laut.de-Biographie
Baxter Dury
Der Sohn von Ian Dury ("Sex And Drugs And Rock And Roll") hatte eigentlich nie vor, in die musikalischen Fußstapfen des Vaters zu treten. Wäre ja auch viel zu offensichtlich. Erst mit 30 fängt der Jahrgang 1971 langsam an, Musik zu produzieren.
Vater Ian ist bereits tot, als Baxter Dury konsequenter an eigenen Songs feilt. Auf die "Oscar Brown"-EP 2001 folgt 2002 das Debütalbum "Len Parrot's Memorial Drift". Indie-Songwritertum, Bohemian Cool und ein sarkasmusgewandtes Understatement prägen den speziellen Dury-Funk. Ob mit Streichern oder Synthies, jederzeit croont sich der Sänger aus dem britischen Wingrave, Buckinghamshire durch Tracks voller Ennui und Augenrollen.
"I don't think you know who I am – I'm the sausage man", heißt es etwa in einem Dury-Song, der wie so oft alles und nichts über dessen Identität aussagt. Blinzelnder englischer Humor und Untertöne aus Existenzialismus und Versagensangst prägen seine Musik. Klar ist andererseits, dass sich seine Musik im Umfeld der Flaming Lips, Arab Strap, Magnetic Fields und in Nachbarschaft zu subtilem Discofunk bewegt; und dass Durys Weg zur Musik ein umweglastiger ist.
Die Schule bricht Baxter vorzeitig ab, derweil ihm Jazz, Funk und Soul einen sinnigeren Ausweg aus der Normativität bedeuten. Er arbeitet später eine Weile in einem Uhrenladen und wirkt in einigen Indie-Filmprojekten mit. Doch erst die Freundschaft mit Rough Trade-Gründer Geoff Travis verhilft seinem musikalischen Ich auf die Sprünge.
Nach dem Tod des Vaters, an dessen Beerdigung er den Song "My Old Man" spielt, den Ian ursprünglich für den eigenen Vater geschrieben hat, sucht sich Baxter kreative Unterstützung bei Portisheads Geoff Barrow und Adrian Utley sowie Pulps Richard Hawley und veröffentlicht seine Premieren-EP. Die wird prompt "Platte der Woche" im britischen Fachblatt NME. Später erscheinen Durys Platten beim Indie PIAS.
Zunächst umarmt ausgerechnet Frankreich seinen schnoddrigen Cockney-Funk. Dort wird er schon 2005 mit "Floor Show" zum Popstar, eine Leistung, die seinem Vater nie geglückt ist. "Prince Of Tears" schlägt 2017 im Zuge der Hitsingle "Miami" dann sogar in seiner Heimat Großbritannien ein. Auf der folgenden Tournee sind zahlreiche Clubs ausverkauft.
2018 nimmt Baxter spontan mit Étienne de Crecy und der Londoner Punk-Musikerin Delilah Holliday ein Album unter dem Namen B.E.D. auf und spielt Supportshows für Noel Gallagher. Eine neue Erfahrung: "Es war lustig, mal in diesen großen Hallen aufzutreten. Nur das Publikum war nicht ganz so nett zu uns. Die Leute sind so drin in dieser Noel- und Oasis-Kultur, dass sie nicht bereit dafür sind, einen Typ in einem schlecht sitzenden 80er Jahre-Anzug zu akzeptieren, der zu einem Synthesizer singt." 2020 erscheint mit "The Night Chancers" ein Album, das das Konzept des Vorgängers noch konsequenter weiter verfolgt.
In der Pandemie wagt Baxter das Unerwartete. Er schaut auf seine Kindheit als Sohn eines berühmten Vaters zurück und beschließt, das Erlebte aufzuschreiben. 2021 erscheinen diese Erinnerungen im Buch "Chaise Lounge". Die Konfrontation mit der Vergangenheit hallt nach: Die zehn Songs auf "I Thought I Was Better Than You" behandeln ebenfalls ausschließlich seine rebellischen Jugendjahre. Die Musik dazu weicht nicht sonderlich vom Vorgänger ab und liegt irgendwo zwischen Serge Gainsbourg und einer Sleaford Mods-Maxi auf 33 RPM.
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