laut.de-Kritik

Konkurrenz für den "Hummelflug".

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Bisher standen And So I Watch You From Afar nicht gerade für sphärische Postrock-Klänge, eher für hyperaktives Math-Gefrickel. Was anderen Instrumental-Bands ihr düsteres Laut-Leise-Schema ist, füllten die Nordiren zuerst mit einer Vielzahl schneller und fröhlicher Gitarren-Melodien und Riffs, später dann auch mit Gesang und karibischen Klängen.

"Heirs" beschreitet nun einige neue und viele alte Wege. Zum einen gehen ASIWYFA vom exotischen Vorgänger einen Schritt zurück und stellen wieder die Gitarren in den Mittelpunkt ihrer Musik. Zum anderen sind sie über ihr Riff-Feuerwerk der ersten beiden Alben hinaus. Sie lassen den Songs Luft zum Atmen und geben sich selbst mehr Raum.

Das fällt gleich im ersten Song auf: Mitten im typisch schnellen Beat verstummt die Band plötzlich und baut dann den Song in bester Postrock-Manier Schicht für Schicht neu auf. Als man in Gedanken schon zu Envy abdriftet, geht das wilde Gitarrenspiel wieder los.

"Heirs" wirkt längst nicht so catchy wie die drei Vorgänger, die einen entweder sofort gefangen nahmen oder total überforderten. Es braucht seine Zeit, bis man sich auf die Platte mit ihren vielen kurzen Songs eingelassen hat.

ASIWYFA zeigten zwar noch nie ein Faible für ausufernde zehnminütige Lieder. So kurz haben sie sich aber noch nie gefasst. "Wasps" zum Beispiel dauert keine drei Minuten und macht dem "Hummelflug" Konkurrenz. Diese Kürze hat aber zur Folge, dass die Songs nicht mehr so vielseitig und ruhelos wirken wie früher, weil die Jungs einfach weniger Ideen reinpacken.

Ausnahmen bilden dabei längere Kracher wie "A Bacon, A Compass, An Anchor", "Redesigned A Million Times" oder der Titeltrack "Heirs". In diesen Songs basteln ASIWYFA ihre Songs wieder auf ihre eigene Weise zusammen. Die Themen wechseln sich ab, die Band führt sie kurz ein und rockt sie dann durch.

"People Not Sleeping" beginnt ruhig mit elektrischem Rauschen, das cleane Gitarren-Akkorde stören. Die wiederum durchkreuzt später Feedback-Gekratze. Das langsam groovende "Animal Ghosts" hebt am Ende eine Trompete hymnisch nach oben. Die dreistimmige Gitarrenmelodie in "Tryer, You" gehört vermutlich zum Schönsten, das die Band je geschrieben hat.

Wie schon auf den Vorgänger singen die vier Jungs im Chor. Das gerät diesmal aber weniger peinlich als bei "All Hail Bright Futures", weil der Gesang wieder in den Hintergrund rückt und die Gitarren nur unterstützen darf oder als kleine Zugabe dient.

"Heirs" geht als das bisher sperrigste Album der Belfaster durch. Es zeigt eine Band, die immer noch neugierig und unerschrocken auf der Suche nach Neuem ist. Die exotischen Klänge des Vorgängers sind überwunden, der Postrock bekommt wieder mehr Platz. Fröhlich und ausgelassen sind sie immer noch, aber längst nicht mehr so wild und ungezügelt. Wem ASIWYFA bisher zu anstrengend waren, darf ihnen mit "Heirs" getrost eine neue Chance geben.

Trackliste

  1. 1. Run Home
  2. 2. These Secret Kings I Know
  3. 3. Wasps
  4. 4. Redesigned A Million Times
  5. 5. People Not Sleeping
  6. 6. Fucking Lifer
  7. 7. A Beacon, A Compass, An Anchor
  8. 8. Animal Ghosts
  9. 9. Heirs
  10. 10. Tryer, You

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