laut.de-Kritik
It's getting heavy.
Review von Amelie KöpplDie "anatomische Venus" erzählt eine Geschichte von Männern des 18. Jahrhunderts, die in ihren anatomischen Studien keine gewöhnlichen Wachsfiguren untersuchten. Alle diese Figuren stellten Frauen dar, schöne Frauen in teilweise erotischen Posen – mit geöffneter Bauchdecke, fehlendem Gesicht, aufgeklapptem Brustkorb, die Organe, Sehnen, Adern, Muskelstränge frei gelegt. Nach Frontfrau Harriet Hyde (vorher: Harriet Bevan) sind diese Modelle "nicht einfach praktische medizinische Modelle für die Ausbildung, sie sind Fetischobjekte." Schaurig-schön oder einfach nur absurd?
Nach zwei Alben und ausschweifenden Tourneen wachsen die nach wie vor als Geheimtipp geltenden Briten von Black Moth zwischen ihren favorisierten Stilen und Idolen. Dass die Inhalte und sogar das Cover des dritten Albums von einer solchen Absurdität wie der anatomische Venus beeinflusst werden, verdankt sich dabei der kreativen Leistung der Musikern hinter dem Instrumentenhorizont.
"Istra" erinnert ein wenig an das blutjunge "Blackbirds Fall" vom Debütalbum "The Killing Jar". Düster, treibend, dabei aber immer sich melodisch windend, nimmt das dritte Album der Briten schnell an Fahrt auf. Dass die Songs fast ausschließlich die Vier-Minuten-Marke durchbrechen, ist dabei zwangsläufiges Stilmittel: Songs wie "Moonbow" oder "Buried Hoards" werden bis ins Detail aufgebaut und offenbaren beim wiederholten Durchgang noch die ein oder andere Spielerei, die beim ersten Hören noch im Verborgenen blieb.
Manche Teile des Albums sind eher von Kyuss beeinflusst ("Sisters Of Stone", "Severed Grace"), immer wieder schwingen aber auch Thin Lizzy ("A Lovers Hate"), Fu Manchu oder PJ Harvey mit. In der Gesamtheit betrachtet, bekennen Black Moth mit allen zehn Songs eine neue Heavyness, die gerade dank Frontfrau Hyde vor weiblicher Kraft nur so strotzt.
"Anatomical Venus" ist schneller und bissiger als seine Vorgänger. Black Moth setzen weniger auf Doom und mehr auf Heavy Metal. Die wenigen Verschnaufpausen in diesem intensiven Jam bieten so manche Möglichkeit, um an den Stimmungsreglern zu drehen und auch inhaltlich tiefer in die düstere Materie vorzudringen, die sich die Freunde des "Mothic Horror" nach wie vor auf die Fahnen schreiben.
3 Kommentare
Weiß nicht, weiß nicht...
Die zünden bei mir einfach nicht so, wie sie's von Konstellation, Genre-Aspiration und Sound her sollten. Und zwar schon wieder nicht... Hab beide Vorgänger und finde je 2-3 Songs ziemlich gut (als Party-Abriss...), der Rest ist solide, aber unspektakuläre Durchschnittskost. Nix wirklich tieferschürfendes. Und so scheint es sich mit diesem Album fortzusetzen.
Es hängt mE vor allem an der geringfügigen Entwicklung im Songwriting. Viele Parts wirken nach wie vor austausch- und vorhersehbar, hunderte Male bei in der Rezi genannten Idolen der Band inspirierter gehört und da reicht dann die durchaus passende Stimme der Sängerin als Alleinstellungsmerkmal nicht aus, zumal sie in den existierenden drei Alben doch eine eher eingeschränkte Variabilität unterstreicht. Die Gitarrensoli sind ok, nicht mehr, nicht weniger. Beim ersten Album dachte ich noch, dass sie so ziemlich alles haben bis auf richtig gute Songs - was mit den Nachfolgern ja noch hätte kommen können.
Das dritte Album wird ja häufig im Musikjournalismus als "entscheidend" für bspw. den weiteren Werdegang oder auch die später wahrgenommene musikhistorische Relevanz einer Band beschrieben und daran bemessen würde ich behaupten, dass Black Moth über den Geheimtipp-Statuts nicht allzu weit hinauskommen werden, kommerziell gesehen. Wobei die für mich persönlich nicht mal den haben, weil der ja unausgesprochen suggeriert, dass larq mit einer Geheimtipp-Band unterm kommerziellen Radar auch auf anderen Ebenen wie bspw. der technisch-musikalischen, der emotionalen oder auch der Live-Umsetzung etwas Außergewöhnliches verpassen würde.
Black Moth sind aber mehr so "nice to know" statt "true loss to those who don't".
3/5
Heute in der U-Bahn 2 mal durchgehört, kann die 3/5 von oben vorerst leider bestätigen. Wobei ich den Vorgänger hervorragend fand und das erste Album zumindest einen Rohdiamanten. Beim aktuellen fehlt irgendwie die Abwechslung, zu viele Songs klingen gleich und mir blieb nur Buried Hoards in Erinnerung. Ich vermiss ein paar doomige, schleppende Songs. Mmmh, vielleicht wird's ja noch was ...
Beim ersten und zweiten mal durchhören wollte es bei mir auch nicht so recht zünden.Mit der Zeit
Die Songs sind allesamt etwas eingängiger als die der Vorgängeralben.Was ich aber,besonders im Bezug auf den Gesang,gut finde.
Höre das Album aktuell sogar lieber als damals noch The Killing Jar.
Meine Highlights sind Moonbow,Buried Hoards und Screen Queen
Von mir gibts ne 4/5.