laut.de-Kritik
Auch ohne fette Riffs die helle Freude für Opeth- oder Ayreon-Fans.
Review von Michael EdeleBis auf Gastbeiträge war es die letzten Jahre ausgesprochen ruhig um Dan Swanö. Als Produzent ist der Mann nach wie vor sehr gefragt, doch als aktiver Musiker gab es schon geraume Zeit nichts mehr von ihm zu hören. Nun kehrt er mit Witherscape zurück und präsentiert sich mit seinem kongenialen Partner Ragnar Widerberg in der Tradition eines Projekts wie Moontower.
Die Frage, ob Dan Swanö auf Witherscape auch wieder auf Growls zurückgreift, beantwortet sich mit den ersten Tönen von "Mother Of The Soul" direkt selbst. Warum sowohl sein Grunzen als auch große Teile seines Klargesangs ungewohnt gepresst und gezwungen klingen, bleibt allerdings rätselhaft. Aus welchen Gründen auch immer versucht Dan, seinem Gesang einen raueren Unterton zu geben, der gewöhnungsbedürftig ist.
An der Instrumentalfront gibt es dagegen kaum etwas auszusetzen. Während Dan die Arbeit an Drums und Keys übernahm (hier ertönen die von ihm gewohnten Art Rock-Sounds), stammen Bass und Gitarren komplett von Ragnar. Die richtig derben Riffs sucht man auf "The Inheritance" vergeblich, aber deswegen dürfte sich auch kaum einer dieses Album zulegen. Was nicht bedeuten soll, dass nur Akustikgitarren das Geschehen definieren würden.
Die bekommen zwar ihren Raum, schließlich spielt die düstere Konzeptstory in einem alten verlassenen Landhaus in Norden Schwedens, doch weitgehend legt Ragnar ein modern ausgerichtetes Gitarrenbett unter Dans Gesangs- und Keyboardeskapaden. Fans von Ayreon, älteren Opeth oder Star One (woran der Mann ja auch beteiligt war) dürften an den elegischen Tracks des Debüts jedenfalls ihre helle Freude haben.
"Dying For The Sun" oder "To The Calling Of Blood And Dreams" liefern dafür quasi Paradebeispiele. Doch auch im restlichen Album scheren sich die beiden um angesagte Stile oder Konventionen einen feuchten Dreck und konzentrieren sich einfach auf gute Songs und interessante Strukturen. Dabei bleiben reine Egopolituren in Form ausufernder oder technisch komplexer Soli vollkommen außen vor.
"The Inheritance" ist ein interessantes Album, das einige gute Songs zu bieten hat. Der wirklich Überflieger ist allerdings nicht dabei. Dazu bleiben manche Kompositionen leider zu beliebig. Schließlich müssen sich die Nummern mit den vergangenen Großtaten von Dan messen lassen.
1 Kommentar
Für mich ein absolut großartiges Album, und da ich auch Ayreon und Opeth Fan bin ist die Review in dem Punkt durchaus stimmig. Das sich das Album mit anderen Dan messen lassen muss ist richtig aber ich finde, dass das Album den Vergleich in keinster Weise scheuen muss. Beliebig finde ich keinen einzigen der Songs. Das Album ist zwar nicht so gut wie Dans absolute Meisterwerke (purgotory Afterglow) aber im Vergleich zu sonstiger Musik sicherlich mindestens 4 punkte wert.