laut.de-Biographie
BlocBoy JB
In der jüngeren und älteren Hip Hop-Vergangenheit hat Memphis schon die ein oder andere Geschichte geschrieben. Und zwischen inzwischen ikonischen Acts wie Project Pat, 8Ball und der Three 6 Mafia liest sich die Vita von einem gewissen BlocBoy JB fast schon ein wenig wie der Blueprint der Stadt.
James Baker wächst in schwierigeren Vierteln auf. Er trägt den Vornamen seines Vaters, der indes eine über zwanzigjährige Gefängnisstrafe absitzt. Nur mit zwölf bekommt er diesen einmal wirklich zu Gesicht, als er aus dem Gefängnis ausgebrochen ist, um Zeit mit seinem Sohn zu verbringen. Und auch wenn zu diesem Anlass mit Sicherheit viele Dinge zu besprechen waren, gab es besonders eine Aussage, die JB wichtig war: Er will rappen. Er will seine Geschichte erzählen.
Doch bevor seine ins Internet gestellten Mixtapes nennenswerte Fahrt aufnehmen, hat das Leben andere Pfade für Baker im Sinn. Er wird Teil eines Ablegers der Crips, bewegt sich in fragwürdigeren Umgebungen. Ein Thema, das auch in seiner Musik immer wieder aufflimmert. Die "Peda Roll Mafia", so nennt sich der Ableger der kalifornischen Gang in Memphis. Und JB beteiligt sich auf die ein oder andere Art an deren Machenschafen.
Die Zeit hat jedoch auch Gutes: Mit einem gewissen Tay Keith finden JB einen Produzenten, der zwar klanglich deutlich in der musikalischen Umgebung von Memphis verankert ist, aber dennoch das individuelle Talent des BlocBoys erkennt. 2016 beginnt er, mit Tapes in Serie zu gehen. "Who Am I 1-3", "Loco" und "Grape Juice" fluten Soundcloud und YouTube, zumindest auf lokaler Ebene trägt der hohe Output schnell Früchte.
Im kommenden Sommer soll dann auch der überregionale Erfolg folgen. Mit "Shoot" hat er nicht nur einen unweigerlich eingängigen Banger in den Händen, der Trap-Parties bis nach Europa erobert, sondern auch ein Musikvideo, das ihn einen Schritt näher in Richtung Star bringt. Der "Shoot"-Tanz, der hektische und rabiate Schritt, der fortan all seine Videos dominieren wird, erregt Aufmerksamkeit. So viel, dass er im kommenden Jahr nicht nur mitsamt Adlibs im "This Is America"-Video von Childish Gambino vorkommt, sondern es JB auch ein Drake-Feature einbringt.
Wie bereits 21 Savage, ILoveMakonnen und PARTYNEXTDOOR bewiesen haben: Ein Drake-Feature bedeutet zumindest temporär den Schritt in die große Liga. Und "Look Alive" zeigt das so eindrucksvoll wie schon lange nichts mehr. Wochenlang befindet sich der Song in den Top 10, die wachsende Beliebtheit ermöglicht ihm Zusammenarbeiten mit A$AP Rocky, 21 Savage und Lil Pump.
Dabei ist das Erfolgsrezept genauso simpel wie bei den meisten seiner Songs: Schmissiger Tay Keith-Beat, die hyperaktive Delivery des BlocBoys und einschlägiger Refrain. Fertig. Diese Formel ist so monolithisch für die Musik von JB, das man fast gar nicht umhinkommt, ihn für ein wenig eindimensional zu halten. Trotzdem nutzt sich auch mit dem 2018 erschienenen siebten Mixtape "Simi" der Effekt nicht ab.
BlocBoy JB ist ein klassischer Hood Favorite. Ein sympathischer Typ, der zwar die Realität und die Schattenseiten der Straße kennt, aber trotzdem die positive Energie und den Enthusiasmus der Gegend hochhält. Da kann der virale Erfolg kommen oder gehen, am Ende des Tages liebt ihn Memphis, lieben ihn seine Nachbarn und lieben ihn seine Peers. Es ist ein Nischenprodukt im wahrsten Sinne der Worte. Und solange die Kids in Memphis auf einen Trap-Beat tanzen wollen, wird auch JB sein Feld haben. Und je nachdem, wie man die Erfindung des Genres auslegen mag, könnte man sagen, dass sie dort schon seit 1998 auf Trap tanzen. Aber erzählt das nicht T.I. oder Gucci Mane.
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