laut.de-Kritik
Die nostalgisch-filmischen Songs erinnern an The 1975.
Review von Ben Schiwek"If That Makes Sense" – den Titel kann man als Frage ohne Fragezeichen verstehen. Eine Phrase, die man an eine Aussage hängt, in der Hoffnung auf Bestätigung. Auch wenn dieser Titel nicht unbedingt Selbstvertrauen ausstrahlt, klingen Spacey Jane auf "If That Makes Sense" definierter und fokussierter als je zuvor. Dabei versteifen sie sich fast schon ein wenig.
Für ihr drittes Album hat sich die Indie-Rock-Band aus Australien noch mehr auf ihre Pop-Qualitäten konzentriert. Denn einen Ohrwurm schreiben können Spacey Jane auf jeden Fall. Und auch die blitzeblanke und noch größere Produktion von Mike Crossey steht der Band gut. Dass Mike Crossey bereits mit Acts wie The 1975 zusammengearbeitet hat, verwundert dabei nicht, fühlt man sich doch des Öfteren an eben diese Band erinnert. Glockenartige Synthesizer, flächige Gitarren und ermutigende Chöre heben Spacey Janes Stärken als Pop-Act hervor.
Die Songs auf "If That Makes Sense" wirken nostalgisch wie in einem Coming-of-Age-Film. Dazu passen die Texte: Viel Reflexion der Vergangenheit, Mutmaßung über die Zukunft und Grübelei über die Beziehungen zu Mitmenschen. Schon das "Intro" klingt wie eine Collage aus Erinnerungen. Daran knüpfen "Through My Teeth" und "Whateverrrr" an, in denen Frontmann Caleb Harper sich in das Alter mit 17 und 18 zurückversetzt: Identitätskrise, der anklopfende Ernst des Lebens, auf der Party kotzen und niemanden haben, der einen nach Hause fährt – eben das seltsam zwiegespaltene Gefühl des Erwachsenwerdens.
Harper beleuchtet diese Themen persönlich, verletzlich. "All The Noise" etwa behandelt die Trennung seiner Eltern, die schon seit seiner Geburt Teil seines Lebens ist. "Der Song klingt ziemlich wütend, aber es ist Wut übers Nichtwissen, sie richtet sich nicht an irgendwen", sagte Harper im Interview mit Apple Music. Diese Wut entlädt sich in einem frenetischen Gitarrenriff, was "All The Noise" herausstechen lässt.
Mehr solche energischen Momente und Dynamikwechsel hätten dem Album gut getan, denn auf "If That Makes Sense" klingt vieles gleich. Spacey Jane schreiben ähnliche Melodien und Akkordfolgen, nutzen in den meisten Songs ein ähnliches Tempo. Bei diesem Album hatte die Band wesentlich mehr Zeit zum Schreiben und Aufnehmen, wodurch sie sich ein rundes Soundbild formte. Die Produktionsentscheidungen passen auch gut und es gibt einige schöne Pop-Hooks, aber alles nach den ersten paar Tracks versucht, die gleichen Wirkungen wie die Songs zuvor zu erreichen, und schafft es nicht. Da wären mehr Kontraste und mehr mutige Ideen erfrischend gewesen.
Klar, eine Pianoballade wie "Ily the Most" hatten wir vorher von Spacey Jane noch nicht, das macht sich auch gut als Ruhepunkt. Aber die überzeugendsten Momente des Albums sind solche wie "Through My Teeth", "Whateverrrr" oder "Falling Apart", in denen sich die Band komplett im nostalgischen Indie-Pop-Sound wälzt und auch mal fast schon cheesy sein darf. Daneben gibt es jedoch viele Nummern, die sich dann doch nicht genug trauen und das Ohr ohne charismatischen Eindruck verlassen.
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