laut.de-Kritik
Portishead beweisen, daß sie nicht nur den Sampler bedienen können
Review von Martin MengeleKurz nachdem die Aufnahmen für die zweite LP im Kasten waren, reisten Adrian Utley und Geoff Barrow nach New York, um ein musikalisches Glanzstück zu konzipieren. Der einzigartige Warm-Up und schon jetzt legendäre Auftakt zur folgenden Portishead Welttournee. Zusammen mit dem renommierten Dirigenten Nick Ingman, der sich bereits zuvor durch die Zusammenarbeit mit Radiohead und Oasis einen Namen gemacht hatte, arrangierten sie das Portishead'sche Material der 2 Scheiben mit Streichern und Bläsern zu einem puristischen Live-Event um, das sich hören lassen kann.
Zum 27. Juli 97 luden die Portisheads ihre Familien und Freunde und eine Handvoll neugieriger Journalisten aus aller Welt nach New York in den Roseland Ballroom ein, um ihnen zu beweisen, daß sie nicht nur den Sampler bedienen können. Dieses Experiment ist auf ganzer Linie gelungen. Ein hörbar gemütlicher Abend mit Portishead, voller psychedelisch schimmernder Schönheit. Das Orchester bleibt dabei immer dezent im Hintergrund, so als würden Portishead daheim im Wohnzimmer spielen. Gleichzeitig verleiht es aber dem Set eine unvergleichlich erhabene Dynamik, wie bei einem theatralischen Soundtrack.
Der Genuß dieser Aufnahme wurde den Fans bis jetzt vorenthalten, wenn man Glück hatte, konnte man sich aber einen der unzähligen Bootlegs schon Monate vor dieser offiziellen Veröffentlichung sichern. Diese enthalten im Gegensatz zum Orignal zwar den vollständigen Gig, sind aber in puncto Klangqualität nicht unbedingt so herausragend. Als kleines Bonbon gibts auf der PNYC zwei erstklassige Live-Mitschnitte anderer Auftritte in Amerika und Norwegen. Unter anderem auch die schwermütig rockende Version von "Sour Times", wo Beth's spooky Tremolo es sogar vermag, den Sänger von "Pavlovs Dog" aus dem Grab aufzuscheuchen.
Außerdem wird noch ein Video-Mitschnitt erscheinen, der außer den Aufnahmen aus dem Roseland Ballroom auch noch dokumentarisches Hintergrundmaterial enthalten soll. Und damit immer noch nicht genug: Die PNYC-Scheibe gibts auch als limitiertes Digipack mit multimedialen Spielereien und zwar exklusiv nur über die Portishead-Website. Also schnell ran an den Speck!
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