laut.de-Kritik
Manische Postrock-Derwische in glückseliger Zerstörungswut.
Review von Andreas DittmannMit einem prägnanten "Hey!" treten And So I Watch You From Afar die Tür ein und richten erst mal ein ordentliches Chaos an. Einem Derwisch gleich wirbeln sie wie bekloppt durchs gesamte Zimmer. Zwar machen sie immer wieder kleine Verschnaufpausen und schmeicheln dem Hörer mit poppigen Melodien sanft im Ohr, verfallen dann aber im nächsten Moment wieder in unaufhaltsame Zerstörungswut.
Diese permanente Spannung zwischen brutalen Gewaltorgien und sanften Tönen hält bis "7 Billion People All Alive At Once" an. Hier spielen die vier Nord-Iren eine versöhnliche Hymne, so als ob sie sich für das Chaos von vorhin entschuldigen wollten. Gemeinsam singen sie die Gitarren-Melodie mit: Das einzige Mal, dass richtiger Gesang auf "Gangs" zu hören sind, auch wenn der sich auf "Bap-Ba"s beschränkt.
Noch während der Song leise ausfadet, hört man kratzende Geräusche und verzerrtes Bass-Rauschen im Hintergrund. So ruhig wird es nicht weitergehen. Und richtig: Nervöses Mathgefrickel leitet "Think:Breathe:Destroy" ein. Bombast-Akkorde stürzen sich auf das Geklimper, der Bass grummelt ganz tief unten und der Schlagzeuger lenkt alles in selbst-zerrstörerische Bahnen.
Dabei bleiben ASIWYFA, im Gegensatz zu anderen Instrumental-Bands, immer gut gelaunt, driften nie in eine düstere oder bedrohliche Stimmung ab. Die Jungs sprühen vor positiver, wenn auch etwas manischer, Energie.
Gegenüber dem fantastischen Debüt vom letzten Jahr hat sich nicht viel geändert. Die Songs sind etwas länger und dynamischer geworden, werden aber immer noch von den hyperaktiven Gitarren beherrscht. Metal-Riffs brechen über poppige Melodie-Bögen ein, Post-Rock-Gitarren streiten sich mit Brutalo-Bässen. Die Platte strahlt dabei einen herrlich verschmitzten und dreckigen Charme aus. ASIWYFA klingen kein Stück klinisch sauber durchproduziert.
Besonders herausragend ist das "Homes"-Doppel. Die Songs "Ghost Parlor KA-6 To..." und "...Samara To Belfast" bilden eine Einheit und sollen das Tour-Leben darstellen. Zusammen haben die beiden Tracks über elf Minuten Spielzeit. Während der erste Teil mit viel Hall, einem durchgängigen Beat und Querflöten(!)-Soli recht chillig daherkommt, wird es im zweiten Teil (also der Heimreise) weitaus vielschichtiger und regelrecht bombastisch.
Wenn nach rund 45 Minuten Samba-Trommler die Platte beenden, bleibt einem nichts anderes übrig, als kurz Luft zu holen und die Platte von neuem zu starten: Think. Breathe. Destroy.
3 Kommentare
Auch wenn es die letzten 10 Jahre ja geradezu zu einer Postrock-Explosion kam und sich etliche Bands an dem Erbe von Größen wie My Bloody Valentine, Mogwai und Godspeed zu schaffen machten - ich find ASIWYFA gut. Hab sie ursprünglich wegen ihres Namens angecheckt, der besitzt mE eine düster-melancholische Romantik, die sich jedoch komischerweise nicht wirklich im Klangbild der Iren spiegelt. Die Musik funktioniert trotzdem.
Das Debut ist übrigens von 2009, wurde allerdings erst 2010 außerhalb der Insel veröffentlicht. Hab mir Gangs heut zusammen mit der Gavin Friday besorgt, genieße gerade den ersten Durchlauf und stimme mit der Rezi bisher weitgehend überein.
gefällt mir gut.
Album ist gespickt mit ordentlichen Brettern. Macht durchgehend Spaß, kommt im Vergleich zum Debüt auch etwas "poppiger" um die Ecke.
Neues Album geht diesen Weg weiter und erinnert durch elektronische Elemente nicht selten an Adebisi Shank.
Sorry für's Hochholen...