laut.de-Kritik

Soll das nachtclubtauglich sein? Aber wunderbar für die Charts.

Review von

Das gängige Dance- und Trance-Rezept mit kitschigen Flächen, viel Delay, schmatzenden Bässen und der Stimme einer Frau, die offensichtlich sexuell nicht ausgelastet ist und vor lauter Geilheit nur noch flüstern kann, scheinen die Zwei perfekt zu beherrschen. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sie den Slogan "Back To The Roots" falsch verstanden haben. Oder wie soll ich mir die Kinderliedmelodien anders erklären?

Die CD beginnt mit "Invocatio", das mit einem mittelalterlichen Chor in die Folterkammer der Sinne führt. Danach geht es schon mit "Beyond Time" richtig los, ein Mädel haucht mir den Titel ins Ohr, und ich frage mich, ob es noch schlimmer werden kann... Es kann, der Track ist gespickt mit ekelerregendem Überfluss des schon erwähnten Delays und die ewige Steigerung der Hi Hats macht mich nahezu verrückt, so dass ich erst eine rauchen muss, um mich den Qualen weiter aussetzen zu können. Im dritten Stück der CD wird versucht, alle aktuellen Trends auf einmal in ein Trancelied einzubauen, was in ein furchtbares Durcheinander aus Ataristimmen à la Kraftwerk und Scratches ausartet. Das vierte machte mir wieder etwas Mut. Spacige Töne, die zwar etwas nervig sind, aber der Sound ist nicht so überladen, wäre da nicht wieder diese Mädel das mich jetzt richtig nervt, da sie immer nur flüstert. Mit Titel Nummer fünf erwartete mich wieder ein richtiger Knaller, die Schlaftablette schlechthin, Hallenakustik und dazu noch Delay - grauenhaft. Stück sieben ist wieder ein Lichtblick, da das Mädel zwar immer noch flüstert, aber immerhin mal mehr als nur drei Worte sagt, ja sie singt sogar richtig! Aber eine Affinität zu Chicane bleibt nicht verborgen.

Mit dem Anfang von "Tribal Attack" ist meine Hoffnung wieder verflogen. "Mixmaster Come Back"? Was soll das? Soll mir das irgend etwas sagen ? Und woher kommen die Schreie? Ah, ich vermute, da war ein Sampler am Werk und hat diverse Live-Alben bestohlen. Was folgt, wird mich noch in meinen Alpträumen verfolgen, ein Herumgetrommel, das mich an die Drum-Machine von Der Dritte Raum erinnert, so dass ich mich fragen muss, wie man so was in Trance einbauen kann. Danach folgt der "Electric Circus" was dank der Breakbeats und Elektro-Elemente treffender nicht bezeichnet werden kann. Das kann eigentlich nur in einem Desaster enden. Zu Track neun gibt’s eigentlich nichts zu sagen, weil ich eingeschlafen bin, aber als ich erwachte, hörte ich ziemlich durchgenudelte Streicher, die ein klassisches Thema fideln. Ach Jungs, ihr solltet an der Anschlagdynamik eurer Synties arbeiten.

Nun geht es nahtlos weiter mit dem zehnten Stück, das sich anhört wie ein Ravetrack aus den 90ern. Mayday fällt mir spontan ein, aber ich bin vermutlich nicht mehr zu retten. Lied elf ist wohl der erträglichste der Doppel CD, auch wenn die Tussi wieder zu flüstern angefangen hat und mir irgend etwas vom Himmel zu erzählen versucht - I don't care. Zum Schlusstitel will ich jetzt nichts mehr sagen, da er einfach nur in den Kontext passt.

Aber da ich natürlich die limitierte Spezialversion habe, bleibt mir die Bonus CD nicht erspart, und was passiert, wenn die zwei Trance-Kasper versuchen, Ambient zu produzieren? Ein lächerlich mieses Dahingedümpel, bei dem die schon auf CD eins gehörten Tracks eine Totalreduktion erhalten haben und ewig lahm sind. Die riesigen Flächen lassen einen richtig schön einschlafen; immerhin bleiben einem durch die Reduktionen die widerlichen Acidlines erspart, was die Bonus CD wesentlich erträglicher macht.

Bleibt zu hoffen, dass die Produzenten zukünftig bei dem bleiben, was sie können, und nicht versuchen, alle Stile in einen riesigen Trancebrei zu wursten.

Trackliste

  1. 1. Invocatio
  2. 2. Beyond Time
  3. 3. DJ´s,Fans&Freaks
  4. 4. Nightclubbing
  5. 5. Le Grande Bleu
  6. 6. Fragile
  7. 7. Tribal Attack
  8. 8. Electric Circus
  9. 9. Darkness
  10. 10. Sweet Revange
  11. 11. Heaven (Can Wait)
  12. 12. Secrets & Lies
  13. 13. Bonus CD: Beyond Time
  14. 14. Bonus CD: Heaven (Can Wait)
  15. 15. Bonus CD: Le Grande Bleu

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