Porträt

laut.de-Biographie

And So I Watch You From Afar

Ist es ein Zufall, dass nicht wenige Postrock- bzw. Instrumental-Bands solch ellenlange Namen wie And So I Watch You From Afar (a.k.a ASIWYFA) tragen? Man denke dabei nur an die Kollegen von 65daysofstatic, Godspeed You! Black Emperor oder auch ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead.

Nicht, dass ASIWYFA in die gleiche Ecke gestellt werden sollten, dafür ist ihr Sound nopch ein Stück brachialer als der der oben genannten Formationen. Songs mit den Namen "Set Guitars To Kill" oder "Clench Fists, Grit Teeth...Go!" sind mehr als Programm für die rohe Gitarrenwucht der vier Jungs aus Belfast, Nordirland.

2005 gegründet spielen Rory Friers, Tony Wright (beide Gitarre, Jonathan Adger (Bass) und Drummer Chris Wee ihren ersten Gig 2006 auf einer Geburtstagsparty. 2007 zieht es die Kombo nach Belfast, es folgen die Debüt-EPs "This Is Our Machine And Nothing Can Stop It" und "Tonight The City Burns": ASIWYFA feilen da bereits mächtig an ihrem vorzüglichen Ruf als Liveband.

Das selbstbetitelte Debüt von 2009 feiern britische Kritiker überschwänglich (zehn von zehn Punkten sagt beispielsweise BBC Radio ONE) und spricht pointiert vom "Soundtrack der Apokalypse". Andere Pressestimmen beschreiben das Hörerlebnis von ASIWYFA mit "wie von einem Auto überfahren zu werden, während man Elektrizität isst, verdammt interessant."

Nur mit Gitarre, Bass und Drums instrumentiert, vermögen sie es tatsächlich, Songs epischen Ausmaßes zu kreieren, die eine geballte Ladung Wut in sich tragen. Schnell vergisst man da, dass ihr Sound ohne Vocals auskommt. ASIWYFA spielen dermaßen energetische Live-Sets, da würde Gesang wohl nur von der wahren Materie ablenken: virtuose und knochenharte Gitarren- und Rhythmusarbeit.

2009 holt sich die Band in Irland den Choice Music Prize für das beste Album ab. Bereits im Folgejahr gehen die Belfaster mit der neuen EP "The Letters" auf eine extensive Europatournee. Gut möglich, dass sie dann die Clubs des Festlands zu apokalyptischen Aufständen anstacheln. Denn wie ASIWYFA titeln: "These Riots Are Just The Beginning." "Gangs" weicht zwei Jahre später davon keinen Zentimeter ab.

Ende August 2011 steigt Gitarrist Tony Wright in aller Freundschaft aus: Er wolle sich auf seine Soloprojekt VerseChorusVerse konzentrieren. Niall Kennedy ersetzt in auf der Bühne. Nach einer neuerlichen Nominierung für den Choice Music Prize folgen Touren in Nordamerika, Europa und Asien.

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Auch bei "Heirs" ist Niall Kennedy am Start. Für die Scheibe nehmen sich die Jungs ein halbes Jahr Zeit. Herauskommt ein sehr knackiges Album, dass all die Einflüsse der vergangen Jahre mitträgt. Das Experimentelle, dass "All Hail Bright Futues" ausgemacht hat, geht ein Schritt zurück und macht wieder Platz für groß angelegte Gitarren-Angriffe. Allerdings sind ASIWYFA ruhiger und gelassener geworden.

Über das Album sagt Rory Friers: "Das Album heißt 'Heirs', als Tribut an all die neuen Leute, die während der Arbeiten an dem Album in unser Leben traten - viele, viele Neffen und Johnny ist Vater einer Tochter geworden. Es fühlt sich so an, als hätten die Songs all diese Gefühle, die wir hatten, aufgesogen."

Es ziehen zwei Jahre ins Land bis die Herrschaften 2017 auf "The Endless Shimmering" ein weiteres Mal unter Beweis stellen, wie abstrakt und intelligent sie Postrock denken. Dabei liefern sie einfach nur ab, was sie am besten können: Math-Gefrickele, Tremoli, Breaks und grollende Gitarren-Gewitter. Ganz zufällig wurden die neun Tage der Studioaufnahmen von einem gigantischen Schneesturm begleitet. Da scheint "The Endless Simmerin ja der perfekte Soundtrack für zu sein.

Denn mit Wut im Bauch aber noch mehr Verstand erfüllen die vier auch auf Album Nummer fünf die Erwartungen und bleiben sich trotzdem treu. Nur das Artwork fällt mit einem auf Anhieb etwas willkürlich erscheinenden Schnappschuss, den ein Bekannter der Band eingefangen hat, ästhetisch etwas aus dem Rahmen.

Alben

And So I Watch You From Afar - Heirs: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2015 Heirs

Kritik von Andreas Dittmann

Konkurrenz für den "Hummelflug". (0 Kommentare)

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Di 08.04.2025 Köln (Gebäude 9)
Mi 09.04.2025 Hamburg (Logo)
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    https://asiwyfa.com

9 Kommentare mit 11 Antworten

  • Vor 2 Jahren

    Jettison ist sehr schön geworden. So nah waren ASIWYFA wahrscheinlich noch nie am klassischen Postrock. Aber wenn man das Album als zusammenhängendes Stück versteht, nimmt es einen auf eine wunderbare Reise mit, die in der gewohnten ASIWYFA-Energie im letzten Drittel ihren Höhepunkt findet. Solide 4/5.

    Kommt da noch ne offizielle Review?

  • Vor 7 Monaten

    Bin hier wohl der ASIWYFA-News-Schreiber. Egal. :D

    Die neue Single, "Do Mór" ist seit heute draußen (und fetzt): https://www.youtube.com/watch?v=zyl24yWe2fk

    Das dazugehörige Album heißt "Megafauna" und kommt im August.

    • Vor 7 Monaten

      Ach, warum sollte man hart arbeitende Bands hier berücksichtigen, wenn man doch dem x-beliebigen K-Pop-Exkret unverdient Zucker in den Arsch blasen kann?

      that being said: ASIWYFA waren auch schon mal um einiges spannender...

    • Vor 7 Monaten

      "Ach, warum sollte man hart arbeitende Bands hier berücksichtigen, wenn man doch dem x-beliebigen K-Pop-Exkret unverdient Zucker in den Arsch blasen kann?"

      Ich hoffe die Redaktion nimmt Kenntnis davon, dass sich Schwingster explizit mehr Gitarrenmusikrezis von diesem Yannik wünscht. Ich kann dieses Anliegen nur unterstützen.

    • Vor 5 Monaten

      Zweite Single "North Coast Megafauna" ist schon seit ner Weile draußen: https://www.youtube.com/watch?v=9R3glhZ_NDE

      Ich hab den Song letztes Jahr schon ein paar Mal live gehört und fand ihn da schon sehr stark. Das dynamische Spielen mit den Lautstärken gehört ja schon irgendwie zum Genre (Stichwort Crescendocore), aber ich kenne keine Band, die das so auf die Spitze treibt wie ASIWYFA. Wenn sie leise sind, ist es fast ein Flüstern, und wenn sie laut sind, donnert es geradezu. Und im Gegensatz zu vielen Genrekollegen liegen dazwischen keine 10 Minuten "Spannungsaufbau".

      Lieb die Band einfach. :D

    • Vor 5 Monaten

      "Years Ago" ist die dritte Single und mit das Schönste, was die Jungs bisher veröffentlicht haben.

      Die Band selbst schreibt dazu:

      "During the dark old days of lock downs and social distancing this was the song we went back to over and over. We’d imagine what it would be like to be in front of an audience again and play this. We’d talk about how much we missed the sticky floors of the venues, the craic we’d have hanging out with you all at the merch stand after the concert, it all seemed very far off. So when Stendhal Festival figured out a way of running the festival over two weekends at half capacity to help with social distancing, this was the first new song we played, and when we saw you all holding each other in the night air during it we couldn’t help but get emotional. It was the song we played every night when we were able to do our old tradition of Irish shows on the lead up to Christmas, and we’d tell this same story each night about what the song had meant to and how it was a little beacon to us. Now, one week before we travel to North America for a lap of the continent it’s the single that will take us there. This little song got saddled with a lot of hope by us and didn’t let us down in the end. We can’t wait to play it every night for you all. Four friends playing music together.

      Go give it a spin."

      https://www.youtube.com/watch?v=C0zvNg8136w

    • Vor 5 Monaten

      "iich kenne keine Band, die das so auf die Spitze treibt wie ASIWYFA. Wenn sie leise sind, ist es fast ein Flüstern, und wenn sie laut sind, donnert es geradezu."

      GY!BE & Mogwei WHO? XD have entered the Chat...

    • Vor 5 Monaten

      Aber beide sind meines Wissens eher Crescendocore-mäßig unterwegs. Also leise Anfänge, die sich dann langsam auf einen Höhenpunkt zu entwickeln. Das ist effektiv aber auch ziemlich vorhersehbar. Was mir an ASIWYFA so gefällt, ist dass man eben nie weiß, was als nächstes kommt und sie dabei trotzdem die komplette Bandbreite bespielen.

    • Vor 5 Monaten

      Na ja, insbesondere Mogwei who? xD kannste das aber seit bestimmt gut 15 Jahren auch schon nicht mehr so eindimensional andichten.

      Die arbeitem schon "grundsätzlicher" einfach gerne mit Kontrasten - und decken von "die letzte Delay-Wiederholung ist gerade noch auf lLautstärkeachwelle einer ins Klassenzimmer geworfen Stecknadel während der 7. Stunde Englischvertretung in der 6D Gesamtschule Ransbach-Baumbach" bis hin zu "sach ma startet aus Nachbars Garten gerade ein Düsenjet oder hat es mir längst schon beide Trommelfelle zerfetzt und ich metk's erst, wenn das Adrenalin nachlässt und der Schmerz langsam einsetzt" einen mehr als beachtlichen Lautstärke-Range ab, den sie auf Konzerten für gewöhnlich mehrfach am Abend in alle Himmelsrichtungen ablaufen..

      Gerade erst vorletztes Jahr wieder in Heidelberg bezeugen dürfen, woneo sie ausgerechnet da mal unerwartet zahm geblieben sind den gesamten Abend über.

    • Vor 5 Monaten

      EDIT: Vermutlich wegen erster (von mir bezeugter) Tour als Vierer und ohne die Sicherheit, sich die meisten Zeit des Sets über im Zweifelsfall hinter Braithwaites Bratgitarre verstecken zu können im Mix...

    • Vor 5 Monaten

      Ja, Mogwai sind live natürlich auch eine Bank (und definitiv laut!). Hab die ja auch schon drei Mal gesehen (und würde sie dieses Jahr beim ArcTanGent wohl nochmal sehen, wenn mir keine Hochzeit in den Weg gekommen wäre).

      Ich bleibe aber dabei: was Dynamik und Vielseitigkeit angeht, sind ASIWYFA für mich einfach was Besonderes. Von ganz leise bis ganz laut, von getragen über ausgelassen bis schnell und wütend sind halt einfach alle Stimmungen dabei.

  • Vor 4 Monaten

    Weiß nicht, ob da noch ne Review kommt, aber schreibe meine Gedanken zu Megafauna einfach mal hier hin:

    Ich hätte nicht gedacht, dass ASIWYFA mit ihrem bereits siebten Album nochmal so einen Schritt nach vorne machen, aber here we are. Es ist, als hätten sie ihr gesamtes Schaffen komprimiert und noch eine Schippe draufgelegt. Einen großen Anteil daran hat der (jetzt eigentlich auch nicht mehr so) neue Bassist Ewen Friers (der kleine Bruder von Gitarrist Rory), der den Songs variableres, kreativeres hinzuzufügen weiß, als die bisher gängigen Grundtöne.

    Aber auch das Gitarrenspiel ist interessanter. Besonders die ruhigen Momente dienen nicht nur dem Spannungsaufbau für die unausweichlichen Walls of Sound, sondern haben für sich genommen immer wieder wunderschöne Melodien zu bieten. Da gibt es die für die Band charakterischen, verwobenen Mathrock-Parts, aber auch jazzige Solo-Stellen, psychedelische Soundspielereien oder poppige Instrumental-Hooks. Und dann kommt eben doch noch die eine oder andere Wall of Sound um die Ecke. So geht Dynamik und musikalisches Storytelling!