laut.de-Kritik
Live sind die Berliner allemal ein Erlebnis.
Review von Michael EdeleIch kenne nur eine Band die ihre Fans nach dem ersten Song mit den Worten: "Hallo Freunde!", begrüßt, und das sind nun mal Subway To Sally. Zwar hat das sympathische Septett in der Columbiahalle Berlin ein Heimspiel, doch egal, wo sie auftreten, sind sie nicht nur von fanatischen Anhängern, sondern von wirklichen Freunden umgeben.
Standen sie bei der letzten "Herzblut"-Tour noch komplett in weiß auf der Bühne so hat sich das mit dem letzten Album "Engelskrieger" ins Gegenteil verkehrt. Schwarz ist die alles bestimmende Farbe, Lack und Leder die Materialien und martialisch das Outfit. Das sieht vor allem bei Frontmoppel Eric eher witzig als beeindruckend aus, aber Frau Schmitt kann sich in diesem Outfit gerne mal bei mir vorstellen. Zum Glück haben die Subways aber nicht den Fehler begangen, bei all dem Stilwechsel auch auf einmal einen auf hart und böse zu machen. Zwar ist die Grundstimmung des Konzertes aufgrund des düsteren Bühnenbilds und der Pyro-Einlagen eher bedrohlich, doch die Band selbst grinst sich immer wieder einen, und Eric kommuniziert gewohnt souverän mit dem Publikum.
Die Spielfreude und die Authentizität der Band sind in jeder Sekunde zu spüren und übertragen sich auch von Anfang an auf das Publikum. Dieses dankt es der Band und ist für jede Aufforderung seitens Eric zu haben. Die zwei Stunden Musik vergehen wie im Flug, und die Idee der Macher der DVD, einen Zufallsgenerator in den Songablauf einzubauen, erweist sich als verdammt feine Sache, denn damit kann man getrost noch mal auf die Play Taste drücken und sich das Konzert ein weiteres Mal zu Gemüte führen.
Auf dem zweiten Silberling kommt man den einzelnen Charakteren hinter der Band und dem Alltagsleben der Musiker deutlich näher. Das Kapitel "History" gibt einen kurzen Überblick darüber, wann und wie die einzelnen Mitglieder zu Subway To Sally gestoßen sind, "Making Of Engelskrieger" ein paar kurze Erklärungen zum Album und zum Stilwechsel und natürlich über die Entstehung des Albums. Auch der Aufnahmeprozess im Dänemark ist dokumentiert und Eric als patenter Angler geoutet. Was sich hinter "Making Of Columbiahalle" verbirgt, sagt der Titel eigentlich auch schon: die Band verliert ein paar Worte zu dem, was auf CD I zu sehen ist und am 11. 04. 2003 aufgezeichnet wurde.
"Open Air" ähnelt dann etwas dem "Making Of Columbiahalle" nur isses nun halt draußen. Nach ein paar Szenen vom With Full Force Open Air, von dem "Bett Aus Rosen" in voller Spielzeit gezeigt wird, geht es zum Wacken Open Air, auf dem sie "Falscher Heiland" spielen und sich zeigt, dass die Band am Nachmittag (WFF) nur bedingt funktioniert. Von beiden Locations stammen jeweils ein paar Fanstimmen und natürlich ein paar Kommentare der Band.
Im Kapitel "Videoclips" finden sich die Titel "Where Is Lucky", der schon einige Zeit auf dem Buckel hat, das simple aber recht interessante "Sag Dem Teufel", das eher peinliche und etwas auf Rockstar machende "Grabrede" und "Unsterblich", welches passend zum letzten Album sehr düster ausgefallen ist und hauptsächlich aus Live-Szenen besteht. Nicht nur für Musiker interessant sein dürfte das letzte Kapitel "Songwriting", in dem Ingo seine Herangehensweise an ein Subway To Sally Album aufzeigt. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands läuft das bei den Berlinern stellenweise sehr rational und klassisch ab, vor allem da hier tatsächlich mit Notenblättern gearbeitet wird.
Live sind Subway To Sally allemal ein Erlebnis, und auch auf DVD kann die Band ihre Magie entfalten. Das liegt nicht zuletzt daran, dass "Live" absolut toll abgefilmt wurde und soundtechnisch natürlich voll überzeugen kann. Auch wenn der Spruch viel zu oft genutzt wird, aber "Live" ist seine Kohle allemal wert.
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