laut.de-Kritik
George W. Bush wäre 'not amused'.
Review von Michael SchuhGeorge Bush, Donald Rumsfeld, Condoleezza Rice und Dick Cheney, sie alle sind im Bildermosaik auf dem Cover der neuen Trans Am-Scheibe zu erkennen. Grauer Wüstensand, Uniformierte und der amerikanische Regierungssitz gesellen sich ebenfalls (friedlich, hätte ich beinahe gesagt) hinzu und weisen in Verbindung mit dem programmatischen Albumtitel auf Trans Ams zentrales Thema hin: US-Außenpolitik im Jahr 2004.
Mancher mag sich jetzt fragen, ob die Band mit ihren Anti-Bush-Statements nicht ein bisschen spät dran ist, schließlich hätte man sich schon 2002, als das Vorgängeralbum "TA" erschien, kritisch zum Politikverständnis der gegenwärtigen US-Administration äußern können. Doch das Trio, dessen Studio zentral in Washington gelegen ist, spürte nach eigenen Aussagen noch nie eine derartige Spannung in der Heimatstadt wie in den vergangenen zwölf Monaten: Polizeisirenen und Helikoptergeräusche gehören mittlerweile zu den Alltagsgeräuschen, die für eine "Kultur der Angst" in DC Pate stünden.
So verwundert es wenig, dass die Platte auch musikalisch in weiten Teilen bedrohlich anmutet. Allen voran die instrumentale, über schwebenden Synthieflächen arrangierte Sample-Collage "Uninvited Guest", bei der Trans Am eine Ansprache ihres Präsidenten digital bearbeiten und ihm Sätze in den Mund legen wie "our commitment to weapons of mass destruction is America's tradition" oder "the Iraqui people love their oppressors". George Bush wäre sicher 'not amused'. Vielleicht käme ihm sogar der Gedanke eines Luftangriffs, würden Trans Am nicht ausgerechnet in Washington sitzen.
Spaß beiseite: Amerikas schlussendliche Ignoranz gegenüber den UNO-Waffeninspekteuren und der anschließende Eklat aufgrund nicht vorhandener Massenvernichtungswaffen im Zweistromland scheinen Trans Am schließlich überzeugt zu haben, auch ein politisches Statement abzugeben. Aus kreativer Sicht ist dies zu begrüßen, denn nach langer Zeit kann man ein Trans Am-Album wieder am Stück durchhören. Zwar gibt es heuer keine strahlende Pop-Hymne mehr, wie vor zwei Jahren noch "Different Kind Of Love", dafür einen rauhen Mix aus energetisch-düsteren LoFi-Rocknummern ("Outmoder", "Divine Invasion") und schwer ambienten Elektro-Stücken, die zwischen Gary Numan ("June", "Total Information Awareness") und Radio 4 ("Idea Machine") changieren.
Eine schwer groovende Heavy Metal-Diskothek eben, die einerseits den Faden bisheriger Veröffentlichungen aufnimmt, sich andererseits von früheren, teilweise unnötigen 80s-Pop-Aufgüssen verabschiedet. Ihren Beitrag zum Superwahljahr 2004 haben Trans Am jedenfalls überzeugend abgeleistet. So lange sie nicht an der Ausreise gehindert werden, dürfen wir uns auf ihre Live-Shows freuen.
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