laut.de-Biographie
Bibi Tanga
"Ich liebe Disco, Funk, Soul, Reggae und R'n'B. Das ist für mich alles wie eine riesengroße Bibliothek, aus der ich mich bedienen kann. All das ist wie ein Vermächtnis schwarzer Musik aus aller Welt - und ich bin sein Erbe."
Der Mann, der mit derart eklektischem Verständnis an seine Kunst heran geht, trägt den klangvollen Namen Bienvenue 'Bibi' Tanga. Geboren 1969 als Sohn eines zentralafrikanischen Diplomaten, eins von zehn Kindern, kommt er bereits in zartem Alter mit verschiedensten Kulturen in Kontakt.
Die Familie lebt in Frankreich, Belgien, Deutschland, Russland und den USA, ehe ein Staatsstreich in seiner Heimat die Karriere des Vaters beendet. Die Familie flieht nach Frankreich und lässt sich in einem Außenbezirk der Hauptstadt nieder.
"Ich war zehn, als wir wieder nach Paris gezogen sind", erinnert sich Bibi. "Dort habe ich mich damals das erste Mal richtig heimisch gefühlt."
Die musikalische Sozialisation erfolgt fast von alleine: "Meine Eltern sind auf viele Partys gegangen, und mein Vater hatte eine riesengroße Plattensammlung. Ich bin wirklich mit einer Menge unterschiedlicher Musik aufgewachsen."
"Franco und Tabu Ley aus dem Kongo, Fela Kuti aus Nigeria, Bembeya Jazz aus Guniea und vieles mehr. Aber natürlich gab es bei uns auch amerikanische Musik von James Brown, Curtis Mayfield oder Jimi Hendrix. Nicht zu vergessen Bob Marley."
Teenager- und Hausbesetzerjahre in Frankreich erledigen den Rest und fügen der Mixtur noch Punk und New Wave hinzu. Doch Bibi will nicht nur konsumieren, er will selbst kreativ werden.
Er lernt Bass, Gitarre und Saxophon und nimmt Unterricht in Gesang und Stepptanz. "Das erste Instrument ist immer dein Körper", erklärt er. "Und beim Steppen ist es fast so, als hätte man Drums unter den Füßen."
Erste Testballons seiner Musik lässt er nicht auf einer Bühne, sondern in der Pariser Métro steigen. "Ich dachte, dass dies der einzige Weg wäre, um zu erfahren, ob die Menschen meine Musik mögen", so Bibi gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
"Ich wollte sehen, ob es für mich Gründe gibt, mit der Musik weiterzumachen. Wenn die Leute sie nicht gemocht hätten, dann hätte ich aufgehört, denn ich kannte niemanden aus der Musikbranche."
Offenbar mochten die Leute, was Bibis Phantasie entsprang. 2000 veröffentlicht er mit Unterstützung der Malka Family sein erstes Album "Le Vent Qui Soufflé". Die entscheidende Begegnung macht er allerdings erst drei Jahre später. Dann nämlich trifft er auf den DJ und Produzenten Le Professeur Inlassable.
"Es war wie Magie. Er wusste genau, was ich von ihm wollte, was er von mir wollte, und hat all das aus uns beiden herausgekitzelt, ohne dass einer von uns dem anderen im Weg gestanden hätte. So ein blindes Verständnis füreinander habe ich nie zuvor erlebt."
Später formiert sich zudem seine Band, die Selenites, mit Arthur Simonini an Keys und Geige, Rico Kerridge an der Gitarre und Arnaud Biscay am Schlagzeug. Gemeinsam erweitern sie noch Bibis ohnehin bereits facettenreiches Soundbild aus Afrobeat, Funk, Jazz, Hip Hop, deepen Grooves und vielschichtigen Soundcollagen.
"Manchmal stört es die Menschen, dass sich meine Musik nicht so leicht benennen lässt. Aber wir leben in einer Zeit, in der sich die Dinge ständig ändern, auch die Menschen ändern sich. Ich bin ein Kind dieser Zeit."
"Was immer ich machen werde, es wird nach 'Métissage' klingen, nach einer Mischung aus all dem, was mich geprägt hat. So bin ich aufgewachsen, in verschiedenen Ländern, mit unterschiedlichen Sprachen."
Noch keine Kommentare