laut.de-Kritik
Sorgfältig zusammengestellte Best Of der afro-amerikanischen Songwriterin.
Review von Giuliano BenassiOb Armut, ungleiche Behandlung der Geschlechter, Unterdrückung von Frauen oder Menschen dunkler Hautfarbe - Ende der 80er Jahre fanden diese sozialen Probleme und das verbundene menschliche Elend dank Tracy Chapman wieder eine Stimme. Zwar handelte es sich nicht um Themen, die davor unausgesprochen geblieben wären, schließlich spielten sie eine große Rolle in den Auseinandersetzungen der 60er und 70er Jahre; Chapman hat sie jedoch kraftvoll und eindringlich ins kollektive Gewissen zurück gebracht.
Zierlich und afro-amerikanisch spielte sie sich mit einfachen wie wirksamen Folk-Akkorden und einprägsamen wie poetischen Texten milionenfach und weltweit in die CD-Regale. Dass sie anschließend nach und nach immer mehr in Vegessenheit geraten ist, liegt nicht nur am Material, wie die Compilation "The Collection" beweist.
Denn mit vier Liedern aus "Telling Stories" (2000) und drei aus "New Beginning" (1995) sind ihre letzten Alben ebenso stark vertreten wie ihre ersten und erfolgreichsten zwei ("Tracy Chapman", 1988 und "Crossroads", 1989). Zwar fehlen die großen Ohrwürmer, jedoch zeugt das neuere Material von der musikalischen Weiterentwicklung der Sängerin/Songwriterin. "The Promise" (1995) entpuppt sich dabei als einfühlsames geigen- und gitarrenbegleitetes Liebeslied, "Telling Stories" (2000) ist mit Hammond-Orgel, Ringo-Schlagzeug und E-Gitarrensolo sogar angerockt, "Smoke and Ashes" (1995) ist behutsam aufgebaut und bewegt sich mit seiner komplizierten Rhythmusgruppe in Richtung Jazz, während "Give Me One More Reason" (1995) stark bluesig klingt.
Klar, diese Lieder besitzen nicht die durchschlagende Kraft von "Talkin' Bout A Revolution," "Fast Car," "Subcity" oder das zu Unrecht nicht vertretene "Behind The Wall." Schließlich begreift sich Chapman als Künstlerin und möchte von der Welt singen, die sie umgibt, und nicht ständig von der Desolation Row, in der sie nie gelebt hat. Demnach dürfte diese Sammlung sowohl den Zuhörer zufrieden stellen, der von ihr noch nichts besitzt als auch den, der nur Inhaber der ersten zwei CDs ist. Die hohe Position in den Charts zeugt jedenfalls von einem starken Interesse.
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