Porträt

laut.de-Biographie

Babytron

Es gibt Gestalten in der Szene, die kann man einfach nicht so recht erklären. Als Babytron 2019 das erste Mal in der Hip Hop-Welt erscheint, erwarten Leute, dass er einfach nur der nächste virale Meme-Rapper und in einem halben Jahr vergessen sein wird, weil irgendein Label irgendeinem TikTok-Trend ein bisschen Geld und ein Gunna-Feature nachwirft, nur damit das erste Album keiner kauft. Babytron hätte dieser Typ sein können. Aber er hat sich dagegen entschieden.

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... oder was auch immer er im Intro seines neuen Songs sagt. Twenty4Tim kauft die Charts. Ski Aggu etabliert die deutsch-holländische Freundschaft.

Geboren in Michigan als Kind eines schwarzen Vaters und einer weißen Mutter wächst James Johnson III in einem Rapstaat auf, der sehr bald zu den interessantesten der Szene gehören wird. Auch, wenn die späten 2000er und die frühen 2010er, in denen Babytron zur Schule geht, nicht unbedingt das goldene Zeitalter Detroits bedeuten und Leute die Stadt immer noch eher mit Eminem und Big Sean verbinden, braut doch etwas unter den Kids, die gerade genauso Musik von Gucci Mane, Chief Keef, Too $hort oder Webby hören: Der Beginn einer neu verstandenen Mixtape-Kultur.

Die Mixtape-Hustler sind Babytron aber noch denkbar fremd, denn der Mann, der bald mit den Shittyboyz aufmacht, interessiert sich vor allem für Gras und Cartoons. Inspiriert von der großen Soundcloud-Welle um 2017 formt er mit seinen beiden besten Kindheitsfreunden TrDee und StanWill das Kollektiv Shittyboyz und macht sich an die Arbeit, das Internet mit seiner eigenen Musik zu fluten. Die erste Inspiration kommt dabei indirekt: Der Rapper Teejayx6 hat sich nämlich in den Detroiter Online-Kreisen einen ganz eigenen Sound aufgebaut: Scam-Rap. Das passt zu den Jungs, für die echte Gewalt rein physisch nicht so ganz in Frage kommt.

Ihr Ding wird ein wenig, auf den absurderen Samples zu rappen. Sie bauen ihre Musik so zusammen, als gäbe es gar kein Urheberrecht, und machen sich durch die schiere Absurdität ihrer Musik einen Namen. Inspiration in Sachen Flow gibt es von den langsam aufblühenden Stadtgenossen, Sada Baby, Babyface Ray, Veeze, Beno, Drego, Icewear Vezzo oder der BandGang. Die kultivieren einen Offbeat-Flow, den auch die Shittyboyz geil finden. Das Ding ist nur: Sie haben eine Art und eine Präsenz, die sie schnell außerhalb der Reichweite von Straßenrap-Fans schießen, die diesen Flow verstehen.

Babytron geht also mit Songs wie "Cheat Codes", "Jesus Shuttleworth" oder "Dookie Season" viral. Auch weil die Internet-Kids glauben, er könne einfach gar nicht rappen, aber dafür tut er es immerhin gleich auf dem Star Wars-Titellied. Ein bisschen merken die Leute aber auch schnell, dass die farbenfrohen Beats und die komischen Flows durchaus System haben und man sie genießen kann – unter anderem, weil der Junge ein paar Mal zu viel für aus Versehen echt gute Lines schreibt.

Das ist der Anbeginn eines viralen Aufstieges: Denn nur wenig später veröffentlicht er seine Detroit-Hommage "Prince Of The Mitten" und etabliert dabei sein ganz eigenes musikalisches Gefühl, einen Sound, den man nur als Albumsnippet-Rap erklären kann. Immer vier Bars droppt er auf einen Beat, dann wechselt er durch. Das macht er zuerst nur auf bekannte Detroiter Beats, dann aber zunehmend auch auf alles Mögliche. "6 Stars Wanted Level" ist noch so ein Song, der Aufmerksamkeit gewinnt. Die Fans sammeln sich, halb als Witz, halb im Ernst. Er geht jeden Monat nochmal viral und landet schließlich 2022 in der XXL Freshman-Class.

Sein größter Erfolg und der Moment, in dem er kurz am Mainstream schnuppert, ist "Emperor Of The Universe". In einem fünfminütigen Song klappert er über zwanzig Beats von gerade heißen Songs wie Jack Harlows "Nail Tech" oder Klassiker wie Ushers "Yeah" oder Biggies "Juicy" ab. Auf dem Lyrical Lemonade-Channel erscheint ein Video.

Man fragt sich: Wird dieser Typ jetzt echt Richtung Mainstream aufsteigen? Die Antwort ist: Nein. Vielleicht, weil er nicht könnte. Aber seine 2022 und 2023 erscheinenden Alben "Megatron", "Bin Reaper 3: Old Testament" und "Bin Reaper 3: New Testament" setzen so radikal weiter auf den typischen Detroit-Sound, schräge Samples und Offbeat-Flows, dass kein Radio der Welt derartiges anfassen würde. Stattdessen hat er sich als Gestalt seiner Szene aber absolut zementiert und sich Respekt aufgebaut, wo man am Anfang nur einen Witz vermutet hätte. Das muss man ihm auch erst einmal nachmachen.

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