laut.de-Kritik

Willkommen auf der Britpop-Resterampe.

Review von

Die Stereophonics haben in ihrer Emsigkeit allerhand unternommen, um sich in die Beliebigkeit hinaus zu katapultieren. Nicht weniger als zehn Versuche braucht es, bevor die Gewissheit einkehrt: Jede Resterampe des Britpop erklingt würdevoller auf B-Seiten-Sammlungen als sich "Graffiti On The Train" auf einem regulären Tonträger anbiedert.

Aus vierzig unvollendeten Ideen, mit denen Sänger und Gitarrist Kelly Jones das Studio betrat, sind zwei Hände berechenbarer Songs geworden. Ein Setzbaukasten-Album mit fehlerhaftem Kalkül statt geglücktem Kunstgriff. Begleitet wird es vom dumpfen Gefühl, es handele sich dabei um tumbe Nullachtfünfzehn-Formeln, die nicht zueinander finden wollen. Nach einigen fehlgeleiteten Reaktionen lassen die sich trotzdem unbeirrt in Abgeschmacktes verwandeln. Hartnäckiger Versuch.

Man muss nicht durchs Fernrohr blicken, um den Heldenplatz der Stereophonics ausfindig zu machen. Hier macht sich die Ennui eines Julian Casablancas breit ("Violins And Tambourines"), dort quengeln Oasis ("Catacomb"), aus dem Off nuschelt Chris Cornell ("In A Moment"). Fast könnte man meinen, Songwriter Jones sei das Prachtexemplar eines Chamäleons, so sehr hat er sich die Soundästhetik seiner Kollegen anverwandelt.

Klar, diese Platte schreckt nicht davor zurück, in sentimentalster Weise auf Mädchenfang zu gehen ("Been Caught In Cheating", "No-One's Perfect"). Aufgebauscht von David Arnolds Streicher-Kleister wohnt dieser Inszenierung tatsächlich etwas Operettenhaftes inne, nämlich der Versuch, auf Teufel komm raus Gefallsucht zu entfesseln. Und das gleich von Anfang an, wie das hymnische "We Share The Same Sun" unverhohlen preisgibt.

Von Gerhard Polt gibt es den trefflichen Monolog "Der Gedanke". "Im Grunde seines Wesens", sinniert Polt, "ist der Mensch ein Gefühlsmensch, ein Gefühlswesen, und die Gedanken können einen am Arsch lecken." Kelly Jones muss von seinem Bauchgefühl regelrecht übermannt worden sein.

Trackliste

  1. 1. We Share The Same Sun
  2. 2. Graffiti On The Train
  3. 3. Indian Summer
  4. 4. Take Me
  5. 5. Catacomb
  6. 6. Roll The Dice
  7. 7. Violins And Tambourines
  8. 8. Been Caught Cheating
  9. 9. In A Moment
  10. 10. No-One's Perfect

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Stereophonics

Als die Stereophonics in den Startlöchern stehen, kennen sich Kelly Jones (Gitarre, Gesang), Richard Jones (Bass) und Stuart Cable (Schlagzeug) schon …

14 Kommentare mit 3 Antworten

  • Vor 11 Jahren

    Starkes Album! Ich liebe Titel wie "Graffiti On The Train", "In A Moment", "Violins And Tambourines", "We Share The Same Sun", "Been Caught Cheating" und "Indian Summer". Meiner Meinung nach alles sehr gute Stücke. Die anderen sind durchaus albumtauglich und live z.B. durchaus richtig stark. Ich bin schon so lange Stereophonicsfan und keinesweg enttäuscht von "GOTT". Das Gegenteil ist der Fall und ich freue mich sehr auf den II. Part des Albums..

  • Vor 11 Jahren

    violins and tambourines = epic. live genial - haben mehr als 20 songs in detroit, gespielt !!! man merkt das sie spass dran haben und mit den fans abgehen. interessant finde ich das sie eben nicht songs a la "have a nice day" oder "dakota" geziehlt wiederholen,...
    Aber egal, meiner Meinung nach einer der besten bands live - viel besser als auf der Platte, was bei manch anderen Kuenstlern manchmal genau das Gegenteil is.

  • Vor 10 Jahren

    Oh Mann... wie mies... Kann man bei so einer Kritik daneben greifen... der Typ der das geschrieben hat ... hat keine Ahnung... ist ein geiles Album... ist bei mir jetzt schon länger im Replay... als viele andere Alben... Daumen hoch... Kritik runter... bahh... Greetz