laut.de-Biographie
Thea Gilmore
"Musik zu machen ist eine der besten Gelegenheiten im Leben, um aufrichtig zu sein. Wer Lieder schreibt, erzählt über seine gefundenen Wahrheiten.“
Diese Worte stammen von der sensiblen britischen Musikerin Thea Gilmore, die 2006 vom Uncut Magazine als "beste britische Singer/Songwriterin der letzten - und auch nächsten - zehn Jahre" beschrieben wird. 2008 ist sie mit dem Album "Liejacker" mit Folkpopsongs zurück, die ihr bewegte Leben in privater und beruflicher Hinsicht reflektieren.
Thea wird am 25. November 1979 in Oxford geboren, in einer Region, die auch Bands wie Radiohead oder Supergrass hervorgebracht hat. Aktuelle musikalische Trends spielen im Hause Gilmore keine Rolle, vielmehr wird Thea mit der Musik von Bob Dylan, Joni Mitchell, den Beatles und Joan Baez, später mit Tom Waits, Elvis Costello oder den Replacements sozialisiert.
Die Trennung ihrer Eltern verarbeitet die Fünfzehnjährige mit dem Verfassen von Poesie und Prosa, für die sie auf diversen Literaturveranstaltungen ausgezeichnet wird. Mit 16 Jahren verlässt sie ihr Elternhaus mit der Hoffnung, diese aus den Texten entstandenen Songs einem breiteren Publikum präsentieren zu können.
Finanziell hält sie sich mit einem Job in dem legendären Woodworm Studio über Wasser, wo sie den Produzenten Nigel Stonier kennen lernt, und ihm ein Demoband mit ihren frühen Liedern vorlegt. Er zeigt sich von der Intensität und Ausdruckskraft der Sängerin und Gitarristin und deren klassischem Songwriting mit Americana-Anklängen begeistert und nimmt mit ihr 1998 ihre erste EP mit dem Titel "Instead Of The Saints" auf.
1999 veröffentlicht sie neunzehnjährig ihren ersten Longplayer "Burning Dorothy" auf ihrem eigenen Label Shameless Records. Bewusst entscheidet sie sich für einen behutsamen und zurückhaltenden Einstieg in das Musik-Business:
"Ich habe mitbekommen, dass es nicht vielen Musikern gelungen ist, sich in der Musikindustrie zu behaupten. Ich wollte die Chance haben, mich langsam zu entwickeln und mich nicht den Standards zu unterwerfen, die die Industrie vorschreibt."
Der Durchbruch gelingt ihr 2001 mit ihrem dritten Werk "Rules For Jokers" (Compass Records), das sie erstmals mit kompletter Band einspielt. Stilistisch setzt sie auf einen Stilmix aus Folk und Rock und spielt gekonnt mit Punk- und New Wave-Anleihen. In ihrer Heimat England und in den USA verhilft ihr dieses Werk zu einem gewissen Bekanntheitsgrad, in Deutschland wird die talentierte Singer/Songwriterin kaum wahrgenommen.
Nach dieser Veröffentlichung begib sie sich ins Studio, um für ein Bob Dylan-Tribute Album den Song "I Dreamed I Saw Saint Augustine" einzuspielen.
Bereits 2003 steht ihr fünfter Longplayer "Avalanche" in den Läden, der mit den Hit-Singles "Juliet (Keep Thet In Mind)" und "Mainstream" aufwartet und von britischen Kritikern und Musikfreunden am Jahresende in einige Best Of-Listen gewählt wird. Musikalisch begleitet wird sie von Robbie McIntosh (E-Gitarre), dem Cellisten Oliver Kraus und Stonier (Keyboard).
2004 erscheint dann "Loft Music", ein zunächst nur auf Konzerten erhältliches Cover-Album mit Interpretationen u. a. von Phil Ochs, Van Morrison, Paul Westerberg, den Ramones und den Buzzcocks.
Auch Joan Baez zeigt sich angetan von ihren musikalischen Qualitäten und lädt sie ein, ihre US-Tour 2004 zu supporten.
Einschneidende private und berufliche Umbrüche prägen Thea Gilmore die folgenden Jahre. Bereits vor dem Erscheinen ihres Albums "Harpo's Ghost"(2006) - das auf Sanctuary Records erscheint wird bei ihr klinische Depression diagnostiziert. Ihr Label Sanctuary wird zudem von den Major-Labels ins Aus gedrängt, sie beendet außerdem die zehnjährige Zusammenarbeit mit ihrem Manager.
Thea Gilmore steht am Abgrund, bringt aber die Kraft auf, sich auf einen Neuanfang zu besinnen. Während der aufreibenden Reha-Maßnahmen steht ihr dabei in erster Linie ihr einstiger Produzent Nigel Stonier zur Seite, den sie 2005 geheiratet hat und der Vater ihres ersten Sohnes Egan ist, den sie am 14. November 2006 zur Welt bringt.
>"Als ich Mutter wurde, verstand ich, was für mich ein Zuhause ist. Diese sehr tiefe, instinktive Wärme für ein anderes Wesen und die Wurzeln, die einen mit diesem Leben und jeder kommenden Generation verbinden".
"Liejacker" (2008) lässt sich als Verarbeitung und Testament dieser turbulenten Reise verstehen. Aufgenommen in ihrem schlicht eingerichteten Heimstudio, enthält es die dunkelsten, aber auch die direktesten Songs der Thea Gilmore. Sie verzichtet auf die pompöse Produktion der Vorgängeralben und setzt stattdessen wieder auf Intimität und Reduktion.
Daneben liegt ihr die Veröffentlichung ihres ersten Live-Albums "Recorded Delivery" (2009) ebenso am Herzen wie die Einspielung diverser Weihnachts- und Winterlieder, die sie auf "Strange Communion" (2009) präsentiert.
Mit "Liejacker" und dem vielschichtigen Werk "Murphy's Heart" (2011) findet Thea wieder zu sich. Sie markieren weitere Höhepunkte der Karriere dieser nicht nur von Bruce Springsteen und Martha Wainwright geschätzten Künstlerin.
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