Toni Kater - " Gegen Die Zeit"

Wer auf Musik der Sorte "das frische Ding aus Berlin" steht, wird hier sicher bestens bedient: Toni Kater schwimmt im Fahrwasser von 2Raumwohnung, und sie tut das unüberhörbar. Wem allerdings diese Kampfklasse des Gitarrenpops nicht liegt, der wird sich extrem schwertun.

Eimal mehr stellt sich mir die Frage, wann Inga Humpe eigentlich damit aufgehört hat, interessante oder wenigstens witzige Sachen zu produzieren. Wenn schon geschrammelte Gitarren, dann sollte Dynamik und Tempo dahinterstecken, oder wenigstens entweder-oder. Wenn schon Keyboards, dann wäre schön gewesen, wenn der eine oder andere Song über eine bemerkenswerte Melodie verfügt hätte. Die Melodien von "Gegen Die Zeit" aber sind so beliebig, dass man sie vergessen hat, kaum dass ein Track zuende ist - was den Eindruck noch verstärkt, dass sich ein Liedchen wie das andere anhört.

Mit Abwechslungsreichtum kann diese Platte wirklich nicht punkten. Auch nicht mit einer besonders charismatischen Frauenstimme; wenn das Volumen fehlt, dann klingt es halt einfach nur dünn. Mit so einer Stimme sollte man nicht singen - da sollte man Gedichte schreiben.

Womit wir allerdings beim schlimmsten Punkt wären: Die Texte schlagen wirklich dem Fass die Krone ins Gesicht. Toni Kater verrät auf ihrer Fanpage, sie habe mit 13 angefangen, Musik zu machen. Obwohl sie mittlerweile ein Studium der Musikwissenschaft (hört man nicht) und eins der Germanistik (hört man erst recht nicht) durchlaufen haben will, hat sich nichts getan; Toni Katers Vorstellungen vom Leben, der Liebe und dem ganzen Rest entstammen unmittelbar einem rosaberüschten Teenagermädchenzimmer. Sie liebt, sie wartet, sie tut das alles in Berlin (da sind heutzutage ja alle, die cool sind), die Nacht ist blau, die Sterne sind fern ... Ich sehe Diddl-Mäuse Stehblues tanzen.

"Wenn ich verliebt bin, ist die ganze Stadt wie verzaubert, und ich hab den Schlüssel." Ich möchte mich übergeben. Vielleicht bin ich einfach zu alt für so was. Oder zu frustriert. Oder beides.