laut.de-Kritik

Country und Folk im smarten Retrogewand.

Review von

Der Engländer Pete Molinari scheint mit seiner in die amerikanische Musikvergangenheit blickenden Musik aus der Zeit gefallen. Aber vielleicht folgt er auch dem Zeitgeist.

Dass die derzeitige Nostalgiewelle erfolgreich rollt und aktuell den Soul der 60er-Jahre wieder aufleben lässt, beweisen nicht zuletzt Künstlerinnen wie Amy Winehouse oder Duffy.

Molinaris Affinität zu den 60ern ist auf seinem Album "A Virtual Landslide" allgegenwärtig, kreist aber weniger um den Soul, als vielmehr um die Genres Folk, Country, Blues und Rockabilly.

Weiß man, dass der Altmeister und Holly Golightly-Förderer Billy Childish für Petes Lo Fi-Debüt "Walking Off The Map"(2006) verantwortlich zeichnet und der Zweitling mit Liam Watson (White Stripes) aufgenommen wurde, lässt sich erahnen, dass hier tief in die Retrokiste gegriffen wird.

Als Referenzen führt Molinari Woody Guthrie, Bob Dylan und Patsy Cline an, seine ganz erstaunliche Falsettstimme und die schlichte Melodik rücken diesen Singer/Songwriter in die Nähe des frühen Roy Orbison.

Während der beschwingt swingende Opener "It Came Out Of The Wilderness" und "Adelaine" mit monotonem Schlagzeug und mit einfachen, angenehm blechern klingendem Fingerpicking das Tempo flott halten, setzt Molinari im weiteren Verlauf auf verhaltenere, aber nicht weniger vergnügliche Songs.

Sanft säuseln in der Country-Ballade "Oh So Lonesome For You" die Lap Steel zum eingängigen Fingerpicking, sonnig zirpt die Orgel im lieblichen Liebeslied "One Stolen Moment", das schunkelnde "Hallelujah Blues" folgt einem geschmeidigen Blues-Muster.

Im Zentrum steht dabei immer der unnachahmliche Gesang Molinaris, den wohl kaum jemand im Jahr 2008 verorten würde; ebenso wie die melodische Einfachheit, die sich irgendwie zwischen Authentizitätsanspruch und süßlichem Pathos positioniert.

"Look What I Made" und das ernste "Lest We Forget" wenden sich mit reiner Akustikgitarrenbegleitung dem Folk zu, die Steel Gitarre in "There She Still Remains" blickt Richtung Nashville, die Bassgitarre strukturiert das großartige "I Don't Like The Man I Am".

Die melodramatische Melodielinie in "Sweet Louise" wird dagegen vom Piano und der Mundharmonika untermalt, und "Dear Angelina" wiegt sich im verspielten Walzertakt.

Es muss ein sympathischer Kauz sein, der sich mit soviel Hingabe und Wärme konsequent einem Sound zuwendet, der traditioneller und unenglischer nicht klingen könnte.

Sollten auch diese an die 60er Jahre anknüpfenden Genres einen musikalischen Aufschwung erleben, dann wäre Pete Molinari als einer der Trendsetter zu nennen.

Eine wahre Perle für Freunde des nostalgisch eingefärbten Country und Folk, alle anderen sollten sich von der Qualität dieses ausgezeichneten Singer/Songwriters überzeugen lassen.

Trackliste

  1. 1. I Came Out Of The Wilderness
  2. 2. Oh So Lonesome For You
  3. 3. Adelaine
  4. 4. One Stolen Moment
  5. 5. There She Still Remains
  6. 6. Hallelujah Blues
  7. 7. Look What I Made Out Of My Head Ma
  8. 8. God Damn Lonesome Blues
  9. 9. I Don't Like The Man I Am
  10. 10. Sweet Louise
  11. 11. Dear Angelina
  12. 12. Lest We Forget

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