laut.de-Kritik
Ein voluminöses Paket, das man auch international verschicken kann.
Review von Kai ButterweckSeit geraumer Zeit dümpelt die Metalcore-Szene mehr schlecht als recht vor sich hin. Fehlende Ideen, mangelnde Durchschlagskraft und das ständige Drehen im Kreis haben dazu geführt, dass selbst dem innersten Zirkel mittlerweile die Muffe geht. Vor allem hierzulande kommt der Nachwuchs nicht so richtig aus dem Quark. Und so kniet die Hartwurst-Fraktion nun schon seit Jahren vor den Speerspitzen des Genres, in der Hoffnung, dass wenigstens dort die Hausaufgaben erledigt werden.
Die Rede ist natürlich von Heaven Shall Burn, Callejon und Caliban – drei Bands, die unbekümmert ihren Weg gehen und sich mit aller Kraft gegen das Aussterben qualitativ hochwertiger Extrem-Klänge wehren.
Dieser Tage sind es Letztgenannte, die sich mit ihrem neunten Studioalbum mal wieder aufmachen, um Fans ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Dabei setzen die Westfalen nahtlos dort an, wo sie vor zwei Jahren mit "I Am Nemesis" aufgehört haben. Sprich: Brettharte Gitarrenwände, dynamische Rhythmuswechsel und Gesangsstrukturen, die über den Standard hinausgehen. Das alles, eingepfercht in eine voluminöse, nach allen Seiten offene Sound-Kammer Deluxe – und schon steht man auf der sicheren Seite.
Nach 16 Jahren im Business wissen Caliban, wie der Hase laufen muss. Statt sich mit übers Knie gebrochenen Experimenten Steine in den Weg zu legen, bohrt das Quartett lieber akzentuierte Löcher in Altbewährtes.
So schiebt man hier und da ein paar Elektro- und Synthie-Elemente ein ("King", "Wolves And Rats"), drückt bisweilen etwas intensiver auf den Melodie-Knopf ("Devil's Night", "My Vertigo"), oder umarmt die Gefolgschaft mit choralen Bulldozer-Einwürfen ("Chaos Creation", "Your Song").
Mit ungewohnt vielen Clean-Vocals sowie gehaltvollen Einwürfen aus dem Callejon-Proberaum obendrauf ("Nebel") entsteht ein Gesamtpaket, das man ohne Probleme international verschicken kann.
Mit "Ghost Empire" liefern Caliban anno 2014 solide Arbeit ab. Dank basisorientierter Detail-Frickelei darf die Metalcore-Fahne bis zum Erscheinen der neuen Alben der beiden eingangs erwähnten anderen Genre-Dinos wieder etwas höher gehisst werden.
3 Kommentare mit 2 Antworten
Natürlich kann man das auch "international" verschicken. Klingt so beliebig wie haufenweise andere Band aus diesem Genre.
^Muss ich leider zustimmen. Klingt nicht sonderlich einfallsreich.
Die brauch nun wirklich seit 10 Jahren keiner mehr...
Die "I Am Nemesis" war eine wirklich außergewöhnlich gute Platte, an die diese auf keinen Fall anknüpfen kann. Deutlich beliebiger, weniger zornig. Und mehr Melodie ist nicht zwingend mehr gut.
Metalcore war nie wirklich mein Ding. Das gilt auch für Caliban obwohl mir "The Undying Darkness" ganz gut gefällt und auch "The Awakening" kann man durchaus mal hören. Aber das hier ist schlicht Vollschrott. Allein "King" ist nervtötendes Gedudel der untersten Schublade. Und der Rest ist kaum besser. Braucht kein Mensch.