laut.de-Kritik
Elegant, catchy, cool: zwischen Dreampop und Dark Wave.
Review von Kerstin KratochwillDie kanadische multidisziplinäre Musikerin Sally Dige (ausgesprochen 'Dee-Ah') lebt und arbeitet in Berlin. Ihr dort entstandenes drittes Album "Holding The Sun" schimmert zwischen düster warmem Dreampop und Dark Wave, lässt an Gothic und Glamour, Synthpop und Post-Punk denken.
Zuweilen haben Songs wie "You" aber auch einen Country/Folk-Anstrich. "Sow The Path" zitiert den ätherischen Sound einer Enya, während "It's You I'm Thinking Of" ein wenig an die "True-Blue"-Phase von Madonna erinnert.
"Holding The Sun" zeigt sich als stilistische Weiterentwicklung ihres früheren kühlen, Dance-getriebenen Cold-Wave- und Synthesizer-Sounds und enthält akustische und atmosphärische Elemente: Instrumente wie Mandoline, Balalaika, Harfe, akustische und elektrische Gitarre, Violine, Cello oder Kontrabass verleihen den Tracks eine recht große musikalische Vielfalt. Zudem mischen viele internationale Künstler und einen Berliner Chor mit
Über allem schwebt die facettenreiche Stimme von Sally Dige, mal samten, mal stark, mal sehnsüchtig, mal sirenenhaft. Die Kanadierin hat ein Händchen dafür, gleichermaßen catchy und cool zu klingen. Underground und Pop-Appeal tanzen hier zusammen. Hierzulande fliegt sie leider immer noch ein bisschen unter dem Radar, obgleich sie ihr Talent schon in zahlreichen Kollaborationen, etwa mit Thorsten Quaeschning von Tangerine Dream, Agent Side Grinder oder Boy Harsher unter Beweis gestellt hat.
Der pure Pop auf "Holding The Sun" wirkt dabei so einfach und elegant hingegossen, dass man die eigentliche Komplexität und Kühnheit der Songs kaum bemerkt – und genauso sollten gute Pop-Melodien sein. Und trotzdem ist das hier zutiefst alternativ, fährt Sally Dige doch einen konsequenten DIY-Ansatz: Sie schreibt, nimmt auf und produziert ihre gesamte Musik in Eigenregie, kreiert das visuelle Material und betreibt ihr eigenes Label. Eine Ausnahme-Musikerin im wahrsten Sinne des Wortes.
2 Kommentare
Sehr schön!
Aber Dark Wave hör ich da (zum Glück) nicht raus.
Sehe gerade, dass es die Sängerin von Cult Club ist. Sehr empfehlenswerte Coldwave/Minimal Wave-Band. Höre in das Album auf jeden Fall mal rein.