laut.de-Kritik

Hat Charme, macht Spaß und fährt ins Tanzbein.

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Es gibt kaum eine andere Band, die harte Gitarren und Blasinstrumente besser zusammenfügt als The Mighty Mighty Bosstones. Sicher, die Bostoner Ska-Core-Institution ballert nicht mehr so ungestüm nach vorne wie zu ihren Anfangszeiten vor 30 Jahren. Doch was die zehnköpfige Kapelle auf dem 11. Studioalbum "When God Was Great" in tristen Corona-Zeiten aus dem Hut zaubert, hat immer noch Charme, macht Spaß und geht ins Tanzbein.

Zunächst ging das Songwriting zum Album nur gemächlich voran, dann löste der plötzliche Ausbruch der Corona-Pandemie bei den Bosstones einen plötzlichen Kreativitätsschub aus. Die Ideen flossen aus Sänger Dicky Barrett und seinen Mitstreitern förmlich nur so heraus. Mit Epitaph-Besitzer Brett Gurewitz einigte man sich dann schnell auf die Aufnahme des Albums, das Rancid-Frontmann Tim Armstrong und Ted Hutt (The Gaslight Anthem, Dropkick Murphys) produzierten. Wie für viele andere Bands bedeuteten die Aufnahmen für die Bosstones eine Art Beschäftigungstherapie während der Pandemie. Und die Zeit haben Ska-Punker von der Ostküste bestens genutzt.

Schon der Start mit drei mitreißenden Songs lässt das etwas lahmarschige Vorgängeralbum "While We're At It" vergessen. "Decide", "M o v e" und "I Don't Believe In Anything", der vielleicht beste der 15 Songs, stehen stellvertretend für die Quintessenz des Bosstones-Sounds: Knackige Bläsereinsätze im Duell mit messerscharfen Gitarrenriffs. Was das geneigte Gutelaune-Herz zum Tanzen, Trällern und Trinken braucht, wird serviert. Frontmann Dicky Barrett gibt mit seiner rauen Stimme den passenden Ton an. Punk- und Skafans werden gleichermaßen bedient.

Die Bosstones zeigen aber auch ihre nachdenkliche Seite, und steht die ihnen gut. Wie etwa beim Titeltrack "When God Was Great", der mit Klavierintro startet und ein liebliches Saxophon-Soli bereit hält. Inhaltlich geht es um vergangene Tage, als die Bandmitglieder jung waren und viele geneinsam in Boston aufwuchsen. Der rückwärts gewandte, teilweise nostalgische Blick kommt auch bei "Lonely Boy" oder "Certain Things" zum Tragen.

Musikalisch flott, aber mit ernstem Inhalt kommt "The Killing Of Geordie (Pt. III)" daher. Der Song nimmt den Mord an George Floyd zum Aufhänger, um das Fehlen von Führungspersonen wie Martin Luther King zu beklagen. Zur Kategorie mehr Rock als Punk gehört "I Don't Want To Be You". Mit dem Ohrwurm "You Had To Be There" ziehen die Bosstones das Tempo wieder an. Die Scheibe enthält neben vielen Killern auch ein paar Filler. Das einschläfernde "Long As I Can See The Light" und das dahinplätschernde "It Went Well" fallen deutlich ab. Den würdigen Abschluss stellt "The Final Parade" dar, auf dem zahlreiche Gastmusiker aus der Ska-, Hardcore- und Punkszene (Toasters, Stiff Little Fingers, Murphy's Law und andere) zu hören sind, die den Unity-Gedanken hochhalten.

Mit Glanztaten vergangener Tage wie "Devils Night Out", "Let's Face It" oder "The Magic Of Youth" kann das neue Werk nicht ganz mithalten. Unterm Strich steht aber ein starkes Ska-Punk-Album, wie es nur The Mighty Mighty Bosstones einspielen konnten.

Trackliste

  1. 1. Decide
  2. 2. M o v e
  3. 3. I Don't Belive In Anything
  4. 4. Certain Things
  5. 5. Bruised
  6. 6. Lonely Boy
  7. 7. The Killing OfF Georgie (Pt. III)
  8. 8. You Had To Be There
  9. 9. When God Was Great
  10. 10. What It Takes
  11. 11. Long As I Can See The Light
  12. 12. The Truth Hurts
  13. 13. It Went Well
  14. 14. I Don't Want To Be You
  15. 15. The Final Parade

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