laut.de-Kritik
Das musikalische Sonnenkind groovt durch alle Genres.
Review von Sven KabelitzSchluss mit elektronischen Spielereien. Nachdem einem auf "40º Of Sunshine" dank der Seletines noch munter die Loops um den Kopf schwirrten, kehrt Bibi Tanga nun zu einem organischen Sound zurück. Was bleibt, ist sein unstillbarer Drang nach dem perfektem Groove.
Selbst der schwerste Bewegungslegastheniker dürfte es schwer haben, während der 56 Minuten, die "Now" dauert, stillzusitzen. Indianerehrenwort! Die Gliedmaßen erklären sich offiziell unabhängig vom Hirn und beginnen, munter mitzuwippen. Und während wir vergnügt unser Tanzbein zu treibenden Beats schwingen, mischt uns Bibi Tanga in seinen Texten heimlich die bittere Pille der Realität unter, die sich auf diesem Weg so viel leichter schlucken lässt.
Während er im Opener "Calling" noch dem charakteristischem, langsamen Gitarren-Offbeat des Reggae frönt, liefert er mit "Upset" eine leidenschaftliche Disco-Nummer im Jamiroquai-Stil. Im hektisch vorgetragenen African-American Spiritual "Who's Gonna Be Your Man" covert er Ella Jerkins, nur um in "Love Can Bring You Pain" mit kraftvollen Gitarreneinsatz heftig mit dem Rock zu schäkern.
In den auf Sango geschriebenen Afrobeat-Tracks "Ala Za I O", "Montequene" und dem von Maschinengewehren zerfetzten "Ngombe" beschäftigt sich Bibi Tanga, Sohn eines Diplomaten, mit dem Schicksal der Menschen in der zentralafrikanischen Republik und deren Hauptstadt Bangui. "Das Land hat 40 Jahre politischer Instabilität hinter sich, aber wir sind trotzdem ein fröhliches Volk geblieben. Diese Kraft, diese Lebenslust, versucht man uns derzeit zu rauben. Die Diaspora und alle Zentralafrikaner müssen ihrer Verantwortung im Zusammenhang mit dieser Krise gerecht werden."
Ständig wechselt Tanga das Genre, steht zwischen allen Stilen. Trotzdem erscheint "Now" wie aus einem Guss. Denn all diese Songs verbindet das aufwühlende und freudige Herz des Sängers. Ein lebensfroher Puls, der den einzelnen Stücken als Metronom dient. Egal was Tanga anfasst, ob Soul, Funk, Reggae oder Afrorock, und egal welche Themen er in seinen Songs auch verarbeitet, er bleibt stets ein musikalisches Sonnenkind. Es groovt ein Bibi-Butzemann in unserem Kreis herum, dideldum.
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