laut.de-Kritik
Musik wie ein edles Glas Wein.
Review von Yan VogelDem Prinzip folgend, Lieder ohne Worte zu kreieren und instrumental Stimmungen zu erzeugen und zu vermitteln, geht Al Di Meolas weltmusikalisches Streben nach eben jenen Klängen in die nächste Runde. An seiner Seite: Technisch höchst anspruchsvolle Solisten auf Gitarre, Akkordeon und Piano. Insbesondere Di Meola selbst und sein Kompagnon Fausto Beccalossi am Schifferklavier brillieren innerhalb der virtuos arrangierten Klangkörper, die soundmäßig stets auf Wohlklang ausgerichtet sind.
Di Meola World Sinfonia-Band verfährt ähnlich wie die Pat Metheny-Group und setzt im strukturell jazzigen Klangbild weltmusikalische Farbtupfer und flicht Genresprünge hin zu Rock und Pop ein. Schon der Name der Band World Sinfonia lässt ein orchestrales Verständnis vermuten. Die Stücke sind sehr vielseitig instrumentiert. Ein paar dezent gestreute Loops und Effekte komplettieren den Klangeindruck.
Die Songtitel verleihen der instrumentalen Musik oftmals noch eine paratextuelle Programmatik: "Paramour's Lullaby" mit seinem wogenden Dreier-Rhythmus, in dem Akkordeon und Gitarre im Drängen und Nachlassen das Werben um die Gunst der Liebsten symbolisieren. "Michelangelo's 7th Child", ein bewusst symbolträchtig gewählter Titel, wirkt cineastisch - man beachte die Synthesizer-Kadenz zu Beginn - und ist entsprechend sehr szenisch komponiert.
"Full Frontal Contrapuntal" verzückt mit ungeraden Takten und einem verwirrenden Spiel der einzelnen Stimmen untereinander. Das düstere und nocturne Rhythmusspiel von Gitarren und Percussion in "Fireflies" erhellen einzelne melodische Stimmen. In das einen lyrischen Unterton atmende "Bona" flicht der Flitzefinger magische Melodien; ein kurzer Moment, der so gar nichts vom ansonsten modulatorisch-manischen Gitarrenspiel hat.
Das instrumentale Konterfei des Beatles-Klassikers "Strawberry Field Forever" – deren Psychedelic-Blaupause schlechthin – fügt sich von einem Klangteppich aus Piano-Arpeggien, Akkordeon und dezenter Percussion begleitet, gut in das restliche Klangbild ein, wirkt aber stellenweise wie eine auf Wohlklang gestreichelte Jam-Session und reicht nicht annähernd an den Facettenreichtum des Originals heran.
Al Di Meola, der Genussmensch. Auf der Rückseite des Coverartworks blinzelt der Herr der Finger verschmitzt in die Kamera, den sonnengebräunten Oberkörper nur unzureichend mit der Gitarre bedeckt. Ein wahrer Connaisseur der schönen Dinge des Lebens, weswegen er auch bezüglich seiner Musik unumwunden deren wohlklingende Komponente hervorhebt: "Womit ich mich gerade geschäftige, erfüllt mich vollkommen, so wie ein wunderbares Essen und ein edles Glas Wein". Diesen Satz könnte man sich auch gut als Werbespruch auf einem Produkt der Supermarktkette vorstellen, deren Name mit den ersten vier Buchstaben des Namens des Gitarrero korrespondiert.
3 Kommentare
Für ein gutes Glas Wein gibt es mal wieder nur 3 Punkte - Scheiß Tetra Pack Generation!
Warum gab es jetzt nur 3/5 Punkten? Das lässt sich nämlich aus der Rezension keinesfalls herauslesen. Aber wenigstens einen grandiosen ALDI-Witz am Ende gebracht....
WORD an die Vorredner - Wofür die Abzüge? Weil es nicht Musik für jedermann/jede Situation des Lebens ist? Ganz abgesehen davon wird der Genussmensch di Meola betont, also nehme ich mal nicht an, dass Hr. Vogel den Mann fälschlicherweise in die "Musik für technikinteressierte Instrumentalisten" abkanzelt. Werde jedenfalls am Samstag beim local record shop mal reinhören.