laut.de-Kritik
Classic Rock und Elektro zwischen gefällig und anstrengend.
Review von Stefan FriedrichHinter der Wellwater Conspiracy verbergen sich zwei große Namen des nordamerikanischen Alternative-Rocks. Auf der einen Seite ist da Matt Cameron, seines Zeichens ehemals Drummer bei Soundgarden und inzwischen bei einer anderen Legende Seattles angestellt. Auf der anderen Seite John McBain, der früher bei Monster Magnet die Gitarre bediente.
Für jede Veröffentlichung holt sich dieses Duo einige Gäste ins Studio, diesmal "Glenn Slater", der für die Keyboards zuständig war. Jawohl, Keyboards! Denn die Wellwater Conspiracy klingt vollkommen anders, als man es von einer Soundgarden-Monstermagnet-Allstarband wohl gedacht hätte. Grob gesagt entzieht sie sich den meisten Schubladen.
"Whimple Witch", der Opener kommt wie das meiste auf der Platte im Classic Rock-Gewand daher und kann einiges, ist nun aber keine rocktechnische Offenbarung. Was ganz klar rüberkommt, ist die Spielfreude, die die Herren Cameron und McBain haben. Vollkommen ohne Erfolgsdruck geben sich die beiden ihrer Musik hin. "Galaxy 265" geht in eine ähnliche Richtung wie der Opener, dazu gesellen sich gelegentlich mal ein paar beatleske Klänge. "Night Sky" und "Dragonwyck" gehen zwar in Ordnung, letzteres hat sogar seine sehr guten Momente, doch es fehlt so was wie ein Hit, der etwas heraus sticht. Auch das ruhige "Sea Miner" ist wieder angenehm und - na klar - nicht schlecht, aber das war es dann auch schon.
Eine Drehung um 180 Grad macht die Platte bei "Rebirth". Elekro-Geblubber im 303-Style kombiniert mit Schlagzeug, Gitarrenschnipseln und ohne Gesang stehen im harten Kontrast zu den voran gegangenen Songs. Wie auch das folgende Stück, denn ohne Vorwarnung folgt eine ziemlich gelungene Version von Thunderclap Newmans einzigem Hit "Something In The Air".
Der "Sullen Glacier" schiebt sich eher durch den trockenen Wüstenstaub in Palm Desert, als durchs Hochgebirge. Zum einzigen Male brechen die Wurzeln von McBain und Cameron wirklich deutlich durch, und schon rockt die Wellwater Conspiracy heftig. Das sich anschließende "My Darker Bongo" kann punkten, bevor ganz zum Schluss noch einmal alle bisherigen Regeln über den Haufen geworfen werden. "Dresden Ouverture" überrascht wiederum mit elektronischen Sounds, die sich mit psychedelischen Gitarren vermischen und am Ende einen etwas schwierigen Bastard aus amerikanischem Industrial zurück lassen.
Die Wellwater Conspiracys schert sich auf ihrem gleichnamigen Album weder um Erwartungshaltungen, noch um Trends oder Verkaufszahlen. Das ist einerseits auf eine gewisse Art und Weise sympathisch, führt andererseits jedoch nicht automatisch zu einer guten Platte.
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