laut.de-Kritik
Hillbilly-Power und Country on speed.
Review von Michael EdeleWenn ich grade mal wieder nen akustischen Hirnfick brauche, greife ich nach wie vor sehr gerne entweder zu Eläkeläiset oder eben zu Th' Legendary Shack Shakers. "Pandelirium" ist an musikalischen Grenzgängen zwischen Genie und Wahnsinn nach wie vor kaum zu übertreffen und die Spannung war groß, wie die Band ihre "Tentshow Trilogy" wohl beenden würde.
Um es vorweg zu nehmen: Es ist J.D. Wilkes und seinen Kollegen leider nicht gelungen, "Pandelirium" zu toppen, oder auch nur zu erreichen. Das liegt vor allem daran, dass der vollkommen durchgeknallte Wahnsinn des Vorgängers verloren gegangen ist. Stattdessen hat sich J.D. von seiner neuen Heimat Kentucky beeinflussen lassen und legt nach dem Intro in "Old Spur Line" auch direkt mit Hillbilly-Sounds und Banjo los, die bald in stilsicheren Psychobilly mit leichten Surfgitarren übergehen.
Ein an sich guter Einstieg, der einmal mehr auch was von John Lee Hooker hat. Auch "Hellwater" ist sehr relaxt und fällt dabei deutlich bluesiger aus. Wild wird es zum ersten Mal in "Easter Flesh", was schwer nach Country on speed erinnert. In eine ähnliche Kerbe schlagen sie mit "Cheat The Hangman", dass trotz der Mundharmonika ein wenig zu eintönig klingt und den Witz der letzten Scheibe vermissen lässt.
Aber vor allem die Westernsounds haben es dem Mann wohl angetan, denn schon der Titeltrack geht wieder in die Richtung und ist mit Harmonika, der swingenden Gitarre und der Hammondorgel ne richtig gute Nummer. "Born Again Again" könnte tatsächlich in jedem Saloon laufen, man sieht die Can Can-Girls förmlich auf der Bühne tanzen. So gehts gleich weiter, denn "The Deadenin'" könnte stilistisch gut und gern die Fortsetzung von "Psycho Dad" (Al Bundys Lieblingsserie) sein.
Zu "Jimblyleg Man" wäre Fuzzi bestimmt abgegangen wie Kollege Dobler sonst nur beim Winter-Schlussverkauf von Haribo. Maultrommel und Banjo bratzen hier fröhlich um die Wette. Ein wenig schräger gerät "Down And Out", das an irgendein seltsames Lied aus Futurama erinnert, bei dem irgendwelche mürrischen Zwerge in nem Vergnügungspark arbeiten.
In eine ganz andere Richtung geht es dann mit "He Aint Right", dessen Rockabilly nicht selten auch an Altmeister wie Johnny Cash oder (stimmlich) an Jerry Lee Lewis erinnert. Auch das swingende "Angel Lust" bricht aus dem Muster aus, klingt eher nach Wolfgang Parker und würde in jeden Chicagoer Club zur Prohibitionszeit passen.
Während "Preachin' At Traffic" nur aus Drums und Gelaber besteht, strapaziert J.D. die Nerven des Hörers mit "When I Die" dann doch etwas. Mit Klavier und Gesang hat die Nummer zwar was sehr Melancholisches, klingt aber, als ob sie über ein uraltes Grammophon läuft.
Zum Abschluss gibt es mit "Bright Sunny South" nochmal Hillbilly mit dem Banjo und ganz ohne Gesang. So lässt einen "Swampblood" zwar mit zahlreichen guten, witzigen Songs zurück, aber leider auch mit der Gewissheit, dass der geniale Wahnsinn von "Pandelirium" leider nicht wiederholt werden konnte.
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