laut.de-Kritik
Das Who is Who des Hardrocks gibt Gary Moore die Ehre.
Review von Yan VogelGary Moore wandelte zu Lebzeiten zwischen den Welten Hardrock und Blues. Nach seinen Ausflügen mit Thin Lizzy Ende der Siebziger nahm seine Solokarriere mit Alben wie "Wild Frontier" und "After The War" Fahrt auf. Die irisch-keltischen Einflüsse im Sound wirkten stilprägend. So berufen sich zum Beispiel die Symphonic-Metaller Nightwish auf den Gitarristen und coverten "Over The Hills And Far Away".
Des Weiteren zeigt dies Moores Experimentierfreude und einen Geist, der sich gerne Back to the roots orientiert. Nach der Hinwendung zur traditionellen Musik seiner Heimat stellte Moore die Rock-Genealogie vom Kopf auf die Füße und widmete sich der Wurzel vieler Pop- und Rockspielarten, dem Blues.
Die Legende will es so, dass sich der Gitarrenmeister erst von seinem langjährigen Mitstreiter Bob Daisley (Ozzy Osbourne, Rainbow) zum Millionen-Seller "Still Got The Blues" überreden ließ. Danach startete Moore eine Weltkarriere, die den Wandler zwischen den Welten stilistisch festlegte. Bis zu seinem tragischen Herztod, der wohl auf Moores übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen ist, blieb er vor allem der bluesigen Seite verhaftet.
Dieses Andenken pflegt Daisley nun mit dem vorliegenden Tribute-Album. Die Ehrerbietung erreicht nun im siebten Jahr nach dessen Ableben einen weiteren Höhepunkt. Der deutsche Blues-Gitarrist Henrik Freischlader legte erst im letzten Jahr eine hörenswerte Platte mit "Blues For Gary" vor. Er zollt der Ikone mit einer geschmackvollen Songauswahl Respekt und veredelt dies mit konsistenten Gitarrenparts.
Dieser intimen Werkschau stellt der 68-jährige nun eine Art Best Of entgegen. Diese fokussiert die großen Hits und Balladen und fährt mit dem Who is Who der Blues-affinen Hardrock-Zunft auf. Dabei geben nicht unbedingt die Gitarren die Highlights ab. Klar wahren John Sykes (Thin Lizzy), Steve Morse (Deep Purple) und Doug Aldrich (Whitesnake) in ihren Beiträgen die nötige Nähe zum Original und üben sich insbesondere in den explorierten Closing-Parts in ihren Komfortzonen.
Vor allem die Arrangements bieten einen Mehrwert. "Empty Rooms" restauriert der Ex-Ozzy-Bassist von seiner Achtziger-Patina und wartet mit einer gelungenen Tiefton-Passage auf. "Parisienne Walkways" gewinnt durch den Vocal-Beitrag von Ricky Warwick (Black Star Riders) an Tiefe. Generell leben Songs wie "The Blues Just Got Sadder" oder "Nothing's The Same" von den Vocals absoluter Könner wie Joe Lynn Turner (Yngwie Malmsteen) und Glenn Hughes (Black Country Communion).
Die Produktion mag Puristen zu glatt ausfallen. Auf der anderen Seite klingen Daisleys Versionen transparent und druckvoll, wohl ein Zugeständnis an heutige Soundgewohnheiten. Dadurch erhält "Moore Blues For Gary", in dem Songs aus dreißig Jahren kompiliert sind, einen einheitlichen Anstrich. Bleibt zu hoffen, dass Daisley seine Hardrock-Kollegen in Zukunft noch mal zusammen trommelt, um die Achtziger-Ära des gepflegten Heavy-Riffs zu ehren. Dass er es kann, hat er bewiesen.
2 Kommentare
"Die Produktion mag Puristen zu glatt ausfallen."
Mit dem ankommen des aktuellen Streamingangebotes (alles digital) bei der Masse an Hörern, haben die sogenannten Puristen nichts mehr zu melden. Deshalb eher ein + bei dem Album. Gary tanzt den Blues auf seinem Grab!
Zu glatt und steril. Da kommt gar nichts an den Meister ran. Lohnt nicht.