laut.de-Kritik

Schöne Melodien zu aussagekräftigen Texten auf einem Standard-Jazz-Fundament.

Review von

Silje Nergaard präsentiert auf ihrem siebten Album "At First Light" eine schmusige Mischung aus Standardjazz und Weichspülpop. "Das neue Album stieg direkt auf Nummer eins in die norwegischen Charts ein, mittlerweile ist es Platin. Ich denke das hat viel damit zu tun, dass die Leute sich nach Ruhe sehnen. Ich bin überzeugt davon, dass wir jetzt mehr denn je Ruhe und Besonnenheit brauchen. Ich möchte Musik machen, die für Entspannung sorgt."

O.K.! In der rastlosen Zeit des 21. Jahrhunderts tut ein Innehalten der Seele immer gut. Das haben auch die zahlreichen Künstler, die sich den ruhigen Klängen widmen, erkannt. Dass die musikalische Fachwelt aber einer Sängerin zu Füßen liegt, die nichts weiter tut, als ihren – zugegeben netten – Liedern ein bisschen Pop unter zu jubeln, kann ich nicht nachvollziehen.

Die Songs sind allesamt gut hörbar, tun auch nicht weh, locken mich aber nicht so richtig aus der auditiven Reserve. Ich höre schöne Melodien zu aussagekräftigen Texten(!) auf einem Standard-Jazz-Fundament. Dazu handwerklich völlig korrekte Jazzgrooves und Arrangements. Für die musikalischen Highlights sorgt Til Brönner an der Trompete. Sein eigenständiges Spiel fügt sich harmonisch in die Songs ein, und gibt ihnen eine angenehme Stimmung.

Weitere Hinhörer platziert der Gitarrist Georg Wadenius, der auf erfolgreiche Arbeiten mit Steely Dan, Simon and Garfunkel, Aretha Franklin, Dr. John und Paquito D'Rivera zurück blicken kann. Er ist schon beim vorherigen Album "Port Of Call" als Produzent mit von der Partie, wie auch Saxophonist Magnus Lindgren und ihr langjähriges Begleittrio Tord Gustavsen (p), Harald Johnsen (b) und Jarle Vespestad (dr). Weitere Gastmusiker verschaffen dem Klangraum die nötige Fülle, ohne ihn zu überfrachten.

Um einem akuten Anfall musikphilosophischen Sprechdurchfalls nachzugeben, zurück zu dem eingangs beschriebenen Phänomen. Zuletzt ist mir dieses Verhalten bei der jungen Jazzsängerin Jane Monheit begegnet, die Mitte letzten Jahres gelobhudelt wurde, deren künstlerische Aussagekraft unter den vielen Lorbeeren aber kaum auszumachen war. Will sagen, alles in Ordnung mit Silje Nergaard und Jane Monheit, prima Sängerinnen mit viel Potential und beachtenswertem Output. Die künstlerische Eigenständigkeit ist in beiden Fällen aber noch nicht ausgeprägt genug, um sich von der großen Masse zu unterscheiden. In der Musiklandschaft tummeln sich inzwischen viele ausgezeichnete Künstlerinnen und Künstler, deren aller Aufgabe es ist, anders zu sein. Sich eine Identität, einen Wiedererkennungswert anzueignen, ist eine der größten Herausforderungen in diesem Biz. Auf dem richtigen Weg ist Silje Nergaard auf jeden Fall.

Trackliste

  1. 1. There's Always A First Time
  2. 2. Be Still My Heart
  3. 3. Let There Be Love
  4. 4. So Sorry For Your Love
  5. 5. Now And Then
  6. 6. Two Sleepy People
  7. 7. Keep On Backing Losers
  8. 8. Blame It On The Sun
  9. 9. At First Light
  10. 10. There's Trouble Brewing
  11. 11. Japanese Blue
  12. 12. Lullaby To Erle

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