laut.de-Biographie
She-Male Trouble
Einige Bands durchlaufen in ihrer Karriere manchmal seltsame Mutationen. Die Kreuzberger Punk'n'Roll-Combo She-Male Trouble kann jedenfalls auf eine bewegte Bandgeschichte zurückblicken, die bis ins Jahr 1992 zurück reicht. Kurz nach der Wende setzt Sängerin Carola voll auf Frauen-Power und gründet zusammen mit ein paar Mitstreiterinnen die Band Female Trouble, die sich mit ihren fetzig-rockenden Auftritten schnell einen Ruf in der Hauptstadtszene erspielt.
Die EP "Angry Mad Pussy" untermauert 1994 die kompromisslose Rock'n'Roll-Attitüde von Female Trouble und bereitet den Weg für den ersten Longplayer "Cleanin Up The Hood", der 1996 in die Plattenläden kommt. Kräftig nach vorne rockende Gitarrenriffs, auf die auch Carl Perkins, Chuck Berry und die Ramones stolz gewesen wären, gehen wunderbar mit Carolas einpeitschendem Gesang zusammen. Auch der 1997 erscheinende Longplayer "Anarchy In The Backyard" geht noch voll auf das Konto der Frauen-Combo.
Danach mutiert das einstige 'Frauenwunder', das den Vergleich mit amerikanischen Bands wie L7 oder Babes In Toyland nicht scheuen muss, zu einer gemischt-geschlechtlichen Formation. Mit den Gitarristen Flo und Olli entern 1998 die ersten Männer das einstige Frauen-Punk-Schlachtschiff und unterwerfen sich dem strengen Regiment von Sängerin Carola, die das Mikro weiter in der Hand hält und selbstverständlich den Ton angibt. Als dann auch noch der Ex-Troopers-Drummer Micha und Basser JHarun T.F. zur Band stoßen, ist aus den weiblichen 'Problemen' ein androgyner She-Male Trouble geworden.
Im Jahr 2000, dem Jahr 0 der endgültigen Verwandlung erscheint als erstes Lebenszeichen der neuen Band die EP "Burner". Das neue Mischwesen braucht jedoch noch einige Zeit, um mit sich selbst ins Reine zu kommen und zu sich selbst zu finden. 2003 ist der Selbstfindungsprozess, der auch einige Umbesetzungen mit sich bringt, endlich abgeschlossen, und mit "Back From The Nitty Gritty" rocken She-Male Trouble noch besser als in alten Tagen, ohne dabei ihr Feeling für treibende Grooves und einprägsame Melodien zu verlieren.
Mit dem obligatorischen Tourprogramm kann Gitarrist Borizzo Sinclair sein reguläres Erwerbsleben nicht lange unter einen Hut bringen, deshalb gibt er die Axt an seinen Nachfolger Volker'acho. Der scheint den Strapazen der Straße gewachsen zu sein, denn nun kann She-Male Trouble sein Programm auf die Bühnen Europas bringen, unter anderem als Support für Dover oder Deep Purple. Dass sie im Sommer Zelt und Isomatte im Gepäck haben, versteht sich von selbst, auf den meisten Festivals wissen She-Male Trouble mittlerweile, wo die Toiletten stehen.
So dauert es wiederum drei Jahre, bis der nächste Longplayer der Band in den Läden steht. "Off The Hook" entstand in Berlin und führt die schnörkellose Linie des Band-Sounds fort. Diese Band macht keine Gefangenen.
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