laut.de-Kritik
Poetischen Wortwitz suchen Bildungsbürger hier vergebens.
Review von Karim ChughtaiWenn der Bass Sultan Hengzt einen Release in der Pipeline hat, beginnen oft Probleme, denn mit großer Wahrscheinlichkeit indizieren Medienwächter das neue Werk . Für den Hengzt inzwischen reine Routine, für das Geschäft leicht nervig, für die Darstellung wunderbar.
Auch im Vorfeld zu Zahltag entsteht eine Diskussion, die die Veröffentlichung des Albums bedroht. Als Murderbass das Album probehört, lehnt das Berliner Label eine Zusammenarbeit sofort ab. Zu brutal, zu hart, zu groß die Sorge, das Album lande aufgrund seiner Inhalte wie drei seiner Vorgänger zuvor wieder auf dem Index. Problematisch, wenn ein Rapper unter Vertrag und das Label unter Zugzwang steht. Meldet sich dann noch die Fangemeinde zu Wort und fordert den Release vehement, sind die letzten Weichen für einen Lösungsweg gestellt. Jetzt wird ohne jegliche Änderungen oder Zensur einfach in limitierter Auflage gepresst.
"Zahltag" ist keine Abrechnung mit der Welt, auch wenn ein Klappmesser das CD-Cover ziert. Stattdessen wird jede Person im klassischen Hengzt-Humor verarscht und jede Mutter (außer der eigenen versteht sich) wild beleidigt. So lautet die Hook von "Probs" ganz ungeniert: "Ich töte Deine Kinder, ist keiner meiner Witze, Deine Mutter gurgelt diesen Song mit meiner Wichse". Andere Passagen wie "Deine Mutter hat nen längeren Schwanz als Dein Vater" oder "Ich ficke Deine Mutter auf dem Zeltplatz" zeigen, was sich der MC mit dem Album von der Seele redet.
Poetischen Wortwitz suchen Bildungsbürger in Zeilen wie "Mein Freund ist ein Opfer, Kanaken sind viel cooler, komm fick mich bitte, komm fick mich bitte" vergeblich. Schade eigentlich. Nachdem das Intro im Stechschritt links-rechts einmarschiert und das Ende der Welt propagiert, ballert der Sultan in "Ex-Guterjunge" aber einen so ordentlichen Diss-Track vor den Bug von Bushido, dass der Freetrack "Fick Bushido" schnell untergeht.
Geht also! Bass Sultan Hengzt kann rappen, hat einen guten Flow, super Beats dahinter, ist battletauglich, reimt zum Teil kreativ, bringt witzige Vergleiche, könnte aber in den meisten Tracks auf dem Album auch noch eine Schippe drauflegen. Es wäre schön, wenn sich mehr Tracks wie beispielsweise "Der Block bleibt stehen" auf der CD befänden. Raps mit Message stehen dem Bass Sultan gut. So plätschert der Inhalt des Albums leider etwas dahin, aber bleibt der Devise treu: Rap braucht nach wie vor kein Abitur. Es geht um Gangster-Rap, Provokation und Street-Credibility.
Produktionstechnisch zaubert der Hauptverantwortliche Djorkaeff zusammen mit Hengzt dafür richtig dicke Beats aus dem Studio-Zylinder, die Druck besitzen und zum Kopfnicken einladen. Bei fast allen Songs handelt es sich um moderne Clubproduktionen, meistens mit elektronischen Synthesizern und klassischen Hip Hop Clap-Snares versehen, die direkt nach vorne gehen und vor Energie strotzen.
Musikalisch ist "Zahltag" so ausgereift, dass die Abwesenheit von M3 und Noyd an den Reglern leicht zu verschmerzen ist. An einer guten Kollaborationen-Liste mangelt es ebenfalls nicht - Amar, Sido, Godsilla, Orgi 69, der eigene kleine Bruder Gino Cazino, Joka. Lediglich Fler hat die Abgabe für ein Feature nicht mehr geschafft, ansonsten sind alle üblichen Verdächtigen vereint, um den Silberling in original Berliner Schnauze zu servieren.
Man könnte schon mit etwas mehr abrechnen als bloß mit allen Müttern. Wer den alten Berliner Hip Hop liebt, der wird an "Zahltag" dennoch Freude haben.
65 Kommentare
hoffnungslos überbewertet. für mich der flop des jahres. 1/5 wenn überhaupt.
Standard Bewertung 3/5
Album is Top
Die Review geht vollkommen in Ordnung. Ist auch gut geschrieben, nur wer ist denn bitte "Laut-Redaktion"? Schämt sich da etwa jemand, die CD gehört zu haben oder stammt die Review von einem freien Mitarbeiter?
Zum Album kann ich jetzt mit dem nötigen Abstand sagen, dass es sich doch relativ schnell abgenutzt hat. Der Grund ist die eigentliche Stärke des Albums: Die Härte. Denn wenn man das auf Albumlänge geboten bekommt und nur mit einem laschen deepen Track kompensiert, kränkelt so eine CD schnell an mangelnder Abwechslung.
Die Beats sind durchweg völlig in Ordnung, Djorkaeff hat wieder einmal gute Arbeit geleistet, auch die Features wurden gut gewählt. Bei Sido habe ich wohl aufgrund der früheren Tracks der beiden deutlich mehr erwartet und auch Amar ist eine Zumutung, aber Silla und Orgi reißen das wieder locker raus.
Für längeres Hören eignet sich die CD aufgrund der nicht existenten Abwechslung nicht. Doch ab und zu kann das Teil mächtig Druck machen. Auf Dauer hat Berlin in diesem Jahr aber bisher nur mit FLER ein durchweg überzeugendes Album auf den Markt geworfen, dass sich auch nach Monaten noch verdammt gut hören lässt.
Von mir auch 3/5
was für ein mieses, minderwertiges
kanacken-gejaule
kanacken kacke
album ist top!
nur mit dicken beats und sehr viele ohrwürmer. der beat von "nicht mit mir" banged einfach gut.
klar nichts für okörapgeburten und kollegah fags.