laut.de-Kritik
Vielleicht ein Quäntchen zuviel digitaler Artistik.
Review von Eberhard DoblerIm Falle der Utah Saints muss man von einer gewissen Diskrepanz zwischen Inhalt des Künstler-Infos und tatsächlichem Produkt sprechen. Werden doch die eigenen Methoden und der eigene Style des Duos, das "seiner Zeit immer voraus war", gelobt. Hört sich nach erster Liga an und trifft auf die Anfänge der Band-Historie sicherlich zu. Der neueste Sample-Mix aus House, Techno, Big Beats und Gitarren erreicht diese Klasse aber nur in einigen Songs.
Die musikalischen Voraussetzungen sind perfekt: Jez Willis (Ex-Cassandra Complex), der in der DJ-Szene der Achtziger und Industrial-Ecke der Neunziger verwurzelt ist, trifft auf den Hip Hop- und House-Freak Tim Garbutt. Das Elektro-Duo aus dem englischen Leeds samplet Metallica, Public Enemy, The Pretenders und Iggy And The Stooges. Chuck D. (Public Enemy) und Michael Stipe (R.E.M.) haben gar höchstpersönlich ins Studio herein geschaut.
Das hört sich verdammt fett an. Man denkt an wegbereitende Kaliber à la The Prodigy. Die Utah Saints machen es bestimmt nicht schlechter als diese und "The Power To The Beats" klingt mit seinen Beats und dem Metallica-Sample von "Enter Sandman" auch nach Howlett und Konsorten. Dennoch wird die Kraft und Coolness solcher Combos wie The Prodigy nicht ganz erreicht. Vielleicht ist das Quäntchen zuviel digitaler Artistik, unter der Aspekte wie Songwriting und Treffsicherheit leiden, der Grund für diesen Eindruck.
Die Single "Love Song", ein einlullendes House-Stück, und "Funky Music Sho Nuff Turns Me On" mit den Power-Soul-Vocals von Edwin Starr sind herausragende Nummern. "Techknowledgy" zerhexelt Iggys großartige Nummer "Search And Destroy". Das Konzept der Sample-Dance-Mucke hat aber auch seine Tücken. Der Computer verspricht zwar unendlich viele Möglichkeiten. Am Ende muss aber mehr heraus kommen als die blose Summe der Teile. Utah Saints bleiben mehr die Summe der Teile. Dennoch ist ihr musikalischer Ansatz allemal drei Punkte wert. Und irgendwie bin ich froh, dass ich die Platte habe.
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