzeit in London üblich, mischen sie die Stile, wie es ihnen gefällt. Nicht allerdings ohne letztlich immer wieder nach house zurückzukehren.
Endgültig etabliert haben sich die experimentierfreudigen Briten 1998 mit dem Longplayer "Sunday 8 PM". "God Is A DJ" avancierte zum Mega-Seller und Mastermind Rollo setzte noch einen oben drauf, als er im selben Jahr das Album "Saturday 3 AM" ausspuckte. Darauf bannte er Remixe der vorhergehenen Scheibe mit bekannten europäischen Künstlern. Unter anderen war auch Sabrina Setlur zu hören, die im Remix von "Bring My Family Back" sogar auf Deutsch rappen durfte.
Lange Zeit hörte man darauf nichts mehr vom Londoner DJ-Kollektiv. Die einzelnen Mitglieder zogen sich in ihre Clubs zurück und nahmen eine Auszeit von Faithless. Doch 2001 waren sie mit einem Schlag wieder zurück. "Outrospective" heißt ihr neues Werk, mit dem sie nahtlos an vergangene Zeiten anknüpften. Einmal mehr präsentieren sie einen Stilmix der besonderen Klasse, wie man ihn nur von Faithless kennt.
Wie bei "Saturday 3 AM" veröffentlichen sie auch von "Outrospective" eine eine Remix-Scheibe. Nur nehmen sie diesmal das Heft selbst in die Hand. Zwei Jahre später erscheint dann "No Roots". Mit LSK als neuem Gastsänger, können die Briten erneut beweisen, dass sie noch lange nicht fertig haben.
Im Anschluss an den Release begeben sich die Engländer wieder auf Tour, die sie durch aller Herren Länder führt. Speziell die Gastspiele in Deutschland geraten immer mehr zu Heimspielen für Faithless. Nach Beendigung der Konzertaktivitäten purzelt mit "Forever Faithless" die erste Best Of-Scheibe auf den Markt, inklusive aller Klassiker sowie zwei neuen Tracks.
2006 zeigt Sister Bliss, Rollo und Maxi Jazz auf der dreifach Mix-CD "3D", dass sie es auch an den Plattenspielern mit den Besten aufnehmen können. Studio, Club und Home sind die einzelnen Teile überschrieben, die die vielfältigen musikalischen Einflüsse von Faithless widerspiegeln.
Ohne großes Medien-Tamtam erscheint im Dezember 2006 erneut ein Studio-Album der Briten. Solide, ohne große Experimente breiten sie auch auf ihrem fünften Studio-Output ein warmes Eletroversum vor ihren Hörern aus, dem man genussvoll lauschen kann.
2011 lösen die Faithless sich auf. Mit der vielköpfigen Formation Maxi Jazz & The E-Type Boys findet beginnt der Frontmann 2015 eine weitere Karriere auf neuem Terrain. Zur selben Zeit kommt auch seine alte Band wieder zusammen und geht unter dem Banner Faithless 2.0 und mit großem Orchester bis 2016 auf Tour.
2020 erscheint mit "All Blessed" das erste Album ohne Maxi Jazz, der Faithless Ende 2016 endgültig verlassen hatte. Am 23. Dezember 2022 stirbt Maxi Jazz im Alter von 65 Jahren. Eine Todesursache ist nicht bekannt, aber Sister Bliss von Faithless twittert am Heiligabend, Maxi Jazz sei gestern Abend "friedlich im Schlaf" gestorben.
Im April 2024 kündigen Faithless ihre Rückkehr auf die Festival-Bühnen an. Auch ein neues Album soll erscheinen, aktuell befinde man sich gerade im Studio.
In ihrer Ankündigung schreiben Faithless u.a.: "In der Zwischenzeit haben wir nie aufgehört (konnten nicht aufhören, wollten nie aufhören!), Musik zu machen. Sogar während Maxis langer Krankheit haben wir 'All Blessed' aufgenommen und veröffentlicht, und nun endlich, acht Jahre nach unserem letzten Live-Auftritt, kehren wir den Sommer über auf Festivalbühnen zurück und planen einige unserer eigenen Shows später in diesem Jahr."
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