laut.de-Kritik

Gelungener Spagat zwischen Rockklängen und modernen Synthie-Effekten.

Review von

Ihre letzte wirklich neue Platte "Néapolis" liegt bereits vier Jahre zurück und so dürften nicht nur eingefleischte Simple Minds Fans hoch entzückt sein, dass nun mit "Cry" endlich wieder ein Studioalbum auf den Markt kommt, das jungfräuliches Material enthält.

"Cry" ist ein meisterlicher Spagat zwischen traditionellen Rockklängen und modernen Synthie-Effekten. Dabei erwartet den Zuhörer hier kein fetziges Rockalbum mit krachenden E-Gitarren, was auch nicht zu erwarten war, sondern eine sehr abwechslungsreiche Mischung aus getragenen Songs und peppigeren Synthi-Gitarren Nummern. Daneben überzeugen sowohl Jim Kerrs gesangliche Qualitäten, der wieder einmal beweist, dass er zwischen Moll und Dur sehr sattelfest ist, als auch Charlie Burchills treibende Gitarrenarrangements.

Das Album startet furios mit dem Titelsong "Cry", einer Softrock-Nummer mit Dance Beat-Unterstützung, und einem Synthesizer-Thema, das einem nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Somit ist der Song, der auch als erste Singleauskopplung gewählt wurde, nicht nur sehr ohrwurmverdächtig, sondern er hat auch, aufgrund seines fanfarenartigen Refrains, Kultcharakter. Originell ist auch die Idee, denselben Song balladenartig neu zu interpretieren und ihn mit dem Titel "Cry Again" aufs Album zu packen. Die Nummer "Face In The Sun", bei der Jim Kerrs Stimme etliche Tonleitersprünge meistert und dabei von seinem Sohn auf der Akustikgitarre begleitet wird, fällt ebenfalls positiv auf. Der Sound ist unglaublich zeitlos und doch modern, und erinnert dabei etwas an U2.

Bei zwei weiteren Songs wird man den Eindruck nicht los, dass sie stilistisch nicht so ganz zu den übrigen passen. Aber genau dieser Stilbruch ist es, der der Platte die Kurzweiligkeit verleiht, die man beim Anhören verspürt. "Disconnected", der erste der beiden Ausreißer, ist eine nette Elektronummer, bei der Jim Kerrs Stimme und Charlie Burchills Gitarrenriffs mit Computereffekten zu Leibe gerückt wurde. Abgefahren ist auch der letzte Song "The Floating World", ein Dance-Instrumental-Song, bei dem sich Ex-Erasure Sänger Vince Clark am Computer austoben durfte, was den Simple Minds bestimmt eine Menge neuer Fans unter den Elektromusikliebhabern einbringen wird.

Ganze 25 Jahre nach ihrem Erstlingswerk "Life In A Day" sind die Simple Minds alles andere als Rockopas. Vielmehr liefern sie qualitativ hochwertige Rockmusik ab, die sich außergewöhnlich modern präsentiert.

Trackliste

  1. 1. Cry
  2. 2. Spaceface
  3. 3. New Sunshine Morning
  4. 4. One Step Closer
  5. 5. Face In The Sun
  6. 6. Disconnected
  7. 7. Lazy Lately
  8. 8. Sugar
  9. 9. Sleeping Girl
  10. 10. Cry Again
  11. 11. Slave Nation
  12. 12. The Floating World

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