laut.de-Biographie
Russkaja
"I changed ma vodka for the whiskey, that's why I got this voice. I changed my Olga for the Britney because I had no choice." Was macht ein Russe mit einer tiefen und kratzigen Stimme, wenn er nach Wien zieht? Er singt in Musicals - oder bei Metal-Bands wie Stahlhammer. Zwar ist er damit recht erfolgreich, aber er fängt irgendwann an, seinen Wodka und seine Olga zu vermissen.
Deswegen schnappt er sich einen bunten Haufen Musiker und gründet Russkaja, die europäische Antwort auf Gogol Bordello, um seinem Heimatland zu huldigen und die Menschen mit einer wilden Mischung aus Ska, Alkohol und Balkan-Beats zum Tanzen zu bringen.
Der beschriebene Russe heißt Georgij Alexandrowitsch Makazari. 1992 zieht er nach Wien und arbeitet als Schauspieler und Musiker. Nach zwei Alben mit Stahlhammer gründet er 2005 die Ska-Band Russkaja. Die Truppe besteht aus insgesamt sieben Musikern: Hans-Georg Gutternigg (Basstrompete), Manfred Franzmeier (Saxophon), Antonia-Alexa Georgiew (Violine), Titus Vadon (Drums), Zebo Adam (E-Gitarre), Dimitrij Miller (Bass).
Ein Jahr nach der Gründung nehmen Chat Chapeau Russkaja unter Vertrag und bringen im selben Jahr die EP "Dawai" heraus. Gleichzeitig werden sie in der österreichischen Comedy/Late-Night-Sendung "Willkommen Österreich" ab 2005 als Show-Band aktiv. 2008 kommt das erste richtige Album heraus: "Kasatchok Superstar", das in den österreichischen Top-40-Charts landet. Es folgt eine große Europatournee und 2011 mit "Russian Voodoo" die zweite Platte. Sie ist - wie auch die Nachfolger "Peace, Love And Russian Roll" und "Kosmopoliturbo" jedenfalls nicht für "militante Spaßverweigerer" gemacht.
Die Band spielt Ska und vermischt den mit osteuropäischer Folklore, Polka, Rock, Jazz oder auch Funk. Makazaris Texte sind eine krude Mischung aus Russisch, Deutsch und Englisch. Zum Teil wechselt die Sprache auch innerhalb eines Satzes.
Neben dem "Willommen Österreich"-Engagement machen Russkaja auch ihre schweißtreibenden Auftritte bekannt: Man tourt international und tritt auch mehrmals beim Wacken Festival auf. Ein Publikum, das nicht tanzt, wird so lange bearbeitet, bis auch die letzte Reihe auf und ab hüpft, Wodka trinkt oder im Kreis rennt. 2020 werden Erfolg und Arbeit mit dem Amadeus in der Kategorie "Hard & Heavy" belohnt.
Der 24. Februar 2022, der Tag, an dem der russische Angriffskrieg auf die Ukraine beginnt, erweist sich dann als der Anfang vom Ende der Karriere. Ein gutes Jahr später sieht sich die Band nicht mehr in der Lage weiterzumachen: "Nichts ist mehr, wie es war. Jede Textzeile hat mittlerweile eine völlig andere Bedeutung bekommen, und niemand in dieser Band will etwas repräsentieren, das in Zeiten wie diesen ausschließlich mit Krieg, Tod, Verbrechen und Blutvergießen assoziiert wird". Zudem sehe man sich Shitstorms und Hasskommentaren ausgesetzt: "Das Soviet Image ist für immer beschädigt und tabuisiert", äußert die Band in zwei Social Media-Statements.
"Willkommen Österreich" bleiben die Musiker:innen gleichwohl erhalten: "Unter welchem Namen und in welchem musikalischen Rahmen ist noch offen, da die Entscheidung über das unumgängliche Aus und die Enttäuschung darüber noch zu frisch sind."
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