laut.de-Kritik

Unpeinliche Rocksongs zum zehnjährigen Bandjubiläum.

Review von

Leicht unscharfe Schwarzweiß-Ästhetik gehört ja nun nicht mehr zum neuesten Schrei in der Pop-Fotografie. Ähnliche Abnutzungserscheinungen erleidet auch der gute alte Alternative Rock. Schlechte Voraussetzungen also für Vivids dritten Longplay-Anlauf aus Salzgitter?

Das Cover der Scheibe kommt zumindest sehr stilsicher rüber. Vier Typen, die ernst dreinschauen weil sie es wissen wollen. Schließlich war da vor Urzeiten mal ein passabler Hit ("Still") und später ein nur mäßig erfolgreiches zweites Album. Die Plattenfirma ist indes noch immer die gleiche, was ja selten geworden ist in diesen harten, profitgierigen Zeiten. Mit "Auto All" sind Vivid auf dem besten Weg, das in sie gesetzte Vertrauen zurück zu zahlen. Rocksongs im Grunge-Style, die die Welt nicht verändern, aber eben einfach verschönern.

Die Vorabsingle "Smash" gehört zur Kategorie schnörkelloser Rocker mit leichten Computer-Effects. Spätestens beim Nachfolge-Hit "Easy" wird klar, dass die Band ihren Stil sorgfältig ausgearbeitet hat und alte Seattle-Klon-Vorwürfe der Vergangenheit angehören. Das zehnjährige Bandbestehen wird mit einem runden und abwechslungsreichen Werk gefeiert, das gerade durch seinen unpeinlichen Pop-Appeal aus der Masse deutscher Gitarrenbands heraus sticht. Die Elektronik ist dabei in den Hintergrund getreten und die Verpflichtung eines neuen Produzenten-Teams scheint der nötige Schritt zur Weiterentwicklung gewesen zu sein.

So spielen auch Ausflüge in sentimentale Lager wie die leise Ballade "All These Things" oder der mit Streichern angereicherte Final Track "Ballade 55" auf hohem Songwriting-Niveau. Dagegen wirken die Midtempo-Nummern "10.000" und "Wholehearted" etwas blutleer. Dass sich bei Vivid Songs und Produktion aber durchaus mit amerikanischen High Standards messen können, beeindruckte Kollegin Schmidt schon beim wenig beachteten Vorgänger "Sundown To Sunrise". Es sieht danach aus, als könnte "Auto All" wieder für größere Aufregung sorgen.

Trackliste

  1. 1. Smash
  2. 2. Here
  3. 3. Easy
  4. 4. Do You Want Me
  5. 5. Everything And Nothing
  6. 6. All These Things
  7. 7. 10.000
  8. 8. Warp Drive
  9. 9. Wholehearted
  10. 10. When I Was You
  11. 11. Ballade 55

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