laut.de-Kritik
Simeon Soul Charger setzen ihren Supportacts ein Denkmal.
Review von Kai ButterweckGerade erst im Januar veröffentlichten Simeon Soul Charger ihr drittes Studiowerk "A Trick Of Light". Keine fünf Monate später gibt es wieder Neues aus dem Hause der aus Akron, Ohio stammenden Wahl-Bayern auf die Ohren.
Doch diesmal standen die Psychedelic-Rocker nicht selbst im Studio. Stattdessen ließen sie all denen Vortritt, die die Band seit dem Jahr 2011 auf den Bühnen dieser Welt unterstützten. Die daraus entstandene Compilation nennt sich "The Hiraeth Compilation Vol. 1" und wartet mit insgesamt 16 Songs von Bands aus neun verschieden Ländern auf.
Den Anfang machen Tank86, ein Quartett aus Holland, das mit ultrafetten Gitarren, wummernden Bässen und sattem Drumming gleich zu Beginn große Spuren hinterlässt ("Gilgamesh"). Auch ohne Gesang beeindruckt der pumpende Black Sabbath-Ritt durch Doom-Gefilde. Die anschließende Primus-Adelung der österreichischen Band The Howling Muffs lässt ebenfalls aufhorchen ("Acid Priest"). Wenngleich man hier vielleicht auf den Gesang hätte verzichten können.
Bei den Berliner Jungs von Motherbrain hingegen passt das ganze Paket: Ihr Uptempo-Bulldozer namens "High Drive" macht seinem Titel alle Ehre. Hier sprudelt die Stoner-Quelle wie in besten Tagen. Und vorneweg präsentiert sich eine Stimme, die man sich merken sollte.
Auch die aus Köln stammende Band Super Hard Boys rennt mit psychedelischen Hippie-Rock-Vibes offene Türen ein ("Stungun"). Sollten sich Selig irgendwann noch ein mal für einen internationalen Sprung entscheiden, dann wäre ein kurzer Wie-wollen-wir-es-anpacken-Besuch in der Domstadt nur zu empfehlen.
Dull Knife aus England bringen dann erstmals etwas Ruhe rein. Hier könnte James Bay mal ein Ohr riskieren, wenn sich eingängiger Woodstock-Folk mit akustischem Rock der Siebziger vereint ("Bound And Tied"). Und eine markante Stimme setzt dem Ganzen ebenfalls die Krone auf.
Schon nach einem Drittel des Albums wird klar: Hier wird der ewig im Schatten stehenden Supportbranche endlich mal ein längst verdientes Denkmal gesetzt. Diese Compilation ist weit mehr als ein bloßes Dankeschön einer bereits etablierten Band an ihre Unterstützer. Hier wird richtig gute, satt produzierte und detalliert arrangierte First Class-Kost serviert, bei der einem als Freund schwermütiger Psychedelic-Klänge aus den Bereichen Doom- und Desert-Rock des Öfteren das Wasser im Munde zusammenläuft.
Auch der Rest des Albums hat es faustdick hinter den Ohren. Egal ob sphärisch schleichend (Sundog, "Wounded Animal"), groovig verspielt (Audio Love Nation, "Vertigo"), mit osteuropäischem Jethro Tull-Charme gesegnet (Cuprum, "Brahma Višnu Šiva") oder in ein voluminös avantgardistisches Shroom-Rock-Gewand gehüllt (Toadstool, "Reefer Madness"): Wer auf experimentelle Wüstensounds steht, der wird bestens bedient. Da soll noch mal einer behaupten, echter Staub ließe sich nur in der Gegend rund um Palm Desert aufwirbeln.
1 Kommentar
Free download of The Hiraeth Compilation here:
http://simeonsoulcharger.bandcamp.com/albu…
Thanks laut.de! You guys rock!
-Spider of SSC