laut.de-Kritik

Das Album zur ausverkauften Frühlings-Konzertreise.

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Unverblümte und ehrliche Texte, detailverliebte aber schlichte Arrangements sowie eine gesunde Prise Herzschmerz: Damit hat sich Philipp Poisel innerhalb weniger Jahre in der deutschen Pop-Peripherie etabliert, der Zweitling "Bis Nach Toulouse" (2010) erreichte zuletzt doppelten Goldstatus. Auf der restlos ausverkauften Frühlings-Konzertreise "Projekt Seerosenteich" brachte er seine Lieder nun in neuen, liebevoll gestalteten Gewändern auf die Bühne.

Der lange bewährten Liveband aus Andi (Gitarre) und Dave Mette (Schlagzeug), Fabian Wendt (Bass) und Florian Ostertag (Tasteninstrumente) stand dabei eine Handvoll neuer Musiker zur Seite: Ein Streichquartett sowie Engelsstimme Alin Coen als Backgroundsängerin verleihen Poisels Songs ganz unverhoffte Facetten. Und trotzdem steht die eigenwillige Stimme des 29-Jährigen mit leichtem Konzertsaal-Hall stets verdient im Mittelpunkt.

Gerne nimmt die Öffentlichkeit den Ludwigsburger als knuffigen Liedermacher wahr, der mit Gitarre seine poetischen Lovesongs vorträgt. Dass hinter dem Künstler Philipp Poisel weit mehr steckt, weiß zumindest jeder, der den jungen Mann mit seiner bestens eingespielten Mitmusikern live erlebt hat. Auch der "Projekt Seerosenteich"-Mitschnitt liefert durchaus Gegenbeweise. Allen voran die Version von "Zünde Alle Feuer", in deren rockig ausuferndem Schlussteil sich der harte Kern der Poisel-Band minutenlang über vier Akkorden austobt.

Am Anfang des glasklar und dynamisch klingenden Sets steht mit "Schweigen Ist Silber" dennoch eines der vielen stillen Werke des Singer/Songwriters. Die gefühlvolle Zupfballade treibt kein Drumgroove, sondern das zart bis voluminös aufspielende Streichquartett auf den Höhepunkt. Violine, Bratsche und Violoncello verleihen dem Liebeslied mit ihren sinfonischen Klängen hier deutlich mehr Atmosphäre als der Studioversion auf "Wo Fängt Dein Himmel An?" (2008).

Abgehoben vom Original, nämlich mit leichtfüßigen Percussions und eingängigen Backgroundchören, kommt der idyllische Sommersong "Im Garten Von Gettis" daher. "Mit Jedem Deiner Fehler", "Halt Mich" und das titelgebende "Seerosenteich" setzen dagegen auf tiefe Melancholie, begeistern aber mit klanglichem Detailreichtum. Nur Matthias Schweighöfers Gastvocals bei der schlichten Pianoversion der Hitsingle "Eiserner Steg" hätte man ohne Poisels anschließende Anmerkung wohl kaum bemerkt.

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt die Tatsache, dass die Standardversion nur 13 und damit neun Tracks weniger enthält als die Doppel-CD der Deluxe-Edition. So fallen leider auch Poisels ausführliche emotionale Ansagen aus dem Programm, mit denen er im Publikum gewöhnlicherweise für strahlende Gesichter sorgt.

Zudem stehen die einzelnen Songs mit Applaus-Fadeout statt nahtloser Übergänge ein wenig alleine da. Im Großen und Ganzen präsentiert Philipp Poisel das "Projekt Seerosenteich" aber als rundum gelungen - und veröffentlicht die passende Liveplatte zum passenden Zeitpunkt.

Trackliste

  1. 1. Schweigen Ist Silber
  2. 2. Wo Fängt Dein Himmel An
  3. 3. Im Garten Von Gettis
  4. 4. Halt Mich
  5. 5. Eiserner Steg
  6. 6. Seerosenteich
  7. 7. Zünde Alle Feuer
  8. 8. Wie Soll Ein Mensch Das Ertragen
  9. 9. Mit Jedem Deiner Fehler
  10. 10. Durch Die Nacht
  11. 11. Bis Nach Toulouse
  12. 12. Als Gäb's Kein Morgen Mehr
  13. 13. Ich Will Nur

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